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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Invasionsabwehr-System.«
    »Das Problem ist, Mister, daß ich kein Jockey mehr bin, also werd ich wohl besser gehn...«
    17
    Microlight = Version des Ultralight, der halb Flugdrachen, halb Motorflugzeug ist, bestehend aus Alugestänge, Segel-tuchbespannung und Kleinmotor, keine 150 kg schwer. - Der Übers.
    32
    »Ich war dabei, Case; ich war dabei, als sie deinesgleichen erfunden haben.«
    »Was hast du denn mit mir und meinesgleichen zu tun, Freundchen?
    Bist so reich, kannst'ne Skalpellmieze anheuern, um mich hier anschlep—pen zu lassen. Ich werd nie mehr ein Deck anfassen, weder für dich noch für sonst jemand.« Er ging zum Fenster und blickte hinunter. »Da spielt sich jetzt mein Leben ab.«
    »Unser Profil sagt, du versuchst, die Leute auf der Straße reinzulegen, damit sie dich kaltmachen, wenn du wegschaust.«
    »Profil?«
    »Wir haben ein detailliertes Modell entworfen, Info über jeden deiner Decknamen gekauft und zusammenfassend mit 'ner militärischen Software bearbeitet. Du neigst zum Selbstmord, Case. Das Modell gibt dir noch 'nen Monat draußen. Und deine medizinische Projektion sagt, daß du innerhalb eines Jahres 'ne neue Bauchspeicheldrüse brauchst.«
    »Wir.« Er schaute in die bleichen, blauen Augen.
    »Wer ›wir‹?«
    »Was würdest du sagen, wenn ich dir eröffne, daß wir deinen Nerven—
    schaden beheben können, Case?« Armitage sah Case plötzlich an, als wäre er aus einem Metallblock gehauen: regungslos, ungemein schwer. Eine
    Statue. Case wußte jetzt, das war ein Traum, aus dem er bald erwachen würde. Armitage würde kein Wort mehr sagen. Seine Träume endeten immer mit solchen Standfotos, und damit war dieser jetzt aus.
    »Was würdest du sagen, Case?«
    Case blickte über die Bucht hinaus und schauderte.
    »Nichts als Scheiße, würd ich sagen.«
    Armitage nickte.
    »Was deine Bedingungen sind, würd ich dann wissen wollen.«
    »Mehr oder weniger Routine für dich, Case.«
    »Der Mann soll sich erst mal ausschlafen, Armitage«, sagte Molly von ihrem Futon. Die Bauteile der Flechette waren auf der Seide ausgelegt wie ein teures Puzzle. »Er geht echt auf dem Zahnfleisch.«
    »Die Bedingungen«, sagte Case, »und zwar sofort. Jetzt sofort!«
    Er schauderte immer noch. Das Schaudern hörte nicht mehr auf.
    Die namenlose Klinik war kostspielig ausgestattet und bestand aus ei—33
    ner Reihe von Pavillons, die durch strenge Gartenanlagen gegliedert waren. Er kannte die Klinik von seiner Konsultationsrunde, die er im ersten Monat nach der Ankunft in Chiba absolviert hatte.
    »Schiß, Case. Du hast echt Schiß.« Es war Sonntagnachmittag, und er
    stand mit Molly auf einem hofähnlichen Platz. Weiße Findlinge, ein grünes Bambusgebüsch, schwarzer, wellig gerechter Kies. Ein Gärtner, ein großes Metallgebilde in Krebsform, verrichtete Pflegearbeiten am Bambus.
    »Es klappt schon, Case. Du ahnst nicht, was für Sachen Armitage hat. Er bezahlt diese Nervenspengler, damit sie dich wieder hinkriegen, stellt ihnen ein Programm zur Verfügung, das ihnen sagt, wie sie vorgehen müssen. Das bringt ihnen einen Vorsprung von drei Jahren gegenüber der Kon—kurrenz. Kannst du dir vorstellen, wieviel das wert ist?« Sie hakte die Daumen in die Gürtelschließe ihrer schwarzen Lederhose und wippte auf den lackierten Absätzen ihrer kirschroten Cowboystiefel. Die schmalen Stiefelspitzen trugen glänzende, mexikanische Silberkappen. Die mit Zinn-amal—gam verspiegelten, leeren Linsen betrachteten ihn mit der Gelassenheit eines Insekts.
    »Du bist ein Straßensamurai«, sagte er. »Wie lange arbeitest du schon für ihn?«
    »Paar Monate.«
    »Und davor?«
    »Für jemand anders. Bin ein arbeitssames Mädchen, du weißt schon.«
    Er nickte.
    »Komisch, Case.«
    »Was ist komisch.«
    »Ich hab das Gefühl, dich zu kennen. Das Profil, das er hat. Ich weiß, wie deine Drähte laufen.«
    »Du kennst mich nicht, Schwester.«
    »Du bist in Ordnung, Case. Hast nur 'n bißchen Pech gehabt, wie man so schön sagt.«
    »Wie steht's mit ihm? Ist er in Ordnung, Molly?« Der Roboterkrebs stakte durch den gewellten Kies auf sie zu. Sein Bronzepanzer hätte tausend Jahre alt sein können. Als er bis auf einen Meter an ihre Absätze herangekommen war, feuerte er einen Lichtstrahl ab und hielt kurz inne, während er die eingegangenen Daten analysierte.
    »An was ich immer zuerst denke, Case, ist die eigene geliebte Haut.«
    34
    Der Krebs begann, ihr auszuweichen, aber sie versetzte ihm einen wohldo—sierten

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