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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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paar Namen. Wie heißt du, Pierre?«
    »Wir wissen, wie du in Chiba wiederhergestellt worden bist«, sagte Michelle, »und das war vielleicht der erste Fehler von Wintermute.« Case sah sie so nichtssagend an, wie er konnte. Dieser Name war bisher noch nicht gefallen. »Der bei dir angewandte Prozeß führte dazu, daß der Klinikinha—ber sieben Patente anmeldete. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Nein.«
    »Es bedeutet, daß der Betreiber einer schwarzen Klinik in Chiba City nun eine Aktienmajorität bei drei großen medizinischen Forschungskonsortien besitzt. Das stellt die übliche Ordnung auf den Kopf, verstehst du? Hat Aufsehen erregt.« Sie verschränkte die braunen Arme über den kleinen,
    hohen Brüsten und lehnte sich gegen das gemusterte Polster zurück. Case fragte sich, wie alt sie sein mochte. Man sagt, das Alter sei in den Augen zu lesen, aber ihm war das nie aufgefallen. Julie Deane hatte hinter seiner Rosenquarzbrille die Augen eines desinteressierten Zehnjährigen gehabt.
    An Michelle war bis auf die Knöchel nichts Altes. »Folgten dir ins Sprawl verloren dich aus den Augen und spürten dich wieder auf beim Abflug nach Istanbul. Wir verfolgten die Sache zurück, lokalisierten dich im Gitter und gelangten zum Schluß, daß du einen Aufruhr bei Sense/Net angestiftet hattest. Sense/Net zeigte sich sehr kooperativ. Sie machten eine Inventur für uns. Stellten fest, daß die ROM-Persönlichkeitskonstruktion von McCoy Pauley fehlte.«
    »In Istanbul«, sagte Roland eher kleinlaut, »war's sehr einfach. Die Frau hatte Armitages Kontakt zur Geheimpolizei mißbraucht.«
    »Und dann bist du hierher gekommen«, sagte Pierre, der das Fernglas
    nun in die Tasche seiner Shorts steckte. »Wir waren entzückt.«
    »Chance, was für eure Bräune zu tun?«
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    »Du weißt, was wir meinen«, sagte Michelle. »Wenn du dich absichtlich
    dumm stellst, machst du die Sache nur schlimmer für dich. Da ist einmal das Auslieferungsgesuch. Du wirst mit uns zurückkehren, Case, ebenso
    wie Armitage. Aber wohin genau werden wir alle gehen? In die Schweiz,
    wo du lediglich eine Randfigur im Prozeß gegen eine Künstliche Intelligenz sein wirst? Oder ins le BAMA, wo Beweise gegen dich vorliegen, daß du nicht nur an einem Dateneinbruch und Diebstahl beteiligt warst, sondern auch an einem Landfriedensbruch, der vierzehn unschuldige Men—schenleben forderte? Du hast die Wahl.«
    Case fischte eine Yeheyuan aus der Schachtel; Pierre zündete sie ihm
    mit dem goldenen Dunhill an. »Würde Armitage dich decken?« Das Klicken des zuschnappenden Feuerzeugdeckels setzte ein Ausrufezeichen hinter
    die Frage.
    Case blickte durch den Katzenjammer des Betaphenethylamins zu ihm
    auf. »Wie alt bist du, Boß?«
    »Alt genug, um zu wissen, daß du fertig, erledigt bist, daß die Sache gelaufen ist und du im Weg stehst.«
    »Ich sag euch was«, meinte Case und zog an seiner Zigarette. Den Rauch blies er in das Gesicht des Turing-Agenten hinauf. »Seid ihr Leute hier drau-
    ßen überhaupt zuständig? Ich meine, solltet ihr nicht die Sicherheitsbeamten von Freeside bei unsrer kleinen Versammlung hinzuziehen? Es ist ihr Territorium, nicht wahr?« Er sah, wie die dunklen Augen in dem schmalen Knabengesicht aufblitzten und machte sich auf einen Schlag gefaßt, aber Pierre zuckte nur mit der Achsel.
    »Spielt keine Rolle«, sagte Roland. »Du kommst mit uns. Wir kennen uns mit solchen Zuständigkeitsproblemen aus. Die Verträge, anhand derer unser Zweig des Turing-Registers vorgeht, gewähren uns eine große Flexibilität. Und wir sorgen für Flexibilität, wenn nötig.« Er ließ plötzlich die lie-benswürdige Maske fallen. Sein Blick wurde so stechend wie der von Pierre.
    »Du bist dümmer als erlaubt«, sagte Michelle, die mit der Pistole in der Hand aufstand. »Du scherst dich einen Dreck um die Menschheit. Seit Jahr—tausenden träumt der Mensch von einem Pakt mit Dämonen. Erst jetzt ist so was möglich. Und womit würdest du entlohnt? Was wäre dein Preis dafür, dem Ding zu helfen, sich zu befreien und zu wachsen?« Es lag ein unverkennbarer Verdruß in ihrer Stimme, den eine Neunzehnjährige nicht 156
    hätte aufbieten können. »Zieh dich jetzt an! Du kommst mit uns. Zusammen mit dem angeblichen Armitage kehrst du mit uns nach Genf zurück, wo du im Prozeß gegen diese Intelligenz aussagen wirst. Wenn nicht, bringen wir dich um. Los!« Sie richtete die Pistole auf ihn, eine glatte, schwarze Walther mit eingebautem Schalldämpfer.
    »Ich

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