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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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die Füße: Ethans schäbige Turnschuhe, Sannas nackte Füße und Braydons spitze rote Stiefel.
    »Neva.« Ethan setzt sich neben mich. »Sanna macht sich Sorgen um dich, und das tue ich auch.«
    Sanna kniet sich vor mich. »Du musst damit aufhören. Es ist zu gefährlich. Wir wissen nicht, was mit Nicoline passiert ist …«
    »Und wir wollen nicht, dass dir etwas zustößt«, beendet Braydon ihren Satz und nimmt auf der anderen Seite von mir Platz. Er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich starre sie an. Seine Haut ist ganz glatt. Die Finger ragen über den Saum meines Rocks, so dass er mein Bein berührt. Jede meiner Empfindungen ist auf diese Berührung konzentriert, und es kommt mir vor, als ob alle Augenpaare die Stelle anstarren, an der seine Finger auf meiner Haut liegen.
    Ethan legt den Arm um meine Schultern. Ich möchte ihn abschütteln, aber ich kann mich nicht bewegen. »Neva, du musst uns versprechen, dass du aufhörst nach Leuten zu suchen, die du für verschwunden hältst.«
    »Sie
sind
verschwunden«, antworte ich stur.
    »Du arbeitest für die Regierung, für deinen Vater.« Ethan zieht mich an sich. »Sanna meint, du willst vielleicht noch eine Protestaktion organisieren. Neva, du kannst so was einfach nicht tun.«
    »Du meinst,
du
kannst nicht«, entgegne ich und mustere unwillkürlich sein Handgelenk. Wer weiß, ob sie uns jetzt nicht gerade beobachten?
    »Keiner von uns kann«, sagt Sanna. »Nev, bitte. Es ist nur zu deinem eigenen Besten.« Sie zieht ein aufgesetzt strenges Gesicht, und ich weiß, dass sie mich damit aufheitern will. Es klappt nicht.
    Sie haben sich gegen mich verschworen. Sie wollen, dass ich aufgebe. Ethan und Braydon schmiegen sich immer dichter an mich. Ihre Beine pressen sich an meine. Ich will es nicht, aber ich muss Braydon ansehen.
    »Neva und ich werden heiraten und eine Familie gründen«, verkündet Ethan plötzlich. Ich fahre zu ihm herum. Er zieht mich näher an sich, weg von Braydon. »Ist es nicht so, Neva?«
    »Ist das so, Neva?«, fragt Braydon. Seine Hand liegt nun auf seinem eigenen Bein, doch er streckt den kleinen Finger aus, so dass er mich mit der Spitze berührt, wenn auch nur ganz leicht. Er weiß, was er tut.
    Ethan vergräbt sein Gesicht in meinem Haar, und sein Glück lastet schwer auf mir. Braydons Anziehungskraft ist stark. Und vor mir kniet Sanna und fleht mich stumm an, ihren Freund freizugeben. Ich sitze zwischen allen Stühlen.
    »Ja.« Ich halte die wahre Antwort mühsam zurück und wiederhole lauter: »Ja. Ich werde ihn heiraten.« Es ist die einzige Lösung. Sie lassen mich ohnehin erst in Frieden, wenn sie glauben, dass ich nachgebe. In Büchern und Filmen wird immer so getan, als ob Lügen einem in der Kehle steckenbleiben, aber das ist Quatsch. Diese Lüge kommt mir sehr leicht über die Lippen.
    Ethan küsst mich auf die Wange. Sanna drückt mich fest an sich. »Nev, das ist ja toll! Herzlichen Glückwunsch.« Sie umarmt auch Ethan. Danach zieht sie Braydon auf die Füße und drückt ihm einen lauten Schmatzer auf.
    Aber ich würde lieber die Protektosphäre verlassen und das Risiko eingehen, durch toxische Gase zu sterben, als dass ich mein Leben mit einem Mann teile, den ich nicht liebe, einer Arbeit nachgehe, die ich verabscheue, und in eine Zukunft blicke, die viel zu schnell beendet sein wird.
     
    Ethan bringt mich nach Hause. Er versucht, mit mir zu plaudern, aber ich kann nicht einfach so tun, als wäre alles okay. Mom tritt gerade aus der Haustür, als Ethan und ich uns nähern.
    »Hi, Mrs. Adams«, ruft Ethan ein bisschen zu enthusiastisch.
    »Oh!«, ruft sie und presst sich die Hand aufs Herz. »Hast du mich erschreckt!« Es ist das erste Mal seit langer, langer Zeit, dass ich meine Mom mit offenem Haar sehe. Ich hatte fast vergessen, wie ihre Locken sich um ihr Gesicht ringeln. Sie sieht jünger aus. In der Faust hält sie ihren Mantel. »Ich dachte, Sanna und du, ihr wolltet heute Abend weggehen.«
    »Wir haben uns anders entschieden«, meldet sich Ethan zu Wort, als ich schweige.
    »Alles in Ordnung, Neva?«, erkundigt sich Mom und legt mir die Hand auf die Stirn. »Du siehst nicht gut aus.«
    »Doch, Mom, mir geht’s gut«, versichere ich, und sie küsst mich auf die Wange. Seit wann haben wir dieselbe Größe? Bis vor kurzem hat sie die Lippen immer auf meine Stirn gedrückt.
    Mom macht die Tasche auf und vergewissert sich, dass sie Schlüssel und Portemonnaie hat. »Okay. Dein Dad kommt heute nicht. Er muss in

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