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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Kriegsrat abhielten, konnte sich niemand über zu wenig Druck beschweren – er lastete auf allen. Der Gouverneur, O'Brien und Pearce starrten schweigend vor sich hin, und auch die von irgendwo herbeigeschaffte Flasche Whisky konnte die Stimmung nicht bessern. Henry stocherte mit kummervollem Gesicht im Ofen herum.
    Der Gouverneur hob den Kopf. »Nichts? Fällt Ihnen gar nichts ein?«
    »Nichts!« bestätigte O'Brien lapidar.
    »Es muß eine Lösung geben.«
    Henry zog den Schürhaken aus dem Feuerloch und richtete sich auf: »Ich bitte um Vergebung, aber wir brauchen keine Lösung.«
    »Schweigen Sie bitte«, sagte O'Brien müde.
    Aber diesmal weigerte sich Henry zu gehorchen. »Wir brauchen keine Lösung, weil es gar kein Problem gibt. Die einzige Frage wäre höchstens was passiert, wenn wir ihn nicht aufhalten. Und die Antwort darauf ist ganz einfach: Er fährt weiter, bis er wohlbehalten bei seinen Freunden in Fort Humboldt ankommt.«
    Plötzlich wurden die anderen hellwach, und nach längerem, nachdenklichem Schweigen sagte O'Brien langsam: »Bei Gott, ich glaube, Sie haben recht, Henry. Nur weil er weiß, daß wir Waffen an die Indianer verkaufen, haben wir angenommen, daß er alles über uns und unsere wirklichen Pläne weiß. Aber das tut er natürlich nicht. Wie sollte er auch? Niemand weiß das. Keiner außer uns hatte Verbindung zum Fort. Ausgezeichnet! Nun, meine Herren, es ist eine abscheuliche Nacht. Ich schlage vor, wir lassen Deakin einfach weiterfahren. Er scheint etwas davon zu verstehen.«
    Mit breitem Grinsen griff der Gouverneur nach der Flasche und sagte voller Zuversicht: »White Hand wird ihn sicher herzlich willkommen heißen, wenn wir in Fort Humboldt ankommen.«
    White Hand war in diesem Augenblick ziemlich weit vom Fort entfernt und vergrößerte die Entfernung mit jeder Minute. Es schneite immer noch, aber nicht mehr so heftig; und auch der Wind hatte nachgelassen. White Hand und seine dick vermummten Krieger galoppierten ein breites, gewundenes Tal entlang. Der Häuptling wandte den Kopf etwas nach links und blickte nach oben: Über den Bergen im Osten wurde der Himmel allmählich heller.
    White Hand drehte sich im Sattel um, wies nach Osten und drängte seine Männer ungeduldig zur Eile. Die Pajute beschleunigten ihr Tempo.
    Auch Deakin bemerkte, als er sich vor der offenen Feuerbüchse aufrichtete die ersten Anzeichen der Morgendämmerung. Er warf einen Blick auf den Druckmesser, nickte zufrieden und schloß die Feuertür. Claremont und Marica saßen blaß und erschöpft auf den beiden Klappsitzen im Führerhaus. Deakin hatte noch keine Zeit, müde zu sein und fuhr mit seinem Bericht fort.
    »Wovon sprachen wir? Ach ja, von den Pferdewaggons. Ich mußte sie abhängen. Indianer – höchstwahrscheinlich Pajute unter Führung von White Hand – haben die Absicht, uns aufzuhalten und aus dem Hinterhalt anzugreifen, sobald wir uns dem Nevada Pass nähern. Ich kenne diesen Pass. Sie werden gezwungen sein, ihre Pferde mindestens einen Kilometer vorher zurückzulassen – und ich wollte verhindern, daß sie hier im Zug frische Pferde vorfinden.«
    »Aus dem Hinterhalt?« Claremont verstand gar nichts mehr. »Aber ich dachte, die Indianer arbeiteten Hand in Hand mit diesen – diesen Abtrünnigen da hinten.«
    »Das tun sie auch. Aber sie nehmen an, daß der Versuch, die Truppenwaggons abzuhängen, fehlgeschlagen ist, und wollen die Sache nun auf ihre Weise regeln. Ich mußte irgendwie erreichen, daß sie das Fort verlassen – andernfalls könnten wir es nie betreten.«
    Claremont sagte verwirrt: »Sie nehmen an, daß –«
    »Erinnern Sie sich, daß plötzlich der Sender verschwunden war? Ich hatte ihn versteckt! Im Heuverschlag des ersten Pferdewaggons. Als wir heute Nacht anhielten und ich dieses verdammte Feuer in Gang halten mußte, habe ich den Sender zwischendurch benutzt, und im Fort dachten sie, ich sei O'Brien.«
    Claremont sah ihn lange an. »Sie waren sehr fleißig, Deakin.«
    »Aber warum das alles?« Marica breitete hilflos die Hände aus. »Warum wurde Fort Humboldt überfallen? Bloß wegen ein paar Kisten mit Waffen und Munition? Warum wollen die Pajute den Zug angreifen? Warum wurden so viele Menschen getötet? Was veranlaßte meinen Onkel, O'Brien und Pearce, ihr Leben zu riskieren und ihre Karriere aufs Spiel zu setzen –«
    »Die Särge kommen nicht leer in Fort Humboldt an, und sie werden es auch nicht leer verlassen.«
    »Aber Sie behaupten doch, es herrsche

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