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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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die Anweisung, aber es ist doch Geschichte.
Unsere
Geschichte.«
    »Was hast du denn da alles verwahrt?« Unsere Blicke begegnen sich einen Moment lang.
    »Verschiedenes aus der Zeit davor. Ein paar Bücher, Artefakte. Eigentlich nichts Wichtiges. Dinge, die die Regierung im Laufe der Jahre konfisziert hat.«
    Zum ersten Mal gibt mein Vater zu, dass es ein »Davor« gegeben hat. Ich will mehr wissen, aber ich frage nicht.
    »Lass uns eine Sache klarstellen.« Er erhebt sich von der Couch, lässt sich dann aber zurücksinken. »Vergiss, was du in dem Raum gesehen hast. Ich habe alles zerstört.«
    »Was?«
    »Du hast mir keine Wahl gelassen. Ich darf kein Risiko eingehen, dass noch jemand von diesen Dokumenten und diesen Gegenständen erfährt. Nicht jetzt.« Er seufzt. »Neva. Du kannst nicht wissen … und du wirst auch hoffentlich niemals herausfinden, was ich getan habe, um dich zu schützen.«
    Ich schäme mich plötzlich. Er hat ganze Menschenalter von Geheimnissen vernichtet, um mich zu retten. Das meint er doch, oder? Jedenfalls weiß er es nicht. Er hat keine Ahnung, dass ich etwas an mich genommen habe. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Vielleicht hätte ich ihm vertrauen können. Vielleicht hätte er Vertrauen zu mir fassen können.
    »Dad, aber alles verschlechtert sich immer mehr.« Ich räuspere mich und rede lauter. »Wirklich. Ich weiß, dass du es nicht wahrhaben willst. Die Regierung will …«
    »Das reicht«, brüllt er.
    »Ist alles in Ordnung da unten?«, ruft Mom von oben.
    »Schon gut, Lily«, erwidert mein Vater hastig. »Geh wieder ins Bett.«
    »Neva?«, fragt Mom.
    Dad funkelt mich wütend an. Die Botschaft ist klar: Wehe, deine Mutter erfährt etwas davon.
    »Ich bin hier, Mom«, gebe ich zurück. »Alles okay.«
    »Na gut. Bleibt nicht so lange auf, ihr zwei.« Wir hören, wie sie ins Schlafzimmer zurückkehrt.
    Dad wartet, bis sie die Tür hinter sich schließt. Dann richtet er sich zu seiner vollen Größe auf und sieht mich an.
    »Neva, sag so etwas nie wieder.« Er packt mich an den Schultern. Seine Augen, die normalerweise schwarz wirken, scheinen nun einen sanfteren Braunton angenommen zu haben und blicken mich flehend an. »Hast du mich verstanden?« Er schüttelt mich nun, und mein Kopf bewegt sich zustimmend vor und zurück. »Ich kann dich nicht beschützen. Ich kann niemanden mehr beschützen.«
    Er lässt mich los, aber mein Körper vibriert noch. »Du machst mir Angst«, flüstere ich. Auch er hat Angst. Das sehe ich in seinem Gesicht.
    Er weicht zurück. »Geh ins Bett.«
    Als ich mich auf den Weg in mein Zimmer mache, fühlt sich der Boden unter meinen Füßen nicht mehr so fest und verlässlich an.

[home]
    17 . Kapitel
    L autes Geschrei weckt mich. Mit einem Ruck setze ich mich im Bett auf. Meine Vorhänge sind von Licht umrahmt, also muss es Morgen sein. Es dauert einen Moment, bis ich begreife, dass es sich um die Stimmen meiner Eltern handelt. Ich habe die beiden noch nie streiten hören. Ich kann nichts verstehen, und ich versuche es auch gar nicht erst. Ich kenne schon zu viele Geheimnisse, mehr brauche ich nicht.
    Mom betritt mein Zimmer, nachdem Dad zur Arbeit gegangen ist. In ihrem hellblauen Bademantel und den zwei unterschiedlichen Pantoffeln nimmt sie auf meiner Bettkante Platz. Schweigend sitzt sie da.
    »Was ist los?«, frage ich. Sie sieht mich an und blinzelt, als hätte sie die Worte, die aus meinem Mund gekommen sind, nicht verstanden.
    »Es tut mir leid, dass das mit der Stelle bei deinem Vater nicht geklappt hat.« Sie faltet die Hände im Schoß und entfaltet sie wieder.
    »Ich habe Dad und dich streiten hören«, gestehe ich.
    Sie greift in die Tasche ihres Bademantels und gibt mir einen Brief. Es ist ein offizielles Schreiben vom Gesundheitsministerium. Ich lese es, dann muss ich es ein zweites Mal lesen. Es ist im üblichen Behördenjargon verfasst. Im Grunde ist mir klar, was da steht, aber das kann einfach nicht sein. »Mom?« Ich muss es von ihr hören, damit ich es begreife. »Soll das heißen, dass …?«
    »Dass wir ein Baby bekommen.«
    Ich rutsche so weit von ihr weg, wie ich kann. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass ihr ein Kind adoptieren wollt?« Erst Dads Geheimarchiv und nun das. Meine Welt verändert sich in einem alarmierenden Tempo.
    »Wir haben keinen Antrag gestellt«, antwortet sie tonlos.
    »Willst du mir ernsthaft erzählen, dass die Regierung wahllos Babys verteilt? Ich weiß doch, dass Dad und du noch

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