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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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einer dringenden Angelegenheit nach Norden reisen.«
    »Was?« Mir gegenüber hat er davon nichts erwähnt.
    »Hat sich eben erst entschieden.« Sie bauscht ihr Haar auf. »Ich komme spät nach Hause.«
    »Wohin willst du denn?«, frage ich.
    »Aus«, erwidert sie und geht, bevor ich eine weitere Frage hinterherschieben kann. Eigentlich haben wir uns immer alles erzählt. Langsam bekomme ich allerdings den Eindruck, dass ich nicht die Einzige mit Geheimnissen bin.
    Ethan winkt meiner Mutter nach. Sobald sie um die Ecke gebogen ist, führt er mich ins Haus. »Oh, Neva, du machst mich so glücklich!«, sagt er und zieht mich mit einem Ruck an sich. Sein Mund legt sich auf meinen. Wir klammern uns aneinander und bewegen uns küssend durch den Flur. Ich wünsche mir, dass es Braydon wäre, und tue einen Moment lang so, als ob.
    Wir fallen auf mein Bett. Er liegt auf mir. Die Sonne sinkt, und das Licht, das durch das Fenster hereindringt, verleiht ihm eine unheimliche Aura. Er packt meine Handgelenke und drückt sie über meinem Kopf aufs Bett. Mein Kleid rutscht ein Stück hoch. Die rauhe Baumwolle seiner Hose reibt an meinem Schenkel. Er küsst mich, und ich bemühe mich, den Kuss zu erwidern, aber es will mir nicht so recht gelingen. Seine Lippen wandern zu meiner Wange, dann zu meinem Hals. Ich versuche, meine Arme herunterzunehmen. Ich will den Saum meines Kleides zurechtzupfen, doch er hält mich fest und spielt seine Kraft aus, wie ich es bei ihm nie zuvor erlebt habe.
    Er küsst mich, aber nicht sanft und süß wie auf unserer Dunkelparty. Seine Lippen fühlen sich hart an. Er erdrückt mich. Schließlich lässt er meine Handgelenke los und nestelt an meinen Knöpfen, bis das Kleid aufgeht. Ich winde mich unter ihm, doch ich bin gefangen. Sein Bizeps befindet sich dicht vor meinen Augen, die Muskeln treten hervor. Er vergräbt sein Gesicht an meinem Hals und küsst mich vom Ohr abwärts zu meinem Schlüsselbein. Ich beiße die Zähne zusammen.
    Wir haben schon vorher hier geschmust und uns angemacht, bis wir uns fast nicht mehr beherrschen konnten. Aber er ist aggressiver als sonst, drängender; so kenne ich ihn gar nicht. Ethan ist normalerweise sanft und geduldig, fragt mich immer um Erlaubnis, bevor er etwas tut. Heute jedoch scheint er wie besessen. Wir befinden uns Nase an Nase. Ich presse meinen Hinterkopf ins Kissen, um etwas mehr Platz zwischen uns zu schaffen. Ethans Gesicht liegt im Schatten. Seine Augen sind wie dunkle Höhlen. »Ethan, stopp!«
    Verwirrt starrt er mich an. »Aber Neva, ich dachte, du …«
    Ich stoße mich ab und rutschte zum Kopfende, bis ich mich anlehnen kann. Die Decke ziehe ich mit mir.
    »Wir werden heiraten«, sagt er und setzt sich auf die Bettkante. »Du hast ja gesagt, und ich dachte …«
    »Ethan, wir haben uns doch versprochen, dass wir es nicht tun.« Mir ist plötzlich kalt. Ich ziehe die Knie an und schlinge die Arme darum. »Bitte geh.«
    »Aber Neva …« Er streckt die Hand aus, um mich zu berühren, und ich zucke zusammen.
    Einen Moment lang betrachte ich seine Umrisse und versuche, mich daran zu erinnern, wie es sich angefühlt hat, ihn zu lieben.
    »Neva, wir sagen es unseren Eltern, ja? Lass uns ein Datum festlegen.«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Okay, wie du möchtest. Ich kann warten.« Er rutscht wieder näher und will mich küssen, aber ich weiche aus.
    »Nein, Ethan. Ich kann dich nicht heiraten.« Es tut weh, es auszusprechen, doch ich will ihn nicht weiterhin anlügen.
    »Gut, wir müssen nicht heiraten, du hast recht. Die brauchen gar nicht zu glauben, dass sie gewonnen haben. Wir halten uns einfach noch ein Weilchen zurück und leben zusammen …« Er reiht Sätze aneinander, ohne Luft zu holen.
    »Ethan.« Ich lege meine Hand auf seine. Er verstummt. »Du bist mir wichtig, aber ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein.« Die Worte herauszulassen erleichtert mich enorm, aber sogleich überkommt mich die Traurigkeit mit aller Macht. Wir sind so lange zusammen gewesen. Ein Leben ohne Ethan kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich muss mich daran erinnern, dass er nicht mehr
der
Ethan ist, seit Monaten nicht mehr.
    Er tätschelt meine Hand. »Du hast in letzter Zeit viel durchgemacht. Ich versteh das. Du meinst es nicht so. Schon okay, wir müssen im Augenblick nichts entscheiden.«
    Möglicherweise sollte ich es gut sein lassen, doch das kann ich nicht. Wenn ich jetzt stumm bleibe, habe ich vielleicht nie wieder den Mut dazu. »Ethan.« Ich drehe sein

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