Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
Vom Netzwerk:
mir sagen, was dich bedrückt, und wir versuchen, es zu klären, okay?«
    Er schwieg eine ganze Weile, aber ich wartete ab. Schließlich sagte er: »Ich kann es nicht abstellen.«
    »Du kannst was nicht abstellen?«
    »Dass ich die Beherrschung verliere. Es passiert einfach.«
    Ich zerbrach mir den Kopf, was ich sagen sollte, aber wie sollte ich ihm einen Rat geben bei einer Sache, die ich selbst nicht im Griff habe? Dann fragte ich mich, warum ich ihm helfen wollte. Glaubte ich tatsächlich, in dem Monster könnte sich ein Mensch verbergen? Und was würde das beweisen? Dass
ich
kein Monster bin? Ich schob den Gedanken beiseite.
    »Das ist bei mir genauso, John, aber ich …«
    »Es ist
nicht
dasselbe.«
    »Weil du Menschen umbringst?« Mein Puls beschleunigte sich angesichts meiner Kühnheit, aber er antwortete nicht. Ich lehnte mich noch weiter aus dem Fenster. »Wenn ich die Beherrschung verliere, verletze ich manchmal auch andere Menschen. Ich habe schon ein paar verrückte Sachen gemacht.«
    »Ich bin nicht
verrückt

    »Ich wollte damit nur sagen, dass ich zum Teil verstehen kann, wie du dich fühlst, wenn du es tust. Dass du sie einfach nur kontrollieren willst und wie wütend sie dich machen müssen.« Ich dachte wieder an jenen Moment mit Derek auf der Treppe, an seinen arroganten Gesichtsausdruck. An den dumpfen Aufprall, als er auf den Boden aufschlug. Ich verstand John besser, als mir lieb war.
    Er schwieg erneut, aber sein Atem hatte sich beschleunigt. Wahrscheinlich war es an der Zeit, einen Rückzieher zu machen, aber etwas in mir wollte ihn noch härter drängen, wollte, dass
er
sich wand.
    »Du hast gesagt, dein Dad sei brutal gewesen. Hat er dich jemals sexuell bedrängt?«
    »Nein.« Er klang angewidert, aber ich konnte nicht verhindern, dass mir die nächsten Worte über die Lippen kamen.
    »Und was ist mit deiner Mutter?«
    Seine Stimme dröhnte laut in meinem Ohr. »Warum tust du das, Sara? Warum sagst du diese Dinge?«
    »So fühlt es sich an, wenn
du
mir Fragen über Ally stellst.«
    »Das gefällt mir nicht.« Er klang nervös, besorgt.
    »Mir gefällt es auch nicht.« Als er nichts darauf erwiderte, machte ich den Mund auf, um eine weitere verbale Attacke zu starten.
Halt, denk nach.
Was tat ich da? Ich atmete hektisch, mein Gesicht war heiß. Ich war so gefangen in diesem Moment, das Gefühl der Macht wirkte so belebend, dass ich vergessen hatte, mit wem ich sprach. Ich wollte ihm nur noch weh tun.
    Dann traf es mich: Genau so fühlte sich John.
    Ich war einen Moment lang wie erstarrt, kam wieder zu mir und fragte mich, wie viel Schaden ich angerichtet hatte. Ich stellte mir vor, wie Billy und Sandy irgendwo in einem Raum ausflippten. Ich war dazu angehalten, Informationen zu sammeln, nicht, ihn zu provozieren. Doch John hatte nicht aufgelegt. Es gab immer noch die Chance, die Sache wieder ins Lot zu bringen.
    Ich senkte die Stimme und bemühte mich, ruhig zu klingen. »Sieh mal, ich denke, es ist für uns beide nicht einfach. Vielleicht sollten wir ein Spiel spielen.«
    Er klang vorsichtig. »Was für ein Spiel?«
    »So etwas wie ›Wahrheit oder Pflicht‹. Ich stelle dir eine Frage, und du musst sie ehrlich beantworten. Dann fragst du mich etwas, und ich werde genauso ehrlich antworten. Du darfst sogar Fragen über Ally stellen.« Ich schloss die Augen.
    »Du hast bereits bewiesen, dass du lügst.«
    »Du lügst auch, John.«
    »Ich bin
immer
ehrlich zu dir gewesen.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Du willst alles über mich wissen, aber es gibt einen ganz großen Bereich in deinem Leben, über den du nie sprichst. Vielleicht bin ich dir ähnlicher, als du glaubst.«
    »Wie meinst du das?«
    Wie
meinte
ich das? Ich dachte ein paar Minuten zurück, wie berauschend und erregend es gewesen war, sich auf dem gefährlichen Grat zwischen Vernunft und Gefühl zu bewegen. Alle meine Sinne in höchster Alarmbereitschaft, mein Körper angespannt und bereit zum Kampf.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich schon Menschen weh getan habe, wenn ich wütend war. Ich habe sogar schon einmal jemanden die Treppe hinuntergestoßen.« Wenn ich es schlimmer klingen ließ, würde er sich dann eher öffnen? »Er hat sich das Bein gebrochen, und überall war Blut. Es gefällt mir nicht, dermaßen die Beherrschung zu verlieren, und irgendetwas sagt mir, dass es dir auch nicht gefällt.«
    Er schwieg.
    Ich sagte: »Ich bin bereit, anzufangen …«
    Kurz darauf sagte er: »Wir können es versuchen.«
    »Okay,

Weitere Kostenlose Bücher