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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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keine Cholera –«, sagte Claremont.
    »Das ist auch richtig, aber dafür herrscht dort oben eine andere Seuche, die mindestens so ansteckend ist und ebenfalls verheerende Folgen hat. Haben Sie je die Namen Mackay, Fair, O'Brien – er hat nichts mit unserem Freund hinten im Zug zu tun – und Flood gehört?«
    Claremont betrachtete seine Hand und sah zu, wie das Blut langsam durch den Verband sickerte. »Ja, aber ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang.«
    »Es sind die Namen der vier Männer, die zu Beginn dieses Jahres in Comstock auf die große Goldmine stießen. Wir wissen mit Sicherheit, daß bislang bereits für zehn Millionen Dollar Gold gefunden wurde. Und es gibt nur einen Weg, auf dem es nach Osten transportiert werden kann: diesen Schienenstrang. Und dann kommt natürlich noch der reguläre Goldbarrentransport aus den kalifornischen Minen dazu. Beide Transporte müssen Fort Humboldt passieren. Ich vermute daher, daß derzeit in Fort Humboldt mehr Goldbarren lagern als irgendwo sonst außerhalb der staatlichen Tresore.«
    Claremont sagte: »Nur gut, daß ich bereits sitze.«
    »Das ist noch nicht alles. Wie Sie wissen, wird der Gouverneur des Staates benachrichtigt, sobald ein größerer Barrentransport sein Territorium durchquert, und seine Aufgabe ist es, entweder die militärischen oder die zivilen Behörden zu informieren, damit sie die Bewachung des Transports übernehmen. In diesem Fall hat Fairchild niemanden informiert. Niemanden außer O'Brien, der seinerseits Pearce benachrichtigte; Pearce wiederum informierte Calhoun, der die Pajute anheuerte. Alles ganz einfach, finden Sie nicht?«
    »Und die Barren sollten in den Särgen transportiert werden?«
    »Wie sonst? Können Sie sich eine einfachere und risikoärmere Form des Transports vorstellen? Kein Mensch öffnet Särge – schon gar nicht die Särge von Männer, die an Cholera gestorben sind. Wenn nötig, könnten diese Särge mit den Goldbarren sogar mit allen militärischen Ehren bestattet werden – natürlich nur, um in der folgenden Nacht wieder ausgegraben zu werden.«
    Claremont schüttelte den Kopf. Er war nahe daran zu verzweifeln. »Irgendwo dort draußen erwarten uns die mörderischen Pajute, in den Waggons hinter uns sitzen die Desperados, und in Fort Humboldt erwarten uns Calhoun und seine Überläufer –«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Deakin beruhigend. »Es wird mir schon was einfallen.«
    Marica sah ihn mit einem kühl abschätzenden Blick an: »Ich bin sicher, daß Ihnen etwas einfallen wird, Mr. Deakin.«
    »Es ist mir sogar schon etwas eingefallen.«

9
    D er Nevada Pass lag in einer unwirtlichen, kahlen Gegend. Auf der linken, beziehungsweise südlichen Seite ragte eine fast senkrechte Felswand in die Höhe, und rechts fiel das Gelände zu einem ausgetrockneten Wasserlauf ab. Der Hang war übersät mit Felsblöcken, die ausgezeichnete Deckung für Menschen boten, für Pferde jedoch viel zu klein waren – die konnte man nur in dem Kiefernwäldchen auf der anderen Seite des Tales verstecken. Als sie das Gehölz erreicht hatten, ließ White Hand seine erschöpften Reiter anhalten.
    Er stieg vom Pferd und streckte die Hand aus: »Dort drüben wird der Zug halten. Dort werden wir uns verstecken.« Er wandte sich an zwei seiner Männer. »Die Pferde bleiben hier. Führt sie tiefer in das Gehölz. Sie dürfen nicht zu sehen sein.«
    Im Speiseabteil des Zuges war Ruhe eingekehrt: Henry döste neben dem Ofen vor sich hin, und Fairchild, O'Brien und Pearce hingen, die Köpfe auf die Unterarme gelegt, über den Tischen und schliefen. Deakin blickte angestrengt durch das Fahrerfenster nach vorn – es schneite immer noch, und die Sicht war schlecht. Marica war ebenfalls hellwach. Sie zog das Laken zurecht, das so um Colonel Claremont gewickelt war, daß dieser bis auf die Arme von Kopf bis Fuß in Weiß gehüllt war. Deakin winkte ihn heran.
    »Wir sind bald am Pass. Ungefähr noch zwei Kilometer. Aber Sie steigen schon einen Kilometer davor aus. Sehen Sie das dichte Kieferngehölz auf der rechten Seite?« Claremont nickte. »Dort werden Sie ihre Pferde versteckt haben. Unter Bewachung natürlich.« Er zeigte auf Raffertys Gewehr in Claremonts Händen. »Geben Sie ihnen keine Chance!«
    Claremont schüttelte den Kopf und schwieg. Sein Gesicht war nicht weniger unerbittlich als das von Deakin.
    White Hand und ein zweiter Indianer kauerten hinter einem Felsblock am Hang. Sie blickten hinunter auf die tiefer

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