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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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sagen, sie solle ihr Spielzeug aufheben, und sie machte es sofort, aber Melanie stand einfach da, die Hände in die Hüften gestemmt, und starrte mich finster an. Am Ende haben dann Lauren oder ich es für sie gemacht.
    »Das habe ich nicht gesagt, Melanie.«
    »Das ist doch
verdammt nochmal
nicht zu fassen! Kyles Band ist echt richtig gut geworden, und er ist bereit, dir diesen netten Gefallen zu tun, aber du sagst nein?« Ehe ich etwas erwidern konnte, schüttelte sie den Kopf und sagte: »Ich hab dir doch gesagt, dass sie ablehnen wird, Lauren.«
    Ich sagte: »Ihr habt bereits darüber gesprochen?«
    Lauren antwortete: »Nein, na ja, nur kurz. Melanie hat gestern Abend erwähnt, dass Kyle so einen Auftritt gut gebrauchen könnte, und …«
    »Und du hast gesagt, dass er wahrscheinlich auf der Hochzeit ein paar Leute kennenlernen könnte«, unterbrach Melanie sie. »Du hast gesagt, das sei eine gute Gelegenheit für ihn.«
    Mein Gesicht wurde heiß, und mein Pulsschlag beschleunigte sich. Melanie wollte meine Hochzeit als Casting für ihren Freund benutzen? Und
Lauren
hatte sie auf die Idee gebracht?
    Lauren sagte: »Aber ich wusste nicht, ob Sara nicht vielleicht schon andere Pläne hat.«
    »Hat sie
nicht
«, sagte Melanie. »Es ist nur, weil sie Kyle nicht mag.«
    Mit vorgerecktem Kinn starrte Melanie mich an, forderte mich heraus, es zu leugnen. Ich wollte ihr sagen, was ich genau dachte:
Er ist nicht gut genug für dich, und er ist todsicher nicht gut genug, um auf meiner Hochzeit zu spielen.
Doch ich zählte bis zehn, holte ein paarmal tief Luft und sagte: »Ich werde darüber nachdenken, okay?«
    Melanie sagte: »Ja, klar.«
    »Du tust es doch, oder, Sara?« Laurens Gesicht hatte einen flehentlichen Ausdruck, als sie mich ansah, besorgt, dass es zum Streit kommen könnte. Es würde tatsächlich einen Riesenkrach geben, wenn ich nicht zusah, dass ich hier wegkam.
    »Natürlich. Ich muss jetzt los.« Ich stand auf.
    »Kannst du nicht noch auf einen Kaffee bleiben?«, fragte Lauren.
    Ich wusste, sie wollte, dass wir alles noch mal durchsprachen oder zumindest so taten, als wäre alles in Ordnung, aber wenn ich noch einen Ton aus Melanies Mund hörte, würde ich explodieren. Ich zwang mich zu einem Lächeln.
    »Tut mir leid, ich muss Ally abholen.«
    Ich sah Melanie nicht an, als ich hinausging.
     
    In dieser Nacht wälzte ich mich hin und her. Schließlich stand ich auf und machte mir Notizen, die einzige Möglichkeit, wie ich mich beruhigen konnte. Der erste Punkt auf der Liste war, dass ich gleich morgen früh bei Lauren anrufen und mich für meinen überhasteten Aufbruch entschuldigen würde. Dann schrieb ich Melanie einen Brief, in dem ich ihr all die Dinge sagte, die ich ihr schon früher hatte sagen wollen, aber nie gesagt hatte. Vier Jahre Therapie, und endlich hatte ich gelernt, meine Wut in den Griff zu bekommen – bis zehn zählen, Briefe schreiben, ein Zimmer verlassen, um wieder runterzukommen –, aber Melanie schaffte es schneller als jeder andere, mich auf hundertachtzig zu bringen. Ich hasste es, dass ich bei ihr so schnell die Beherrschung verlor. Dieses Gefühl, außer Kontrolle zu geraten. Aber meistens war ich einfach nur traurig. Ich hatte sie so sehr geliebt, als sie klein war, hatte es geliebt, wenn sie zu mir aufblickte und mir überallhin folgte. Doch dann verlor ich sie im Einkaufszentrum, als sie vier war.
    Wir waren losgezogen, Weihnachtseinkäufe zu erledigen, und Dad wies mich an, auf sie aufzupassen, während er in einen Laden ging. Melanie wollte herumlaufen, aber ich wusste, dass Dad fuchsteufelswild werden würde, wenn wir uns auch nur einen Zentimeter von der Stelle rührten, also hielt ich sie hinten an der Jacke fest. Je fester ich sie hielt, desto kräftiger wehrte sie sich, sie zerrte und kratzte mich, bis sie sich losriss und im Gewühl verschwand. Die nächsten zwanzig Minuten waren die schrecklichsten in meinem Leben. Ich begann wie wild ihren Namen zu schreien. Dad kam aus dem Laden gerannt, sein Gesicht war ganz weiß. Als wir sie endlich auf einem Münzschaukelpferd gefunden hatten, zerrte Dad mich zum Parkplatz und versohlte mir hinter seinem Truck den Hintern. Ich weiß noch, wie ich versuchte, mich von ihm loszureißen, und so laut weinte, dass ich kaum noch Luft bekam, während seine Hand immer wieder auf meinen Hintern klatschte.
    In vielen meiner schlimmsten Kindheitserinnerungen geht es darum, dass ich wegen Melanie Ärger bekam. Einmal zu Halloween

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