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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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vorstellen, wie sie das hätten tun sollen.« Er zieht die Augenbrauen zusammen, während er darüber nachdenkt. »Dafür hätten sie wissen müssen, in welche Richtung du fährst, nachdem du die Hütte verlassen hast. Aber sie hatten – was? – mindestens ein paar Stunden Zeit, bevor Dillows Leiche gefunden wurde. Sie müssen die Aufnahmen manipuliert haben. Sie haben den Teil herausgeschnitten, auf dem zu sehen ist, wie du wegläufst.«
    »Warum haben sie nicht einfach das Krachen des Schusses an der Stelle eingefügt, an der ich die Waffe auf ihn richte?«
    »Weil allein das Geräusch nicht gereicht hätte. Man hätte einen Rückstoß der Waffe sehen müssen und eine Rauchwolke.«
    Mir wird klar, dass Ty diese Dinge sagt, weil er sich damit auskennt. Er merkt, wie ich ihn angucke, und zuckt mit den Schultern. »Der Freund meiner Mutter hat mich immer mit in den Wald genommen, um mit Handfeuerwaffen zu schießen. Er hat sich über mich lustig gemacht, weil sie mir Angst eingejagt haben.«
    So langsam kann ich mir vorstellen, weshalb Ty auf der Straße gelandet ist.
    Ich schaue wieder auf den Bildschirm mit dem Artikel. »Einen ganzen Tag lang habe ich geglaubt, dass ich Katie heiße, obwohl mein Name« – ich senke die Stimme – »eigentlich Cady ist. Cadence.«
    »Cadence«, wiederholt Ty leise. »So wie Kadenz. Das gefällt mir. Es ist ungewöhnlich. Ich frage mich, weshalb deine Eltern diesen Namen ausgesucht haben. Vielleicht weil sie Musik mochten oder Poesie oder …«
    Im Moment wäre es mir auch recht, wenn sie mich nach ihrer Lieblingsmarke Papiertaschentücher benannt hätten, solange ich sie nur finden könnte. »Aber wo sind sie?«, unterbreche ich ihn. »In dem Artikel wird angedeutet, dass ich ihnen etwas angetan habe.«
    »Anzeichen eines Kampfes – das kann alles Mögliche bedeuten.«
    »Aber nichts Gutes.« Mein Magen zieht sich zusammen.
    »Wenn deiner Familie wirklich etwas zugestoßen wäre, dann hätten sie sie inzwischen bestimmt längst gefunden.« Er tätschelt mir die Hand. »Die Tatsache, dass sie nicht da waren, ist ein gutes Zeichen.«
    »Ja, aber wenn sie nicht zu Hause sind und nicht in der Hütte waren, wo sind sie dann? Wahrscheinlich sind sie tot.«
    »An so etwas darfst du gar nicht denken«, sagt er, »nicht wenn du keinen triftigen Grund dafür hast.« Sein Blick ist freundlich. Freundlich und traurig. Er lehnt sich zurück und denkt einen Augenblick nach. »Auf jeden Fall ist Cady nicht so verbreitet wie Katie. Lass uns nachsehen, ob du bei Facebook bist.« Er tippt meinen Namen ein. Cadence Scott. Ein halbes Dutzend Ergebnisse erscheinen, aber nur eines davon mit einem Bild von mir.
    Er klickt darauf.
    »Ich bin weiblich«, witzle ich, während wir uns die Seite anschauen. »Das ist eine Erleichterung.« Das Profilbild auf Facebook ist das, welches die Fernsehstation benutzt hat. Vielleicht haben sie es von dort.
    Dann scrollt Ty herunter, um sich die Zeitleiste anzuschauen. Er schnappt nach Luft. Ich beuge mich vor und sehe die Statusmeldungen der letzten Wochen – meine Nachrichten an die Welt.
    Dienstag
    Bitte hasst mich nicht. Es war alles ein Fehler. Das habe ich nicht gewollt.
    11 . Oktober
    Ich habe in meinem armseligen Leben so viele Fehler gemacht, dass ich nicht weiß, ob ich sie je wiedergutmachen kann.
    8. Oktober
    Ich fühle mich lebendig begraben.
    4. Oktober
    Wen würde es schon interessieren, wenn ich tot wäre?
    30. September
    Ich bin es leid, es zu versuchen.
    17. September
    Ich kann es nicht jedem recht machen!! Wozu sollte ich das überhaupt noch versuchen??
    2. September
    Alles ist verloren, ich bin leer und allein und ich bin schuld.
    20. August
    Ich fühle mich, als würde ich in einem Loch stecken und käme nicht mehr heraus.
    Mein Magen hebt sich und drückt gegen meine Kehle, als ich die Zeitangabe des letzten Eintrags lese. Er wurde gepostet, kurz nachdem Officer Dillow erschossen wurde.
    Ich muss es tatsächlich getan haben.
    Auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnere.

24
TAG 2, 10:39 UHR
    M eine Nase brennt. Das Innere meines Kopfes füllt sich mit Flüssigkeit, mit jedem Zwinkern können die Tränen fließen. Aber weinen wird mir nicht helfen.
    »Ich habe es getan«, flüstere ich. »Ich habe es wirklich getan.«
    Ty bekommt große Augen. »Du erinnerst dich daran, wie du es getan hast?«
    »Nein. Aber schau dir mal die Uhrzeit an, zu der ich das geschrieben habe. Das war gleich nachdem er erschossen wurde.« Ich fange an, mir mit den

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