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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Handflächen auf den Kopf zu schlagen. »Mein Gedächtnis muss voller Löcher sein. Oder mein Gehirn denkt sich Sachen aus, die nicht wahr sind.«
    Er packt mich an den Handgelenken. »Lass das«, faucht er. Als er dann sieht, dass uns eine alte Dame mit Haaren so braun und falsch wie die einer Puppe beobachtet, lässt er mich los. »Alles, was du mit mir zusammen erlebt hast, ist wahr, weil ich auch dabei war, und das weißt du. Ich war da, als gestern Abend die Männer zu McDonald’s kamen. Ich war da, als die Männer heute Morgen die Wohnungen abgeklappert haben. Aus irgendwelchen Gründen sucht jemand nach dir. Und sie haben dich sogar schon gesucht, bevor die Leiche dieses Sicherheitsbeamten überhaupt gefunden wurde.«
    »Was ist mit den Dingen, die ich auf Facebook gestellt habe?« Ich schaue mir wieder meine Posts an, von denen einer verrückter wirkt als der andere. »Ich klinge, als würde ich nach Sagebrush gehören. So Sachen schreibt genau die Sorte Mädchen, die so etwas Verkorkstes tun würde, wie sich die eigenen Fingernägel herausreißen.«
    Doch Ty hört gar nicht richtig zu. Stattdessen klickt er auf meinem Profil hin und her. Seine Augen werden schmal. »Warum ist bei dir so viel sichtbar?«
    »Was meinst du damit?«
    »Denk mal an die Profile von anderen. Suchen wir nach jemandem namens Katie Scott, so wie ich dachte, dass du heißt.« Mit ein paar raschen Klicks gelangen wir auf die Hauptseite von einem Mädchen mit rosafarbenen Haaren und schwarzen Stöpseln in den Ohrläppchen. Wo man auf meiner Seite alle möglichen Dinge sehen kann, steht bei ihr nur: »Katie teilt nur einige Informationen öffentlich. Um zu sehen, was sie mit Freunden teilt, sende ihr eine Freundschaftsanfrage.«
    »Verstehst du?«, sagt Ty. »Mit den meisten Leuten musst du befreundet sein, um mehr als nur ein paar Dinge von ihrem Profil sehen zu können.« Er klickt auf »zurück«, um wieder auf meine Seite zu gelangen. »Alles hier« – er schwenkt die Hand über den Bildschirm – »kann von jedem gesehen werden. Es gibt null Datenschutzeinstellungen.«
    »Vielleicht wollte ich, dass es die ganze Welt mitbekommt.« Ein Typ mit einem buschigen schwarzen Bart blickt zu mir herüber und ich senke die Stimme. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist Aufmerksamkeit. »Vielleicht war es so etwas wie ein Hilfeschrei.«
    »Oder jemand anderes wollte dafür sorgen, dass es gesehen wird.« Ty klickt herum. »Du hast keine Fotoalben. Dein Profilbild ist das, was diese Männer herumgezeigt haben. Die ganze Musik, die dir gefällt, die Fernsehsendungen, die du dir anschaust – es sind die, die allgemein am beliebtesten sind.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass ich durchschnittlich bin.« Ich schniefe meine Tränen weg. »Vielleicht bin ich ja wie alle anderen.«
    Ty verdreht die Augen. »Ich kenne dich zwar nicht so gut, aber eins kann ich dir sagen: Wie alle anderen bist du nicht.«
    Er schweigt eine Minute lang und klickt meine Einträge an, einen nach dem anderen. Unter jedem davon stehen Dutzende von Kommentaren, außerdem wurde oft »Gefällt mir« angeklickt. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass irgendjemandem diese traurigen, kleinen Satzfragmente »gefallen«, die fast schon selbstmörderisch klingen.
    Es stellt sich heraus, dass Ty sich nicht die Kommentare selbst anschaut, sondern die Zeiten, zu denen sie gepostet wurden. Er tippt auf den Bildschirm. »Es ist bei allen das Gleiche. Sieh mal, diesen Eintrag hier hast du angeblich vor zwei Monaten geschrieben. Aber die Kommentare – die Kommentare sind alle von heute. Seit dein Name in den Nachrichten herumspukt.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass sich jemand wirklich Mühe gibt, dich verrückt aussehen zu lassen. Wetten, du hast eine echte, ganz normale Facebook-Seite, aber jemand hat sie gelöscht oder verändert. Dann haben sie falsche Einträge gepostet, damit die Leute glauben, du hättest schon seit Monaten Probleme. Aber ganz egal, was für ein Datum angegeben ist, ich glaube nicht, dass diese Posts schon lange da stehen. Sie konnten vielleicht die Inhalte deiner Seite manipulieren, aber nicht die Daten der Kommentare der anderen Leute.« Er presst die Lippen zusammen. »Jemand will dich schuldig aussehen lassen.«

25
TAG 2, 10:51 UHR
    W as immer wir tun, wir brauchen einen fahrbaren Untersatz«, sagt Ty. »Wenn wir erst mal hier raus sind, können wir den Cops und den Männern, die dich suchen, wohl kaum auf Skateboards

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