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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Vulkan. Oben gibt es einen Aussichtspunkt. Von dort kann man kilometerweit sehen.«
    »Klingt cool.« Und es klingt vage vertraut. Ich frage mich, ob meine Eltern je mit uns die steilen Hänge hinaufgewandert sind, ob wir uns je über Vulkane unterhalten haben.
    »Man geht nicht davon aus, dass der Newberry-Vulkan, der diesen Aschenkegel verursacht hat, tot ist«, sagt Ty. »Er schläft nur. Aber eines Tages könnte er wieder zum Leben erwachen.«
    Ich stelle mir vor, wie all diese Spaziergänger plötzlich von rotem Magma und Asche bedeckt sind, wie die feurige Lava unaufhaltsam auf sie zuströmt, während sie sich fragen, was zur Hölle da gerade passiert ist.
    Das kann ich vollkommen nachvollziehen.

26
TAG 2, 11:34 UHR
    W ie es der Zufall will, kommen wir direkt an einem Schild für Autofahrer vorbei, das den Weg zur Polizeistation von Bend weist, die nur wenige Blocks entfernt ist. Als ich es sehe, werde ich wieder nachdenklich. Vielleicht könnten wir dorthin gehen, an den Schalter treten und erklären, dass ich zwar das Mädchen auf den Aufnahmen von Newberry Ranch bin, dass ich Officer Dillow jedoch nicht erschossen habe.
    Doch wie stehen die Chancen, dass sie mir glauben? Im besten Fall werden sie mich sofort von Ty trennen und in eine Zelle sperren, zumindest für eine Weile. Womöglich für immer. Immerhin habe ich keinen Beweis dafür, dass ich den armen Dillow gar nicht umgebracht habe, außer meinen eigenen Erinnerungen. Und es wird ziemlich schnell herauskommen, wie unzuverlässig diese sind.
    Wie werde ich dann herausfinden können, was los ist, wenn ich zur Polizei gehe? Wenn ich ihnen meine Geschichte von den mysteriösen Männern erzähle, die mich umbringen wollen, ist es gut möglich, dass ich tatsächlich an einem Ort wie Sagebrush lande. Deshalb schüttle ich nur den Kopf, als Ty zuerst das Schild und dann mich mit hochgezogenen Augenbrauen anschaut.
    Greyhound unterhält in Bend keinen richtigen Busbahnhof. Stattdessen kauft man ein Ticket und wartet dann in einer Kegelbahn namens Lava Lanes. Das lange, rosa schimmernde Gebäude in der Optik einer Lehmhütte liegt hinten an einem Parkplatz. Der Parkplatz grenzt an eine belebte Straße und an der gegenüberliegenden Seite dieser Straße befinden sich ein Maschendrahtzaun und dahinter ein Fußweg. Dort warten Ty und ich und tun so, als würden wir Skateboard fahren, während wir versuchen herauszufinden, ob es sicher ist, die Straße zu überqueren und das Gebäude zu betreten. Denn wenn wir dahintergekommen sind, dass es nicht viele Möglichkeiten gibt, aus Bend herauszukommen, dann ist das den Männern, die mich suchen, auch klar. Wahrscheinlich haben sie das sogar lange vor uns herausgefunden.
    Ty macht einen Kickflip und sein Skateboard wirbelt durch die Luft. Mein Blick huscht von seinem Skateboard zu seinem Gesicht, das vor Konzentration verzerrt dem Parkplatz zugewandt ist. Kleine Kinder, jedes davon mit einem Geschenk, kommen dort gerade an, vermutlich sind sie auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty. Eine Mutter trägt einen langen rosafarbenen Kuchen, ein Mann zieht einen auf und ab tanzenden Strauß aus Silberfolienballons hinter sich her. Alles sieht friedlich und unschuldig aus, ein Teil einer Welt, in der es niemals vorkommen würde, dass ein Mädchen in den Wald hinausgeschleift wird.
    Ich möchte so sehr Teil dieser Welt sein, dass es wehtut. Da sagt Ty: »Dort. Der blaue Lexus, von der Tür aus zweite Reihe links. Der Fahrer sitzt dort schon mindestens fünfzehn Minuten.«
    »Es könnte sich, sagen wir mal, um einen geschiedenen Dad handeln, der das Sorgerecht für sein Kind aushandeln möchte«, sage ich und wünschte, ich hätte recht.
    Ty holt eine Baseballmütze aus seiner Jackentasche und zieht sie sich tief ins Gesicht.
    »Ich werde mal nachsehen.«
    »Nein. Geh nicht weg.« Ich klammere mich an seinem Arm fest und lasse dann los, als mir klar wird, dass der dreizehnjährige, Skateboard fahrende Nate das niemals tun würde. Schauspielere nicht. Fühle es. Das habe ich ganz aus den Augen verloren, und wenn uns jemand beobachtet, hat er das gemerkt. »Es lohnt sich nicht, das Risiko einzugehen, um sich zu vergewissern. Es muss noch einen anderen Weg geben, nach Portland zu kommen. Hat James ein Auto, das er uns leihen könnte?«
    »Nein.« Ty schüttelt den Kopf. »Wenn er ein Auto braucht, nimmt er meins.«
    Jeder Weg raus aus der Stadt erweist sich als Sackgasse. Ich nehme mein Skateboard. »Los, lass uns verschwinden, bevor

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