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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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niemanden sonderlich zu stören. In dieser Gegend waren extreme Temperaturen an der Tagesordnung und wurden gleichmütig hingenommen. Die grünen Samtvorhänge waren sorgfältig zugezogen. Deakin hatte die Augen geöffnet und sich auf einen Ellbogen gestützt. Er schien sich noch unbehaglicher zu fühlen als zuvor, aber wie schon vorher war auch jetzt Marica die einzige, die davon Notiz nahm und ihn immer wieder besorgt musterte. Die übrigen Reisenden vertrieben sich die Zeit mit nichtssagender Konversation, und schließlich stellte Dr. Molyneux sein Glas auf den Tisch, stand auf, streckte sich und unterdrückte ein Gähnen: »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen. Ich habe einen schweren Tag vor mir, in meinem Alter braucht man seinen Schlaf.«
    »Sie haben einen schweren Tag vor sich, Dr. Molyneux?« fragte Marica mit höflichem Interesse.
    »Leider ja. Unsere medizinischen Vorräte sind zum größten Teil erst gestern in Ogden eingeladen worden. Bevor wir ins Fort kommen, muß ich alles noch überprüfen.«
    Marica sah ihn amüsiert und neugierig an. »Warum diese Eile, Dr. Molyneux? Hat das nicht Zeit, bis Sie ankommen?« Als er nicht sofort antwortete, fragte sie: »Oder ist diese Epidemie schon außer Kontrolle geraten?«
    Molyneux erwiderte ihr Lächeln nicht. »Die Epidemie in Fort Humboldt –« Er brach ab, sah Marica nachdenklich an und wandte sich dann abrupt an Colonel Claremont: »Ich bin der Auffassung, daß jedes weitere Verschweigen der Tatsachen nicht nur sinnlos und kindisch ist, sondern auch eine Beleidigung für eine Gruppe intelligenter Erwachsener darstellt. Ich gebe zu, daß die Geheimhaltung anfangs notwendig war. Aber nun sind alle in diesem Zug von der übrigen Welt abgeschnitten und werden es bleiben, bis wir im Fort sind, wo sowieso –«
    Claremont unterbrach den Redefluß: »Schon gut, Doktor, schon gut. Ich bin ja Ihrer Meinung.«
    Er wandte sich an seine Mitreisenden und sagte: »Dr. Molyneux ist kein Armeearzt und wird es auch nie werden. Er ist führender Spezialist auf dem Gebiet der Tropenkrankheiten. Die Soldaten in diesem Zug sind Ersatzleute für die vielen Männer, die in Fort Humboldt gestorben sind.«
    Bei seinen letzten Worten hatte die Verwirrung auf Maricas Gesicht nackter Furcht Platz gemacht, und als sie sprach, war ihre Stimme nur noch ein heiseres Flüstern. »Die Männer – die vielen Männer, die gestorben sind –«
    »Ich wünschte wirklich, Sie hätten nicht gefragt, warum der Zug so schnell fährt oder warum Dr. Molyneux es so eilig hat, Miss Fairchild, und ich wünschte auch, dem Marshal wäre die Besorgnis des Gouverneurs entgangen.« Er blickte seine Zuhörer der Reihe nach an und sagte schließlich mit gepreßter Stimme: »In Fort Humboldt wütet die Cholera!«
    Nur zwei der sieben Zuhörer des Colonels zeigten eine merkbare Reaktion. Der Gouverneur, Molyneux und O'Brien hatten bereits von der Epidemie gewußt und waren demzufolge nicht überrascht, Pearce hob lediglich eine Augenbraue und beschränkte sich darauf, ein nachdenkliches Gesicht zu machen – offenbar lag es ihm noch weniger als Deakin, Gefühlsregungen zu äußern. Für einen unbeteiligten Zuschauer wäre die sparsame Reaktion vielleicht eine Enttäuschung gewesen, aber dafür wäre er durch das Verhalten von Marica und dem Reverend voll entschädigt worden. Angst und Grauen standen im Gesicht des Mädchens, und Peabody sah aus, als sei ihm ein böser Geist erschienen. Marica fand als erste die Sprache wieder: »Die Cholera!« flüsterte sie entsetzt. »Um Himmels willen! Mein Vater …«
    »Ich weiß, mein Kind, ich weiß.« Der Gouverneur erhob sich, trat zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern. »Ich hätte es dir lieber erspart, Marica, aber ich dachte, wenn – nun ja, wenn dein Vater erkrankt sein sollte, dann wärest du vielleicht lieber –«
    Reverend Peabody erholte sich erstaunlich schnell von seinem Schock. Er schnellte wie von einem Katapult geschleudert aus den Tiefen seines Sessels hoch und schrie mit vor Empörung schriller Stimme:
    »Wie konnten Sie es wagen! Gouverneur Fairchild, wie konnten Sie es wagen, dieses arme Kind den schrecklichen Gefahren dieser grauenhaften Seuche auszusetzen! Ich bin entsetzt! Ich bestehe darauf, daß wir umgehend nach Reese City zurückkehren und – und –«
    »Wie sollen wir das machen?« fragte O'Brien, wobei er sorgfältig jeglichen Unterton vermied. »Wir fahren auf einer eingleisigen Strecke.«
    »Um Himmels willen,

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