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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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sagte: »Warum bist du so traurig, Mommy?«
    »Mommy fühlt sich nicht gut, Liebes.«
    »Ich kümmere mich um dich«, sagte sie.
    An diesem Abend war sie total süß, sie versuchte, mir Suppe zu kochen, und sagte Elch, er solle still sein. Sie schlief sogar in meinem Bett. Wir kuschelten miteinander, während sie mir Geschichten vorlas und mir zum Trost ihre Lieblingsbarbie lieh. Der Regen prasselte gegen die Fenster. Am nächsten Morgen rief ich endlich Lauren an, um mich zu entschuldigen, dass ich so überstürzt aufgebrochen war, aber sie kam mir zuvor.
    »Es tut mir leid, dass ich Melanie vorgeschlagen habe, Kyle könnte ja auf der Hochzeit spielen. Aber ihr beide streitet immer, und das macht es schwer, einer von euch irgendetwas zu sagen.«
    »Melanie macht mich wahnsinnig.«
    »Ich wünschte, ihr beide wärt nicht so eifersüchtig aufeinander.«
    »Ich bin nicht
eifersüchtig
auf sie, es nervt mich nur, dass sie mit allem durchkommt.«
    »Dad ist mit ihr genauso streng, das weißt du.«
    Ich lachte. »Ja, klar.«
    »Doch, ist er – du siehst es nur nicht. Er liegt ihr ständig wegen ihres Jobs in den Ohren, erzählt ihr, wie gut dein Laden läuft, wie groß dein Haus ist und wie erfolgreich Evan ist. Manchmal denke ich, ihr geratet ständig aneinander, weil ihr euch so ähnlich seid.«
    »Ich bin Melanie überhaupt nicht ähnlich.«
    »Ihr seid beide starke Persönlichkeiten, und …«
    »
Überhaupt
nicht, Lauren.«
    Sie schwieg.
    Ich seufzte. »Tut mir leid. Aber ich mache gerade eine harte Zeit durch.«
    Ihre Stimme wurde sanft. »Ich weiß, Süße. Ruf mich an, wenn du reden willst, jederzeit.«
    Aber ich tat es nicht, denn sosehr ich meine Schwester auch liebte, es gab ein paar Dinge, bei denen sie mir nicht helfen konnte, Dinge, die uns immer trennen würden.
Sie
wusste, wohin sie gehörte.
     
    Nachdem eine weitere Woche vergangen war und ich immer noch mit Jammermiene herumlief, beschloss ich, dass es Zeit wurde, ein paar Änderungen vorzunehmen. Ich hörte auf, zehnmal am Tag den Campsite-Killer zu googeln, hörte auf, Artikel über Genetik und abweichendes Verhalten zu lesen, die mir ohnehin nur Albträume bescherten, und kaufte Material für ein Vogelhäuschen – Ally wollte schon ewig eins bauen. Es hat total viel Spaß gebracht, zusammen daran zu arbeiten. Ally kicherte, während sie es anmalte, fuchtelte mit dem Pinsel herum und verteilte die Farbe überall auf ihren Fingern und dem Tisch. Allmählich begann sich die Dunkelheit zu lichten. Evan und ich schafften es sogar, am Wochenende nett mit Lauren und Greg zu Abend zu essen. Oder zumindest war es nett, bis Dad auftauchte, um mit Greg irgendwelchen Arbeitskram zu besprechen.
    Greg tat mir schrecklich leid, als er sich draußen von Dad beschimpfen lassen musste, obwohl er wusste, dass wir sie in der Küche hören konnten. Es war besonders übel, wenn man bedachte, dass Dad anschließend noch mit reinkam und uns allen erzählte, dass er gerade einen neuen Vorarbeiter eingestellt hatte. Greg hat jahrelang darauf gewartet, dass Dad ihn befördert. Dad blieb auf ein Bier und redete währenddessen die ganze Zeit mit Evan übers Angeln. Es widerte mich an, wenn er jemanden bevorzugte, aber ich war auch angewidert von mir selbst, weil ich stolz darauf war, dass er meinen Verlobten mochte.
    In der ersten Aprilwoche hatte ich endlich das Gefühl, die Depression überwunden zu haben. Nachts schlief ich durch und blieb tagsüber wach. Ich verbrachte wieder viele Stunden in der Werkstatt und wurde von den Projekten ganz in Anspruch genommen. Ich fühlte mich so gut, dass ich sogar eine Shoppingtour für Ally machte. Ich gab einen Riesenbatzen Geld für Bastelmaterial und ein Netbook aus, von dem ich mir einredete, es würde ihr beim Lernen helfen. Ich liebe es, ihr Dinge zu kaufen: Kostüme und Bücher, Spiele, Farben, Kleidung, Plüschtiere. Wenn Ally glücklich ist, bin ich glücklich. Als ich mit all den Taschen ins Haus zurückging, klingelte das Telefon.
    »Du kommst besser heute Abend hierher.« Es war mein Vater. Und sein Ton verriet mir, dass ich in Schwierigkeiten steckte – in großen Schwierigkeiten.
    »Was habe ich falsch gemacht?«
    »Ich habe einen Anruf bekommen …«
    Dad schwieg eine lange qualvolle Minute. Ich hielt den Atem an.
    »Im Internet steht, dass dein Vater der Campsite-Killer ist.« Seine Stimme war angespannt vor Wut,
verlangte
eine Erklärung. Ich versuchte, mir einen Reim auf das zu machen, was er gerade gesagt hatte,

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