Never Knowing - Endlose Angst
Gesicht fühlte sich heiß an, als ich sagte: »Du hast doch schon mal vom Campsite-Killer gehört, oder?«
»Jeder hat schon mal vom Campsite-Killer gehört. Wieso?«
»Er ist mein Vater.«
Ihr Unterkiefer klappte nach unten, und sie starrte mich fassungslos an. Stunden schienen zu vergehen. Schließlich setzte sie sich neben mich aufs Bett.
»Das ist einfach … Bist du sicher? Wie hast du das herausgefunden?«
Ich setzte mich auf, das Kissen auf meinem Schoß, und erzählte ihr von dem Privatdetektiv und allem, was seitdem passiert war. Prüfend musterte ich ihr Gesicht, wartete darauf, all die schrecklichen Dinge zu sehen, von denen ich dachte, sie würden sich in ihren Augen spiegeln. Doch sie sah mich nur bekümmert an.
»Vielleicht hat Evan recht und es ist nur Zufall?«
Ich schüttelte den Kopf. »So, wie sie heute mit mir geredet hat? Sie hasst mich!«
»Ich bin sicher, dass sie dich nicht
hasst
. Wahrscheinlich ist sie …«
»Nein, du hast recht, es ist noch schlimmer. Es ist, als würde ich sie anwidern.« Meine Stimme klang belegt, als ich versuchte, nicht zu weinen.
Lauren streichelte meinen Rücken. »Es tut mir so leid, Sara. Die Menschen, auf die es ankommt, lieben dich. Hilft dir das?«
Außer dass Dad mich nicht liebt.
Die Tatsache, dass sie das nicht sah, machte es nur noch schlimmer.
»Du verstehst nicht, wie es sich anfühlt, adoptiert zu sein. Wenn deine Mutter dich weggegeben hat wie ein Stück Müll und dich dann wieder zurückweist. So viele Jahre habe ich darauf gewartet, sie kennenzulernen, und jetzt …« Ich schüttelte den Kopf.
»Ich weiß, dass es weh tut, aber du darfst nicht all das Gute in deinem Leben vergessen.«
Lauren wollte noch etwas sagen, als wir unten eine Stimme hörten.
»Hallo, hallo, hallo, Hexen.« Melanie.
Lauren rief: »Wir sind hier oben.«
Ich sah sie an, und sie machte eine Bewegung, als würde sie ihren Mund mit einem Reißverschluss verschließen.
Melanie kam um die Ecke und warf ihre Handtasche auf den Boden.
»Danke, dass du die ganze Auffahrt mit deinem Cherokee in Beschlag genommen hast, Sara.«
»Ich wusste ja nicht, dass du vorbeikommst.«
Sie ignorierte mich und wandte sich an Lauren. »Danke für deine Hilfe gestern. Kyle und ich haben uns sehr gefreut.«
Lauren machte eine wegwerfende Handbewegung. »Kein Problem.«
Ich fragte: »Worum geht’s?«
»Es dreht sich nicht alles um dich und deine Hochzeit.« Melanie lächelte, als hätte sie einen Witz gemacht, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Melanie sieht italienisch aus, wie unsere Mom, aber sie trägt ihr dunkles Haar kurz und stachelig und bevorzugt knallrote Lippen und schwarzumrandete Augen. Wenn sie nicht gerade finster dreinblickt oder schmollt, sieht sie einfach umwerfend aus.
Als sie noch klein war, hat Dad sie immer gern in seine ganzen Holzfällercamps mitgenommen – er war überzeugt, dass sie eines Tages Buchhalterin werden und ihm im Geschäft helfen würde. Doch sobald sie ins Teenageralter kam, waren Jungs das Einzige, wofür sie noch Zeit mit Zählen verschwendete. Und sie fand mehr als genug davon in dem Pub, in dem sie hinterm Tresen stand. Früher einmal war es Dads Stammlokal gewesen, doch seit sie mit neunzehn angefangen hatte, dort zu arbeiten, hat er nie wieder einen Fuß hineingesetzt.
Lauren sagte: »Kyle brauchte einen Proberaum, und ich habe ihnen unsere Garage zur Verfügung gestellt.«
Melanie wandte sich an mich. »Hast du schon jemanden für deine Hochzeit engagiert?«
»Evan und ich sind uns noch nicht einig.«
»Perfekt, denn Kyle möchte es für dich machen, als Hochzeitsgeschenk.« Sie lächelte breit.
Das war alles andere als perfekt. Ich hatte Kyles Band vor ein paar Monaten gehört, und sie konnten kaum den Ton halten. Ich warf Lauren einen Blick zu. Sie schaute zwischen Melanie und mir hin und her.
»Das ist ein interessanter Vorschlag, aber ich muss zuerst mit Evan darüber reden. Ich bin nicht sicher, was er sich vorstellt.«
»Evan? Der ist so locker, dem ist es egal.«
»Kann sein, aber ich muss trotzdem zuerst mit ihm reden.«
Melanie lachte. »Seit wann wartest du auf Evans Zustimmung?« Sie machte eine Pause, ihre Augen wurden schmal. »Ach, jetzt kapier ich. Du
willst
gar nicht, dass Kyle spielt.«
Das schon wieder. Als Kind ist Melanie von uns allen verwöhnt worden, besonders von Dad. Wenn Mom krank war, hatte ich das Sagen, und damit fingen die Probleme an. Mit Lauren war es einfach, ich konnte ihr
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