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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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den polierten Tisch aus vietnamesischem Rosenholz hinweg in die ru-higen, braunen Augen des Todesengels. Behutsam, beinahe verlegen, er-klärte der geklonte Killer, daß es seine Pflicht sei, ein bestimmtes Kunst-werk wiederzubeschaffen, einen Apparat von großer Schönheit, der aus dem Hause seines Herrn entwendet worden sei. Er habe erfahren, meinte der Ninja, daß Smith vielleicht nähere Angaben zum Verbleib dieses Objekts machen könne.
    Smith sagte dem Mann, er habe keine Lust zu sterben und holte den
    Kopf. Wieviel er dafür verlangen wolle, fragte sein Besucher. Smith nannte einen Betrag, der viel niedriger angesetzt war als der ursprüngliche Preis, mit dem er gerechnet hatte. Der Ninja zückte einen Kredit-Chip und überwies Smith diesen Betrag von einem Schweizer Nummernkonto. Und wer ihm dieses Stück gebracht habe, wollte der Mann noch wissen. Smith nannte den Namen. Binnen weniger Tage erfuhr er von Jimmys Tod.
    »Und damit komme ich ins Spiel«, fuhr der Finne fort. »Smith wußte,
    daß ich viel mit Memory Lane handle, wohin man geht, wenn man diskre—
    28
    Ninja = ausgebildeter jap. Kämpfer. - Der Übers.
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    te Info braucht, die nicht zurückzuführen ist auf den Initiator. Ich heuerte einen Cowboy an. Ich war der Mittelsmann, also nahm ich Prozente.
    Smith, der war sehr vorsichtig. Er hatte gerade eine sehr eigenartige Geschäftserfahrung hinter sich und war noch einmal ungeschoren davongekommen, aber die ganze Sache blieb schleierhaft. Wer hatte aus diesem Schweizer Konto bezahlt? Yakuza? Ausgeschlossen. Die haben sehr strenge Regeln für solche Situationen und servieren stets auch den Empfänger ab. Krumme Touren? Smith war nicht der Meinung.
    Krumme Touren haben vibes, die du riechst. Nun, ich ließ meinen Cowboy in den Zeitungsarchiven wühlen, bis wir feststellten, daß Tessier-Ashpool in einen Prozeß verwickelt war. Es ging praktisch um nichts, aber wir brachten den Namen der Anwaltskanzlei in Erfahrung. Der Cowboy knackte das Eis der Kanzlei, wodurch wir an die Familienadresse herankamen.
    Hat uns 'ne Menge eingebracht.«
    Case zog die Brauen hoch.
    »Freeside«, sagte der Finne. »Die Spindel. Wie sich zeigt, gehört ihnen
    fast das ganze Ding. Machten eine interessante Feststellung, als der Cowboy reguläre Informationen aus den Zeitungsarchiven abrief und eine Obersicht erstellte. Familienorganisation. Körperschaftsstruktur. Angeblich kann man sich in eine SA einkaufen, aber Anteile von Tessier-Ashpool werden schon seit über hundert Jahren nicht mehr auf dem freien Markt gehandelt. Auf keinem Markt, soviel ich weiß. Da haben wir eine sehr stille, sehr exzentrische Orbit-Familie der ersten Generation vor uns, die wie eine Körperschaft geregelt ist. Viel Geld, sehr medienscheu. Viel Kloning.
    Im Orbit sind die Gesetze über Genmanipulation viel lascher, nicht wahr?
    Und es ist schwer, im Auge zu behalten, welche Generation oder Kombination von Generationen zu irgendeiner Zeit den Laden schmeißt.«
    »Wie das?« fragte Molly.
    »Haben eigene kältetechnische Anlagen. Sogar nach Orbitalen Gesetzen
    ist man rechtlich gesehen tot, solange man tiefgefroren ist. Sieht aus, als wechselten sie; der Gründungsvater ist sei dreißig Jahren nicht mehr gesehen worden. Die Gründungsmutter, die ist bei einem Laborunfall umge-kommen...«
    »Und was ist mit deinem Hehler passiert?«
    »Nichts.« Der Finne runzelte die Stirn.« »Ließ die Sache fallen. Wir haben einen Blick auf die unglaubliche Verflechtung von Vollmachten im Besitz 77
    der Tessier-Ashpools erhascht, und das war's. Jimmy muß in die Straylight eingedrungen sein und den Kopf geklaut haben, und T-A wird den Ninja auf ihn gehetzt haben. Smith beschloß, das Ganze zu vergessen. War vielleicht gar nicht dumm von ihm.« Der Finne blickte zu Molly.
    »Die Villa Straylight. Spitze der Spindel. Streng privat.«
    »Du meinst, ihnen gehört dieser Ninja, Finne?« fragte Molly.
    »Smith war davon überzeugt.«
    »Teuer«, sagte sie. »Was wohl aus dem kleinen Ninja geworden ist, Finne?«
    »Haben ihn vermutlich auf Eis gelegt. Tauen ihn wieder auf, wenn sie ihn
    brauchen.«
    »Okay«, sagte Case, »wir wissen, daß Armitage seine hübschen Sachen
    von einer AI namens Wintermute bezieht. Was bringt uns das?«
    »Bisher nichts«, meinte Molly. »Aber jetzt hab ich 'ne kleine Nebenbe—
    schäftigung für dich.« Sie zog ein zusammengelegtes Stück Papier aus der
    Tasche und reichte es ihm. Er faltete es auseinander. Gitterkoordinaten
    und

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