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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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Gesicht zu mir. »Ich will, dass du die Richtige findest, heiratest und Kinder kriegst. Du hast es verdient, das Leben zu führen, das du dir wünschst.«
    Selbst im dämmrigen Licht meines Zimmers kann ich die Tränen in seinen Augen sehen. Ich wische ihm über die eine Wange und küsse die andere. Warum kann ich denn nicht einfach so tun, als ob ich ihn liebe? Es schmerzt mich, zu sehen, wie sehr er leidet. Fast nehme ich alles zurück.
    »Neva, bitte …« Seine Stimme bricht, und er kann den Satz nicht beenden.
    »Es tut mir leid, Ethan.« Wieder küsse ich ihn auf die Wange. Sie schmeckt salzig.
    Er steht auf und steckt sein Hemd in die Hose. Dann beugt er sich vor und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. »Du bist müde. Das ist alles zu viel auf einmal. Ich sollte dich zu nichts drängen. Nimm dir Zeit. Das ist absolut okay.«
    Es ist, als hätte er nichts von dem gehört, was ich gesagt habe. Er ist jedoch verschwunden, bevor ich die Kraft aufbringen kann, es ihm ein weiteres Mal zu erklären.
    Später hole ich mein Tagebuch hervor. Ich setze mich aufs Bett und schreibe Effies Namen unter Nicolines auf die rasch anwachsende Liste der Vermissten. Fast kommt es mir vor, als hätten alle aufgegeben, als sei ich die Letzte, die Widerstand leistet. Unsere geheime Rebellion ist das Einzige gewesen, das mir Hoffnung gegeben hat. Ich denke an die beschwichtigenden Worte, die Argumente, mit denen sie mich entmutigen wollen, und ich nutze sie, um meine Entschlossenheit zu stärken. Ich werde außerdem nicht zulassen, dass Sanna ihnen nachgibt.
    Erneut lese ich die Namen in meinem Buch, jeden einzelnen. Ruth Laverne Adams. Ich spreche ihn laut aus. Sie ist die Erste auf meiner Liste und der Grund, warum ich noch immer kämpfe. Ich verspreche Großmama, dass ich nicht aufgebe.

[home]
    14 . Kapitel
    I ch habe es so satt, von allen in eine andere Richtung gezerrt zu werden und auf alle Bedürfnisse eingehen zu müssen – was Sanna braucht, was Braydon will, was Ethan verlangt. Ich beschließe, mir eine Auszeit zu nehmen. Ich reagiere nicht mehr auf ihre Anrufe, und da Mom ihnen erzählt, dass ich Hausarrest habe, stellen sie die Anrufe bald ein.
    Jetzt bin ich dankbar für meinen Job. Auch ohne RegNet sitze ich an der idealen Stelle, um herauszufinden, warum immer mehr Leute verschwinden. Aber ich muss Geduld haben und gewitzt vorgehen. Für die Holzhammermethode ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Um die Protektosphäre zu öffnen, brauche ich eher so etwas wie eine Nadel, um damit eine Million winzige Löcher hineinzustechen. Aber zuerst muss ich das Vertrauen meines Vaters gewinnen. Ich werde ihn überzeugen, dass ich die beste und tüchtigste Regierungsangestellte bin, die man sich vorstellen kann. Mit anderen Worten: Ich werde Effie nacheifern.
    »Neva!«, ruft Dad in seinem Büro. Effies sechster Sinn dafür, wann er irgendetwas braucht, geht mir leider vollkommen ab, und das ärgert ihn. In letzter Zeit scheint ihn alles zu ärgern.
    Ich springe auf und stehe Gewehr bei Fuß vor seinem Tisch, bevor er ein zweites Mal nach mir brüllen kann. »Ja?« Er behandelt mich wie eine Dienerin, und ich muss mich zusammennehmen, um mich nicht dagegen aufzulehnen. Dad erledigt nun die meisten von Effies früheren Pflichten. Ich bin nur für die niederen Tätigkeiten zuständig, aber ich sehe jede Aufgabe als Chance. Ihm den dritten Kaffee aus der Kantine zu holen bietet mir Gelegenheit, einen weiteren Flur in diesen undurchdringlichen Katakomben zu erforschen. Dads Post zu verteilen ist eine Chance herauszufinden, wer hier was macht. Ich lese sämtliche Memos und Akten, die mir in die Finger kommen. Ganz so eifrig darf ich allerdings nicht sein, sonst wird Dad misstrauisch.
    »Dieses verdammte Ding!« Er haut auf den InfoScreen, der auf seinem Schreibtisch liegt.
    »Dad, so geht er kaputt.« Hastig nehme ich ihm das tragbare Gerät ab. Es ist sein kostbarster Besitz. Einst hat er seinem Vater gehört.
    »Es funktioniert mal wieder nicht.« Sein Gesicht ist rot angelaufen. Er durchwühlt die Papiere auf seinem Tisch und sucht etwas. Das Telefon klingelt. Ich will draußen rangehen, doch er reißt bereits den Hörer von der Gabel. »Was ist?« Er holt tief Luft und beginnt noch einmal von vorne. »Dr. Adams.« Er lauscht. »Tut mir leid, ich höre Sie kaum … Nein, die Verbindung wird immer schlechter … Ich kann Sie nicht …« Wütend schleudert er den Apparat durch den Raum. »Wie soll ich arbeiten, wenn hier

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