Never Knowing - Endlose Angst
er mit den Brauen wackelte.
Ich lächelte. »Ich glaube, es fällt mir wieder ein.«
Er lachte und kletterte zu mir ins Bett. Wir küssten uns ausgiebig, unser Streit war längst vergessen. Er kratzte mit seiner unrasierten Wange an meiner und lachte, als ich mich beschwerte.
Er hielt meine Hände fest. Der Gedanke an John schoss mir durch den Kopf. Hatte er das mit Julia gemacht? Wie hat er die Frauen unten gehalten, wenn er sie vergewaltigte? Ich schob das brutale Bild fort. Evan kniete über mir. Ich sah John über einer Frau knien.
Evan sah hinunter in mein Gesicht.
»Was ist los?«
»Nichts.« Ich zog ihn von mir runter, verbarg mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Und einen kurzen Moment konnte ich es fast glauben.
Am nächsten Morgen gingen wir nach dem Frühstück mit Ally und Elch am Neck Point spazieren und beobachteten die Seelöwen, ehe Ally zum Spielen zu Meghan ging. Ich gab mir Mühe, John aus meinen Gedanken zu verbannen, aber Evan gab sich noch größere Mühe. Ich brauchte nur auf einen Aspekt des Falls zu sprechen kommen, und schon gab er mir einen Kuss. Ich erwähnte etwas anderes, und er liebkoste meinen Nacken. Ich versuchte, ihn wegzuschieben und meinen Gedanken zu Ende zu bringen, und er knabberte an meinem Ohr. Ich versuchte, mich freizustrampeln, und irgendwie war mein BH plötzlich auf.
Anschließend faulenzten Evan und ich im Bett herum und machten Pläne für das Hochzeitsmenü. Jetzt, wo ich mir selbst gestattete, mich einen Moment zu entspannen, begann ich mich wieder auf den großen Tag zu freuen. Aber es erinnerte mich auch daran, dass ich noch die Shoppingtour mit meinen Schwestern organisieren musste. Bei der Vorstellung, stundenlang mit Melanie zusammenzuhängen, knirschte ich mit den Zähnen, aber ich kam nicht drum herum.
Wir diskutierten über die Dekoration, und ich war ganz angetan von der Idee, Lichterketten in die Tannen zu hängen, als mein Handy im Büro klingelte.
Ich sah Evan an. »Geh schon«, sagte er.
Die Decke um meinen nackten Körper gewickelt, sprintete ich den Flur hinunter und schnappte mir das Handy vom Schreibtisch.
Es war die Nummer, von der John das letzte Mal angerufen hatte.
Sobald ich auf den Knopf gedrückt hatte, sagte er: »Hast du einen schönen Tag?« In seiner Stimme schwang etwas mit, das ich nie zuvor bei ihm gehört hatte – Kühle.
»Ganz gut. Wie geht es dir?« Ich versuchte, erfreut zu klingen, aber ich war noch wütender als üblich, dass er angerufen und unseren schönen Nachmittag ruiniert hatte.
»Ist Evan da?«
Immer noch unsicher wegen seines Tonfalls sagte ich: »Er ist hier … aber nicht im Zimmer, falls du …«
»Hast du mir die Wahrheit gesagt, Sara?«
Mein Herz sank. »Natürlich.«
»Hast. Du. Mir. Die. Wahrheit. Gesagt?«
Ich setzte mich auf meinen Stuhl. Wusste er, dass ich mit der Polizei gesprochen hatte? O Gott, hatte er irgendwie von Ally erfahren?
»Was ist los?«
»Ich habe die Website gesehen.«
Meine Gedanken rasten. War ein weiterer Artikel erschienen?
»Ich bin mir nicht sicher …«
»Es steht
alles
da.« Wovon redete er? Ich wartete ab.
Nach ein paar Herzschlägen sagte er: »Ihr habt schon einen Termin für die Hochzeit – du hast versucht, mich auszutricksen.«
»Ich weiß nicht, was …« Dann fiel mir ein, dass Evan vor ein paar Wochen eine Hochzeits-Website für uns eingerichtet hatte. Wie kam ich da bloß wieder raus?
»Wir
hatten
einen Termin ausgemacht. Aber wir haben vor kurzem beschlossen, ihn zu verschieben. Darum habe ich gesagt, wir seien uns nicht sicher. Ich habe dich nicht belogen. Das würde ich nie tun.« Ich hielt den Atem an.
Er legte auf.
Ein paar Minuten später saß ich immer noch da, als Evan hereinkam und sich hinter mich an den Schreibtisch setzte.
»War er es?«
Ich nickte. Evan drehte mich in meinem Stuhl herum, damit ich ihn ansah.
»Bist du okay?«
»Er hat unsere Hochzeits-Website gefunden. Ich hatte ihm erzählt, dass wir noch keinen Termin festgelegt hätten. Er hörte sich
ziemlich
wütend an.«
»Hat er dich bedroht?«
»Nein, es war nur … seine Stimme.«
»Ich werde die Seite sofort mit einem Passwort sichern. Und du solltest Bill anrufen.«
»Das ist übel, Evan.«
»Es wird alles gut, er wird niemanden wegen einer Website umbringen.« Er hatte bereits seinen Computer eingeschaltet.
In dieser Nacht warf ich mich im Bett hin und her, während Evan neben mir schlummerte – oder es zumindest versuchte. Als ich ihn zum
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