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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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die beiden Einzigen im Restaurant sind. Selbst der Typ, der die Pommes frittiert hat, als ich gekommen bin, scheint schon weg zu sein. Wie lange habe ich geschlafen?
    Auf dem Weg zur Toilette bleibe ich stehen und schaue aus dem Fenster. Der Parkplatz ist mittlerweile fast leer. Jetzt ist es viel zu einfach, Brenners Geländewagen zu entdecken. Ich kann die Nacht nicht auf dem Parkplatz verbringen. Aber wohin kann ich dann?
    Nachdem ich auf der Toilette war, spritze ich mir Wasser ins Gesicht. Ich will so unbedingt schlafen. Doch selbst wenn ich einen anderen Platz finde, an dem ich das Auto verstecken könnte, glaube ich nicht, dass ich mich je sicher genug fühlen werde, um einzuschlafen. Ich ziehe das kleine Erste-Hilfe-Set aus der Tasche und wechsle die Pflaster an meinen armen Fingern. Obwohl sie blutgetränkt sind, muss ich sie abpulen. Dabei ziehe ich vor Schmerz scharf die Luft ein. Mein Ringfinger sieht am schlimmsten aus, roh und glänzend. Ich schlucke die plötzlich aufsteigende Übelkeit hinunter, drücke auf die winzige Tube mit gelber, antiseptischer Salbe und verteile sie auf beiden Fingern. Dann klebe ich neue Pflaster darauf.
    Ich mache die Tür ein paar Zentimeter auf und halte inne. Ich höre Stimmen.
    Eine davon kommt mir bekannt vor.
    »Bist du dir sicher, dass du dieses Mädchen nicht gesehen hast?«, fragt ein Mann. »Jemand meinte, dass sie hier hereingekommen ist.«
    Ich kenne diese Stimme. Ich würde sie aus Tausenden wiedererkennen.
    Das letzte Mal, als ich diese Stimme gehört hatte, sagte sie: »Schaff sie hier raus und mach sie kalt.« Der Mann mit den ochsenblutroten Schuhen.

11
TAG 1, 21:20 UHR
    L angsam, langsam, langsam schließe ich wieder den zentimeterbreiten Spalt, den ich die Toilettentür geöffnet hatte, und achte darauf, dass sie nicht einschnappt und mich durch das Geräusch verrät. Ich kann nirgendwohin fliehen. Die Toilette ist ein gefliester, fensterloser Kasten mit nur dieser einen Tür. Es gibt keinen Ort, an dem ich mich verstecken kann. Ich könnte mich in eine der Kabinen einschließen und mich auf die Klobrille stellen, aber das würde wohl jeder durchschauen. Ich stelle mir vor, wie der Mann mit den Ochsenblutschuhen die Tür eintritt und mich erschießt. Wenn er mich vor ein paar Stunden tot sehen wollte, wie viel mehr wollte er das wohl jetzt, wo ich Brenner umgebracht habe?
    Aber etwas ist jetzt anders. Ich habe eine Waffe.
    Ich stehe da, die Arme gerade nach vorne gestreckt. In der rechten Hand habe ich die Waffe, mit der linken halte ich sie ruhig. Oder versuche es zumindest. Ich zittere so heftig, dass es ein Wunder ist, dass ich mich aufrecht halten kann. Ich kann nicht zulassen, dass er mich einfach so schnappt. Ich werde sonst als Leiche im Wald enden, so wie er es von Anfang an geplant hatte.
    Langsam geht die Tür auf. Warte, sage ich mir. Warte.
    Soll ich ihn erschießen oder versuchen, ihn hinzuhalten und abzuhauen? Ich weiß es nicht. Wie auch immer – ich werde jetzt mehr als nur ein bisschen Glück brauchen.
    Ein dunkler Haarschopf schiebt sich durch die Tür.
    Da trifft mein Körper die Entscheidung. Erschieß ihn!
    Meine Finger schließen sich schon um den Abzug, als ich erkenne, dass es Ty ist.
    Seine Augen weiten sich und er presst sich gegen die Tür. Mit erhobenen Händen gleitet er zu Boden.
    Ich schaue an ihm vorbei in den kurzen Flur. Er ist leer. »Oh, mein Gott! Tut mir leid!« Ich lasse die Hand mit der Pistole an der Seite herunterfallen.
    Wir fangen gleichzeitig an zu sprechen.
    »Wer zum Teufel bist du?«, brüllt er.
    »Ist der Mann noch da draußen?« Ich trete einen Schritt zurück, damit ich mehr vom Flur sehen kann. Immer noch leer, abgesehen von einem Wagen mit Putzzeug.
    Er stößt einen verärgerten Seufzer aus und senkt die Hände. »Ich habe ihnen gesagt, dass du nie hier warst, da sind sie wieder gegangen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mir geglaubt haben. Deshalb habe ich den Hausmeisterwagen mitgebracht. Damit sie denken, ich mache hier nur sauber.«
    »Sie? Wie viele waren es?«
    »Sie waren zu zweit.«
    Zwei? Wie in der Hütte. Vielleicht ist Brenner doch nicht tot. Vielleicht hat die Person, die Dillow angerufen hat, gelogen. Seltsamerweise überkommt mich eine Woge der Erleichterung. »War einer von ihnen schlank, etwa eins achtzig groß, mit blauen Augen und kurzem braunem Haar?«
    »Was? Nein. Der Kerl, der nach dir gefragt hat, hatte silberfarbene Haare, der andere eine Glatze. Der erste hat gesagt, dass

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