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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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angeblich ist er fast durchgedreht.« Wir durchqueren einen Konferenzraum. »Gleich sind wir da.« Über einen Gang in luftiger Höhe erreichen wir ein anderes Gebäude.
    »Und was hat ihn so ausrasten lassen?« Das klingt gar nicht nach meinem Dad. Er ist stolz darauf, immer die Ruhe zu bewahren.
    »Meinen Se wirklich, dass man Kerlen wie mir so was erzählt, kleine Lady?«
    »Sie scheinen jedenfalls ziemlich viel zu wissen.«
    »Man hört eben einiges, wenn man die Ohren aufsperrt und die Klappe hält. Dass man davon zwei hat«, erklärt er und deutet auf seine Ohren, »und davon nur einen«, fährt er grinsend fort, und ich sehe, dass ihm ein Zahn fehlt, »hat ’nen Grund. Ich hab eh schon zu viel gesagt.«
    Wir gehen eine Treppe ins Untergeschoss hinunter, und Tim bleibt stehen. Er deutet mit dem Kopf auf ein Schild an der Tür.
Technologie-Verwertungszentrum.
»Ja, ich weiß, was da steht, aber glauben Se mir, was da reingeht, krepiert. Ich warte hier draußen.« Er lehnt sich gegen die Wand. »Big Al mag mich nicht besonders.«
    Ich mache die Tür auf, und ein Summen kündigt mich an.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, ertönt eine quäkende Stimme von irgendwoher.
    Ich bin so sehr damit beschäftigt, mich umzusehen, dass ich nicht antworte. Die Halle reicht über zwei Etagen und hat die Größe eines Fußballfelds. Eine Theke erstreckt sich von einer Wand zur nächsten und dient als Barrikade, die dem Besucher nach wenigen Schritten den Weg versperrt.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Die Stimme klingt näher.
    »Ähm, ja«, antworte ich, dann spreche ich lauter. »Dr. Adams schickt mich. Sein InfoScreen muss repariert werden.«
    In deckenhohen Gitterverschlägen stapeln sich große schwarze Flachbildschirme. Eimer von der Größe von Müllcontainern sind bis zum Rand gefüllt mit winzigen Kapseln, Computer und aufgewickelte Kabel sind zu Bergen aufgeschichtet. Wie zu Weihnachten blinken überall kleine Lichter, und flackernde Bildschirme erzeugen einen Stroboskopeffekt. Überall summt, surrt und piepst es. Reizüberflutung pur.
    Ein Mann, der gute dreißig Zentimeter kleiner ist als ich, materialisiert sich scheinbar aus dem Nichts. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt er zum dritten Mal. Seine Stimme erinnert an ein Scharnier, das dringend Öl benötigt.
    »Sind Sie Allan?«
    Er nickt. Er trägt eine Brille mit klobigem Gestell, das aus einem schwarzen Rechteck und einem roten Oval besteht. Über dem Nasenrücken sind die zwei Teile zusammengeklebt. Seinen Kopf umgibt eine Art metallisches Band, und er ist so dünn, dass man meint, die blauen Adern und die knubbeligen Gelenke führten unter der durchscheinenden Haut ein Eigenleben.
    Ich reiche ihm den InfoScreen.
    »Sie arbeiten für Dr. Adams.« Prüfend betrachtet er zunächst mich, dann das Gerät. Er drückt auf eine Blende auf der Theke und ein Bildschirm taucht auf. »Name?«
    »Neva Adams.«
    Er fährt mit der Hand über die Theke und das Abbild einer Tastatur erscheint. Auf der flachen Oberfläche tippt er meinen Namen ein.
    »Das ist ja cool«, staune ich.
    »Was ist das Problem?« Er legt den InfoScreen auf den Tresen und tippt weiter.
    »Ähm, ich weiß nicht. Funktioniert einfach nicht.«
    »Sehr hilfreich.« Seine Worte triefen vor Sarkasmus. Er drückt weitere Tasten und Knöpfe. Eine dünne weiße Linie gleitet über Dads InfoScreen. Ich habe keine Ahnung, woher das Licht kommt – durchaus möglich, dass sein Stirnband es erzeugt.
    »Was ist das hier alles?«, erkundige ich mich und deute mit dem Kopf auf den Lagerraum hinter ihm.
    »Hauptsächlich Einzelteile«, brummt er und schenkt dem InfoScreen mehr Beachtung als mir.
    Ich bemerke einen Verschlag mit Überwachungskameras. Plötzlich wird mir kalt. Darin stecken genug Geräte, um jeden Winkel der Stadt abzudecken. »Reparieren Sie die da?« Ich zeige darauf.
    Er sieht nicht einmal auf. »Keine Ersatzteile mehr.«
    »Ach so?«
    »Andere Sachen haben Priorität.«
    Ich würde zu gerne wissen, was genau Priorität hat. Ortungsgeräte?
    »Sagen Sie Dr. Adams, dass ich ihm das Ding hier in ein paar Tagen zurückgebe. Und er soll alles, was drauf ist, irgendwo abspeichern. Ich kann ihm das Teil nicht immer wieder flicken.«
    »Okay.«
    Der InfoScreen erwacht flackernd zum Leben. Allans knochige Finger bewegen sich fieberhaft über den Bildschirm. »Noch was?«, fragt er, als ihm auffällt, dass ich noch da bin.
    »Nein, danke.« Ich schlüpfe aus der Halle. Tim hat tatsächlich auf mich gewartet. Seine

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