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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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»Fahren Sie fort.«
    »Als Jackson in der Schlucht aufschlug, war er sofort tot. Aber im Nacken hatte er eine tiefe Wunde, die stark geblutet hatte.«
    »Und Tote bluten nicht.«
    »Nein, Tote bluten nicht. Banlon wickelte einen Putzlappen um Jacksons Handgelenk, warf ihn über die Brücke, hielt den Zug an und sorgte für Spuren, die beweisen sollten, daß Jackson das Fenster gereinigt hatte. Dann erzählte er uns seine Geschichte.«
    Banlons Stimme war heiser vor Angst: »Sie können mir nichts beweisen.«
    »Das ist richtig. Auch nicht, daß Sie einen Schaden am Dampfregler vortäuschten, damit die Telegraphendrähte nach Reese City durchgeschnitten werden konnten.«
    Claremont sagte langsam: »Ich habe gesehen, wie Banlon in Reese City das Dampfventil überprüfte –«
    »Wahrscheinlicher ist, daß er die Schraube lockerte. Leider kann ich auch nicht beweisen, daß er vorzeitig anhielt, um Brennmaterial zu laden, damit hinter der vorderen Kupplung des ersten Transportwaggons eine Sprengladung angebracht werden konnte, die dann kurz vor dem Ende der steilsten Steigung in den Bergen losging. Es läßt sich jetzt leicht erraten, warum niemand absprang oder versuchte, die Waggons zu stoppen. Wenn wir die Trümmer untersuchen, werden wir zweifellos feststellen, daß alle Türen von außen abgesperrt waren und der Bremser ermordet wurde.«
    »O mein Gott!« flüsterte Marica. »Die Männer wurden alle – ermordet?«
    Vier Schüsse krachten, aber wie durch ein Wunder prallten alle vier Kugeln außen an den eisernen Wänden des Führerhauses ab und verschwanden pfeifend in der Dunkelheit.
    »Runter!« schrie Deakin. Alle warfen sich gleichzeitig auf den Boden – alle außer Banlon. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Plötzlich hielt er einen schweren Schraubenschlüssel in der Hand und schlug dem am Boden liegenden Rafferty damit ein großes Loch in den Schädel. Dann entriß er ihm das Gewehr, drehte sich blitzschnell um und fuhr Claremont an, dessen Revolver auf den hinteren Teil des Tenders gerichtet war: »Keine Bewegung!« Dann wandte er sich an Deakin, dessen Colt noch im Gürtel steckte: »Wenn Sie sich bewegen würden, wäre es mir nur recht.«
    Keiner der Männer rührte sich.
    »Waffen weg!«
    Sie gehorchten.
    »Aufstehen! Hände hoch!«
    Die drei erhoben sich – Deakin und Claremont mit erhobenen Armen. »Haben Sie nicht gehört?« schnauzte Banlon Marica an.
    Sie schien ihn wirklich nicht zu hören. Fassungslos starrte sie auf den toten Rafferty hinunter. Banlon hob das Gewehr: »Ich sag's nicht noch einmal, Lady!«
    Wie in Trance hob sie langsam die Arme. Banlon wandte seine Aufmerksamkeit wieder Deakin zu, und deshalb entging ihm, daß sich Maricas erhobene rechte Hand langsam hinter eine der hängenden Petroleumlampen schob. Falls Deakin die verstohlene Bewegung gesehen hatte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Maricas Finger schlossen sich langsam um die Lampe.
    Banlon sagte: »Ich weiß nicht, warum Sie das Laken mitgebracht haben, aber es kommt wie gerufen. Los, klettern Sie auf die Holzscheite und winken Sie damit!«
    Marica nahm die Lampe vom Haken und schleuderte sie nach vorn. Banlon sah aus dem Augenwinkel, wie das Licht auf ihn zukam. Er drehte sich um und trat zur Seite, aber es war zu spät – die Lampe traf ihn mitten ins Gesicht. Er ließ zwar das Gewehr nicht fallen, kämpfte aber zwei Sekunden lang um sein Gleichgewicht, und zwei Sekunden waren für einen Mann wie Deakin mehr als genug. Er stürzte sich auf Banlon, das Gewehr fiel polternd zu Boden, und Banlon stolperte rückwärts und krachte gegen den Boiler. Deakin packte ihn an der Kehle und schlug seinen Kopf zweimal gegen die Eisenwand.
    Zum ersten Mal verzichtete Deakin auf sein Pokerface: Als sein Blick auf Raffertys Leiche fiel, wurde sein Gesicht hart und bitter und fast unmenschlich, und zum ersten Mal betrachtete Marica ihn mit Furcht. Deakin wandte sich wieder Banlon zu, der kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Aber Deakin wollte kein Risiko eingehen: Noch einmal krachte Banlons Schädel gegen den Boiler. Dann hob Deakin den Mann hoch, schleppte ihn zu der offenen Tür und warf ihn hinaus.
    Pearce und O'Brien standen mit der Waffe in der Hand auf der vorderen Plattform des ersten Waggons und trauten ihren Augen nicht, als plötzlich Banlons Körper an ihnen vorbeiflog. Sie starrten einander entgeistert an und zogen sich dann hastig ins Innere des Waggons zurück.
    Deakin hatte seine Gefühle wieder unter der

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