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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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als
    hielte sie eine unsichtbare Frucht.
    Die fünf Klingen kamen zum Vorschein und schoben sich langsam wieder zurück. »Teuer, nach Chiba zu fahren, teuer, die Operation, teuer, die Aufbereitung des Nervensystems, so daß man die entsprechenden Reflexe für das Gerät hat... Weißt du, wie ich das Geld zu Anfang verdiente? Hier.
    Nicht hier, aber in 'nem ähnlichen Laden im Sprawl. Ist zunächst ein Kinderspiel, denn sobald sie dir den Unterbrecher-Chip einpflanzen, ist's lokker verdientes Geld. Wachst manchmal wund auf, aber das ist schon alles.
    Vermietest deine Güter, das ist alles. Du bist nicht dabei, wenn's passiert.
    Das Haus hat jede erdenkliche Software, die ein Freier sich leisten kann..:«
    Sie knackte mit ihren Fingerknöcheln. »Fein. Ich bekam mein Geld. Problem war, der Unterbrecher und die Schaltung, die sie mir in Chiba eingebaut hatten, waren nicht kompatibel. Die Arbeit sickerte allmählich durch, ich konnte mich langsam erinnern... Aber es waren nur Träume, und nicht immer schlechte.« Sie lächelte. »Dann wurde es seltsam.« Sie zog die Zigaretten aus seiner Tasche und zündete sich eine an. »Das Haus fand heraus, was ich mit meinem Geld machte. Ich hatte die Klingen schon drin, aber die neuromotorische Feinarbeit erforderte noch drei Besuche. Keinesfalls
    war ich bereit, das Puppenspiel zu lassen.« Sie inhalierte, blies den Rauch aus und schickte drei perfekte Ringe hinterher. »Der Scheißtyp, der den Laden schmiß, ließ eine besondere Software zusammenbrauen. Berlin, das ist der Ort für Sniff, weißt du? Großer Markt für mittelprächtige Kicks,
    Berlin. Ich erfuhr nie, wer das Programm schrieb, an das sie mich ranhängten, aber es war auf die ganzen Klassiker aufgebaut.«
    »Sie wußten, daß du das Zeug mitbekommen hast? Bei Bewußtsein
    warst während der Arbeit?«
    »War nicht bei Bewußtsein. Ist wie Cyberspace, aber leer. Silber. Riecht
    wie Regen... Siehst dich beim Orgasmus. Ist wie eine kleine Nova draußen
    an der Grenze des Alls. Aber ich fing an, mich zu erinnern. Wie an einen Traum, weißt schon. Und sie haben mir nichts gesagt. Haben die Software ausgetauscht und begonnen, mich an spezielle Kundschaft zu verkaufen.«
    Sie schien aus der Ferne zu sprechen. »Und ich wußte Bescheid, hielt
    aber den Mund. Ich brauchte das Geld. Die Träume wurden immer schlimmer, und ich sagte mir, daß zumindest manche nur Träume waren. Aber inzwischen hatte ich mitbekommen, daß der Boß eine ganze kleine Klientel 144
    für mich bereitgestellt hatte. Nichts ist zu gut für Molly, sagte der Boß und gab mir die Scheißlohnerhöhung.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Schwanz kassierte acht Mal so viel, wie er mir zahlte, und glaubte, ich wüß-
    te das nicht.«
    »Wofür kassierte er denn?«
    »Schlechte Träume. Alpträume. Eines Nachts, eines Nachts kam ich gerade von Chiba zurück.« Sie warf die Zigarette auf den Boden, trat sie mit dem Absatz aus und setzte sich, an die Wand gelehnt. »Die Chirurgen gingen voll ran bei diesem Besuch. Heikle Sache. Sie haben wohl den Unterbrecher-Chip vermurkst. Ich kam zurück. War mit einem Freier zugange...«
    Sie bohrte die Finger tief in den Temperschaum. »War'n Senator. Kannte
    sein fettes Gesicht. Wir schwammen im Blut. Waren nicht allein. Sie war...«
    - sie zupfte am Temperschaum - »... mausetot. Und dieser fette Schwanz,
    der sagte: ›Was ist'n los? Ist'n los?‹ Denn wir waren noch nicht fertig... «
    Sie fing zu zittern an.
    »Schätze, ich gab dem Senator, was er wirklich wollte, verstehst du?«
    Sie hörte auf zu zittern. Sie ließ den Schaum los und strich sich mit den Fingern durch ihr dunkles Haar. »Das Haus ließ gegen mich ermitteln. Muß-
    te für 'ne Weile untertauchen.«
    Case sah sie mit großen Augen an.
    »Riviera hat gestern abend 'nen Nerv getroffen«, sagte sie. »Schätze, ich soll einen mächtigen Haß auf ihn entwickeln, damit ich entsprechend prä-
    pariert bin, ihm da rein zu folgen.«
    »Folgen?«
    »Er ist schon drin. In der Straylight. Auf Einladung von Lady 3Jane. Wegen der Widmung und so. Sie war da, in 'ner Privatloge oder so...«
    Case fiel das Gesicht ein, das er gesehen hatte. »Wirst du ihn umbringen?«
    Sie lächelte. Kalt. »Er wird sterben, ja. Bald.«
    »Ich hatte auch Besuch«, sagte er und erzählte ihr vom Fenster, erzählte
    ihr, wie er zufällig darauf gestoßen war, was die Zone-Gestalt über Linda sagte. Molly nickte.
    »Vielleicht sollst du auch was hassen.«
    »Vielleicht hasse ich

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