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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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saubere Leinenhemd eines Flac h länders. Sein Haar war nicht kurzgeschoren wie das eines Soldaten, und er trug auch keinen richtigen Hut. Er trug sein schwarzes Haar lang und offen. Es war gekrönt von einer weißen Kaffiyah, die von einer weißen Seidenko r del gehalten wurde. Seine Arme waren nackt an jenem Sommertag, die Ärmel seines Hemdes waren bis zu se i nen Bizeps hochgekrempelt, so dass seine Unterarme zu sehen waren, die umkränzt waren von tätowierten Orn a menten, Armbändern aus Silberperlen, Zinn-Talismanen und glänzendem gelben Messing. Sein Pferd war gut. Es war von pechschwarzer Farbe und hatte lange, gerade Beine. In seine Mähne waren klimpernde Talismane ei n geflochten. Ich betrachtete ihn mit gebanntem Interesse. Kundschafter waren etwas Besonderes, hieß es. Sie w a ren Offiziere, zumeist Leutnants und oft von hoher G e burt, aber sie führten ein unabhängiges Leben, außerhalb der regulären militärischen Rangfolge, und waren oft direkt dem Kommandanten eines Außenpostens unte r stellt. Gab es schlechte Nachrichten, waren sie immer die Ersten, die sie uns überbrachten, seien es Blockaden auf dem Fluss, Wegschäden oder Unruhen unter den Flac h ländern.
    Ein Mädchen von zwölf oder dreizehn Jahren auf e i nem kastanienbraunen Wallach folgte dem Kundschafter. Es war ein kleineres Tier mit einer fein ausgebildeten Stirn, die von bester Nomadenzucht kündete. Das Mä d chen saß rittlings auf dem Pferd, was kein anständiges gernisches Mädchen je tun würde, und daran, wie auch an seiner Kleidung, erkannte ich, dass es ein Misc h lingsmädchen war. Es war nicht ungewöhnlich, wen n gleich noch immer nicht gern gesehen, dass gernische Soldaten sich eine Flachländerin zur Frau nahmen. W e niger üblich war, dass ein Kundschafter sich so tief h e rabließ. Ich starrte das Mädchen mit unverhohlener Ne u gier an. Meine Mutter sagte oft, dass die Produkte von Mischehen dem gütigen Gott ein Gräuel seien. Ich war überrascht, als ich sah, dass eine so lange und hässlich klingende Wortfolge ein solch entzückendes Geschöpf beschrieb. Das Mädchen trug bunte, übereinanderfalle n de Röcke, einen orangefarbenen, einen grünen und einen gelben, die über den Rücken des Pferdes fielen und die Knie des Mädchens bedeckten, aber seine Waden und Füße frei ließen. Es trug weiche Stiefel aus Antilopenl e der, an deren Schnüren silberne Glücksbringer f unkelten. Eine weite weiße Hose lugte unter den bunten Röcken hervor. Seine kürzere Kaffiyah passte zu der seines V a ters und lenkte den Blick auf sein langes braunes Haar, das ihm in Dutzenden feinen Zöpfen über den Rücken fiel. Es hatte eine hohe, runde Stirn und kühle graue A u gen. Seine weiße Bluse ließ seinen Hals und seine Arme unbedeckt und gab den Blick auf das schwarze Halsband frei, das es trug, und auf eine Anzahl von Armreifen, von denen sich einige über seinen Ellenbogen stapelten, wä h rend andere an seinen Handgelenken klimperten. Das Mädchen trug den ganzen Frauenschatz seiner Familie stolz und für alle sichtbar zur Schau. Seine nackten Arme waren sonnengebräunt und muskulös wie die eines Ju n gen. Während es die Straße entlangritt, schaute es sich kess um, ganz anders als meine Schwestern, die in der Öffentlichkeit stets züchtig die Augen niederschlugen.
    Ihr Blick traf meinen, und wir tauschten Blicke ehrl i cher Wertschätzung aus. Sie hatte wahrscheinlich noch nie den Soldatensohn eines Edlen gesehen, und ich reckte mich unvermittelt ein Stück, durchaus der Tatsache ei n gedenk, dass ich einen feschen Anblick bot in meiner dunkelgrünen Hose, meiner gestärkten Bluse und meinen schwarzen Stiefeln, besonders im Vergleich zu den är m lichen Lumpen der schmutzigen Straßenjungen neben mir. Ich war nicht mehr so jung, als dass ich die Au f merksamkeit eines Mädchens nicht als schmeichelhaft empfunden hätte. Ein Blick zu den anderen Jungen ve r riet mir, dass sie sich über die Aufmerksamkeit ärgerten, die das Mädchen mir schenkte. Sie starrten es an wie hungrige Hunde ein fettes Kätzchen.
    Sie und der Kundschafter saßen vor demselben G e bäude ab, in das mein Vater gegangen war. Der Kun d schafter hatte eine klare, sonore Stimme, und wir alle hörten, wie er zu ihr sagte, dass er zurück sein würde, sobald er dem Kommandanten Bericht erstattet habe. Er gab ihr ein paar Münzen und sagte ihr, sie könne, wenn sie wolle, die Straße hinunter zum Basar gehen und sich ein paar Süßigkeiten oder

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