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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Junge?«
    Ich grinste unsicher. Ich wusste, dass Vev Parth a b sichtlich aufzog – und mich und meinen Vater womö g lich obendrein. Das verstand ich nicht. Waren die beiden nicht Freunde? Und wenn Vev Parth kränkte, warum gingen wir dann nicht einfach weiter wie Gentlemen oder forderten Satisfaktion von ihm, so, wie es oft in den G e schichten geschah, die meine ältere Schwester meiner jüngeren Schwester vorlas, wenn meine Eltern nicht in der Nähe waren? Das alles war ziemlich verwirrend, und da in letzter Zeit viel über meinen Kopf hinweg darüber geredet worden war, dass es an der Zeit sei, dass ich ler n te, wie Männer Dinge täten, damit ich nicht verweichl i chen würde, zögerte ich lange, was für eine Antwort ich Vev geben sollte.
    Parth hatte einen gewaltigen Durst, und Vev hatte sich erboten, ihm das Bier auszugeben, das er brauchte, ihn zu stillen. Das war es, was ihm am wichtigsten war, denn mein Korporal stieß mich plötzlich einigermaßen unsanft in die Richtung von ein paar älterer Jungen, die an der Ecke eines Lagerhauses herumlungerten, und sagte mir, ich solle zu ihnen gehen und mit ihnen spielen, er bra u che nicht lange für seine Unterredung mit seinem alten Kumpan. Sodann stapfte er, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, die Eingangsstufen hinauf und verschwand in der Taverne. Ich blieb unbeaufsichtigt auf der Straße z u rück.
    Eine Garnisonsstadt kann ein rauer Ort sein. Auch mit acht wusste ich das bereits, und deshalb näherte ich mich den älteren Jungen mit großer Vorsicht. Wie Vev gesagt hatte, übten sie sich in der engen Gasse zwischen der Schmiede und dem Lagerhaus im Messerwerfen. Sie spielten um halbe Kupfer- und Zinnstücke. Jeder Junge musste der Reihe nach das Messer mit der Spitze zuerst auf die Straße fallen lassen. Die Wetten g ingen darum, ob das Messer stecken bleiben würde und wie nahe es jeder Junge mit seinem Wurf an seinen Fuß schaffte, o h ne sich dabei selbst zu verletzen. Da sie allesamt barfuß waren, waren die Wetten auch ohne die kleinen Münzen, um die es ging, interessant, und ein Kreis von fünf, sechs gebannt zuschauenden Jungen hatte sich um den gebildet, der mit Werfen dran war. Der jüngste von ihnen war i m mer noch ein oder zwei Jahre älter als ich, und der älteste war schon deutlich über zehn. Es waren Söhne gemeiner Soldaten. Sie trugen die abgelegten Sachen ihrer Väter, starrten vor Schmutz und waren verlottert wie streunende Hunde. In ein paar Jahren würden sie ihre Papiere unte r schreiben, und irgendein Regiment würde sie aufnehmen, ihnen den Dreck abschrubben und sie zu Fußsoldaten ausbilden. Sie kannten ihr Schicksal genauso, wie ich meines kannte, und schienen sehr zufrieden damit, die letzten Tage ihrer Kindheit damit verbringen zu können, alberne Spiele auf der staubigen Straße zu spielen.
    Ich hatte keine Münzen, die ich hätte einsetzen kö n nen, und ich war zu gut gekleidet, als dass sie mich in ihren Kreis aufgenommen hätten, also öffneten sie ihren Kreis ein kleines Stück, damit ich zuschauen konnte, aber sie sprachen nicht mit mir. Ich erfuhr ein paar von ihren Namen, indem ich zuhörte, was sie einander erzählten. Für eine Weile machte es mir Spaß, ihnen bei ihrem sel t samen Spiel zuzuschauen und ihren groben Flüchen und Schimpfwörtern zu lauschen, die verlorene oder gewo n nene Wetten begleiteten. Das war etwas ganz anderes als die Teegesellschaften meiner Schwestern, und ich en t sinne mich, dass ich mich fragte, ob dies wohl die Art von männlicher Gesellschaft war, von der mein Vater neuerdings ständig behauptete, dass sie mir angemessen sei.
    Die Sonne war warm, und das Spiel zog sich endlos hin. Die Münzen und andere zufällige Schätze, die als Einsatz zugelassen worden waren, wechselten fortwä h rend den Besitzer. Ein Junge namens Carky verletzte sich am Fuß. Er hüpfte und heulte ein bisschen, machte aber bald wieder mit. Raven, der Sohn von Vev, lachte ihn aus und sackte fröhlich die zwei Pennys und drei Murmeln ein, die Carky gesetzt hatte. Ich schaute ihnen gebannt zu und hätte die Ankunft des Kundschafters wohl kaum b e merkt, hätten nicht alle anderen Jungen das Spiel plöt z lich unterbrochen, als er vorbeiritt. Alle verstummten.
    Ich wusste, dass er ein Kundschafter war, denn seine Kleidung war zur Hälfte die eines Soldaten und zur Häl f te die eines Flachländers. Er trug eine dunkelgrüne K a valleriehose wie ein richtiger Soldat, aber sein Hemd war das wallende, makellos

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