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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Pater, für was halten Sie uns?« Der Vulkan Claremont stand kurz vor einem Ausbruch. »Für Meuchelmörder? Oder potentielle Selbstmörder? Oder für Dummköpfe? Wir haben Proviant für einen Monat dabei. Und wir werden in diesem Zug bleiben, bis Dr. Molyneux die Epidemie in Fort Humboldt besiegt hat.«
    »Aber das geht nicht! Das dürfen Sie nicht!« Marica sprang auf, packte Dr. Molyneux' Arm und rief verzweifelt: »Ich weiß, Sie sind Arzt, aber auch ein Arzt kann sich anstecken.«
    Molyneux strich ihr beruhigend über die Hand. »Ich nicht. Ich hatte die Cholera schon einmal. Ich bin immun. Gute Nacht.«
    Plötzlich fragte eine Stimme vom Fußboden her: »Wo haben Sie sich angesteckt, Doktor?«
    Alle starrten Deakin überrascht an. Von Verbrechern erwartete man wie von kleinen Kindern, daß sie zu sehen, aber nicht zu hören waren. Pearce wollte aufstehen, aber Dr. Molyneux winkte ab.
    »In Indien«, sagte er. »Dort habe ich die Krankheit studiert.« Er lächelte unfroh. »Sehr intensiv sogar. Warum fragen Sie?«
    »Aus schierer Neugier. Und wann war das?«
    »Vor acht oder zehn Jahren. Weshalb interessiert Sie das so?«
    »Sie haben gehört, wie der Marshal meinen Steckbrief vorgelesen hat. Ich verstehe ein wenig von Medizin. Deshalb habe ich gefragt.«
    Molyneux betrachtete den Gefangenen eine Zeitlang mit seltsam angespannter Miene, dann nickte er den anderen kurz zu und verließ das Abteil.
    »Diese Neuigkeiten sind ja nicht gerade erfreulich«, stellte Pearce düster fest.
    »Wieviel Todesopfer sind es denn bis jetzt?« Claremont wandte sich mit einem fragenden Blick an O'Brien, und dieser gab wie immer präzise Auskunft: »Bei der letzten Zählung vor etwa sechs Stunden waren es fünfzehn, was bedeutet, daß zu dem Zeitpunkt noch neunundfünfzig am Leben waren. Über die Zahl der Erkrankten liegen uns keine Angaben vor, aber Dr. Molyneux, der auf diesem Gebiet über große Erfahrung verfügt, nimmt aufgrund der Zahl der Toten an, daß ungefähr zwei Drittel bis drei Viertel der restlichen Männer infiziert sind.«
    »Es sind also vermutlich nur noch fünfzehn gesunde Soldaten da, um das Fort zu verteidigen«, stellte Pearce nüchtern fest.
    »Vermutlich.«
    »Eine einmalige Chance für White Hand. Wenn er es wüßte.«
    »White Hand? Meinen Sie damit den blutrünstigen Häuptling der Pajute?«
    Pearce nickte und O'Brien schüttelte den Kopf. »Wir haben auch an diese Möglichkeit gedacht, sie aber verworfen. Wir alle wissen, daß White Hand besessen ist vom Haß auf den weißen Mann im allgemeinen und auf die US-Kavallerie im besonderen, aber wir wissen auch, daß er alles andere ist als ein Narr. Sonst hätte ihn die Armee oder –« O'Brien gestattete sich ein angedeutetes Lächeln, »einer unserer furchtlosen Gesetzeshüter nämlich schon vor geraumer Zeit geschnappt. Wenn White Hand weiß, wie unterbesetzt Fort Humboldt derzeit ist, dann weiß er auch warum, und er wird das Fort meiden wie die Pest.« Diesmal wirkte sein Lächeln etwas verkrampft: »Bitte verzeihen Sie, das war nicht gerade geschmackvoll!«
    »Was ist mit meinem Vater?« fragte Marica mit zitternder Stimme.
    »Vor sechs Stunden war er noch gesund.«
    »Sie meinen –«
    »Tut mir leid, Miss.« O'Brien legte behutsam eine Hand auf ihren Arm. »Ich weiß auch nicht mehr als Sie.«
    »Fünfzehn Kinder Gottes sind in die ewige Ruhe eingegangen.« Peabodys Stimme klang, als käme sie aus den Tiefen eines Grabes. »Ich frage mich, wie viele arme Seelen bis zum Morgengrauen noch von uns gegangen sein werden.«
    »Bis zum Morgengrauen werden wir es wissen!« sagte Claremont unfreundlich. Offensichtlich gelangte er immer mehr zu der Auffassung, daß die Anwesenheit des Geistlichen unter Umständen wie diesen alles andere als wünschenswert war.
    »Wir werden es wissen?« Pearce hob die Brauen. »Wie werden wir es erfahren?«
    »Nicht durch Zauberei. Wir haben einen transportablen Telegraphenapparat im Zug. Wir befestigen ein langes Kabel an der Telegraphenleitung der Eisenbahn, und auf diese Weise können wir mit dem Fort westlich von Reese City und selbst mit Ogden im Osten Verbindung aufnehmen.« Marica stand auf.
    »Wollen Sie uns verlassen, Miss Fairchild?«
    »Ich bin müde.« Sie lächelte gequält. »Und außerdem hat mich die Eröffnung, die Sie uns machen mußten, ziemlich mitgenommen.« An der Tür, die zum Korridor führte, blieb sie plötzlich stehen und blickte nachdenklich auf Deakin hinunter. »Bekommt dieser arme Mann

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