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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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gewohnten, undurchdringlichen Maske verborgen. Er wandte sich an Marica: »Sagen Sie es nur. Ich weiß schon. Ich hätte es nicht tun sollen.«
    »Warum nicht?« fragte sie ruhig. »Sie sagten doch, Sie könnten ihm nichts beweisen.«
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht entgleiste Deakins Gesichtsausdruck: Völlig verblüfft starrte er sie an, und dann sagte er: »Vielleicht haben wir mehr gemeinsam, als Sie denken.«
    Sie lächelte ihn liebenswürdig an: »Woher wissen Sie, was ich denke?«
    Im Tagesabteil der Offiziere hielten O'Brien, Pearce, Henry und der Gouverneur Kriegsrat. Zumindest drei von ihnen. Der Gouverneur hielt ein randvolles Glas Whisky in der Hand und starrte völlig gebrochen vor sich hin.
    »Es ist entsetzlich«, stöhnte er. »Entsetzlich! Ich bin ruiniert! O mein Gott!«
    O'Brien sagte grob: »Sie fanden es überhaupt nicht entsetzlich, als ich dahinterkam, daß Sie Wahlergebnisse gefälscht und ein Vermögen an Bestechungsgeldern ausgegeben hatten, um Gouverneur zu werden und als sie Nathan und mir vorschlugen, mit Ihnen gemeinsame Sache zu machen. Sie fanden es auch nicht entsetzlich, als Sie Nathan zum Indianeragenten ernannten. Und Sie fanden es nicht im mindesten entsetzlich, die Hälfte unserer Gesamteinnahmen zu verlangen. Ich muß gestehen, mir wird bei Ihrem Anblick ziemlich übel, Gouverneur.«
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, daß wir es mit solchen Dingen zu tun bekämen«, murmelte der Gouverneur. »All diese Morde! Wie kann sich ein ehrlicher Mann unter solchen Umständen seinen Seelenfrieden bewahren?« O'Brien schnappte hörbar nach Luft, aber der Gouverneur sprach unbeirrt weiter: »Sie haben mir nicht gesagt, daß meine Nichte als Geisel dienen sollte, falls es mit ihrem Vater Schwierigkeiten gäbe. Und Sie haben mir auch nicht gesagt –«
    Pearce fiel ihm ins Wort: »Ich würde Ihnen gern eine ganze Menge sagen. Aber im Augenblick habe ich wichtigere Dinge im Kopf.«
    »Sie sind doch angeblich Männer der Tat.« Fairchild versuchte sarkastisch zu klingen. »Warum unternehmen Sie nichts?«
    O'Brien sah ihn verächtlich an.
    »Was denn, Sie alter Narr? Haben Sie nicht gesehen, daß sie am Ende des Tenders eine Barrikade aus Holzscheiten errichtet haben? Um die zu durchschlagen, brauchten wir eine Kanonenkugel, und abgesehen davon ist es wohl nicht ratsam, sich hinauszuwagen – es sei denn, einer von uns wäre von akutem Lebensüberdruß befallen. Auf anderthalb Meter«, fügte er düster hinzu, »würden sie uns kaum verfehlen.«
    »Es muß ja kein Frontalangriff sein. Gehen Sie nach hinten, klettern Sie aufs Dach. Dann können Sie von oben angreifen.«
    O'Brien dachte nach und sagte schließlich: »Vielleicht sind Sie doch kein solcher Narr.«
    Während Deakin sich mit den Kontrollgeräten vertraut machte, schürte Claremont das Feuer, und Marica saß, in eine Plane gewickelt, auf einem Stapel Holzscheite und bewachte durch einen strategisch günstigen Spalt in der Barrikade den vorderen Teil des ersten Waggons. Claremont schloß die Tür der Feuerbüchse und richtete sich auf.
    »Es war also Pearce?«
    »Jawohl«, sagte Deakin. »Pearce. Wir hatten ihn schon lange in Verdacht. Es stimmt, daß er früher gegen die Indianer gekämpft hat, aber vor sechs Jahren ist er auf die andere Seite gewechselt. Für die Allgemeinheit ist er trotzdem immer noch Onkel Sams Mann, der ein väterliches Auge auf die Reservate hat. Whisky und Waffen. Sehr väterlich!«
    »Und was ist mit O'Brien?«
    »Gegen den liegt nichts vor. Über seine militärische Karriere ist alles bekannt. Ein guter Soldat, aber menschlich ein Trauerspiel. Erinnern Sie sich an die große Wiedersehensszene in Reese City, als er mit Pearce im Andenken an die guten alten Tage von Chattanooga im Jahre 1863 schwelgte? O'Brien war dort, das stimmt, aber Pearce war mehr als tausend Kilometer entfernt – er war Scout bei einer der sechs Kavallerie-Kompanien, die das spätere Nevada auf die Beine gestellt hatte. O'Brien ist keine Spur besser als Pearce.«
    »Gilt das auch für den Gouverneur?«
    »Allerdings. Er ist schwach und geldgierig und ganz groß im Manipulieren.«
    »Wird er auch an den Galgen kommen?«
    »Aber sicher.«
    »Sie haben sie alle verdächtigt, nicht wahr?«
    »Das ist meine Art. Und mein Job.«
    »Warum nicht auch mich?«
    »Sie wollten nicht, daß Pearce mitfuhr. Das machte Sie unverdächtig. Aber ich wollte, daß er mitfuhr. Und daß ich Gelegenheit bekam mitzufahren, erreichte ich ja ohne

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