Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
Vom Netzwerk:
Schweigen.
    Nach einer Weile sagte ich: »Vielleicht hatte er sie schon gehen lassen. Du weißt schon, bevor er angerufen hat.«
    »Vielleicht.« Evan drückte meine Hand. Aber er sah mir nicht in die Augen.
     
    Deshalb habe ich nicht bis Mittwoch auf unseren nächsten Termin gewartet. Ich
konnte
einfach nicht. Ich tue nichts anderes mehr als warten. Das ganze Wochenende über haben Evan und ich penibel alle Nachrichten angeschaut. Bei jedem Läuten des Telefons sind wir aus der Haut gefahren, aber mein Handy hat nie wieder geklingelt, bis auf Billys gelegentliche Anrufe, bei denen er mir das Gleiche erzählte wie Sandy, nur ohne den Teil, bei dem sie mir das Gefühl vermittelte, ich hätte gerade Danielles Todesurteil unterschrieben. Als ich sagte, ich hätte den Eindruck, alles gerate vollkommen außer Kontrolle, sagte er mir erneut, ich solle mir eine Ausgabe des Buches besorgen, aus dem er ständig zitierte. Er sagte: »Es ist das Einzige, was mir hilft, wenn ich mir wegen der Ermittlungen Sorgen mache. Ich sehe die Akten noch einmal durch und konzentriere mich auf Strategien. ›Der geschickte Krieger vertraut nicht darauf, dass der Feind nicht angreift, sondern darauf, dass er selbst vorbereitet ist.‹ Ich überlege mir jedes mögliche Szenario und jede Wendung, die der Fall nehmen könnte, und dann bereite ich mich auf jedes Ereignis vor.«
    »Wow«, sagte ich. »Und wann schlafen Sie?«
    Er lachte. »Gar nicht.«
    Ich staunte, denn ich hatte ihn für einen jener Menschen gehalten, die nur unter die Decke zu kriechen brauchen und neunzig Sekunden später weg sind, so wie Evan. Es tat gut zu wissen, dass ich nicht die Einzige war, die ganz besessen war und nicht schlafen konnte.
    Als ich ihm erzählte, dass Evan übers Wochenende zu Hause war, klang er erleichtert und feuerte mich an durchzuhalten. Ich fragte ihn, wann er wieder auf die Insel zurückkäme, und er sagte, am Montag, also heute. Ich bin also ziemlich sicher, dass ich bald von ihm hören werde. Sandy bleibt auf dem Festland. Vermutlich so lange, bis sie Danielle finden …
    Evan blieb zu Hause, solange es ging, selbst Sonntagabend, obwohl er da normalerweise zurückfährt. Der arme Kerl musste um vier Uhr morgens aufstehen, um zur Lodge zu fahren. An der Tür hielten wir uns ganz lange fest. Als er weg war, kletterte ich zu Ally ins Bett und kuschelte mich an sie, bis es Zeit war, aufzustehen und sie zur Schule zu bringen.
    Im Fernsehen habe ich ein paarmal Danielles Eltern gesehen. Evan sagte mir, ich solle aufhören, mir das anzuschauen, aber ich konnte nicht anders. Ihre Mom sieht noch nicht sehr alt aus. Vielleicht hat sie Danielle bekommen, als sie so alt war wie ich, als ich Ally bekam. Ob sie ihre Tochter gewarnt hat, vorsichtig zu sein, ehe sie sie auf den Campingausflug gelassen hat? Oder hat sie ihr einfach nur viel Spaß gewünscht?

12. Sitzung
    Danke, dass Sie mich dazwischenschieben konnten. Sie werden es heute Abend in den Nachrichten hören, aber ich wollte es Ihnen selbst erzählen. Wenn ich kann, heißt das. Auf dem ganzen Weg hierher habe ich geübt, die Worte laut auszusprechen, aber … es ist einfach zu heftig. Ich habe es noch nicht einmal Evan erzählt – er ist mit dem Boot draußen. Aber ich muss es irgendjemandem erzählen. Ich muss dieses Gefühl irgendwie loswerden. Ich komme mir vor wie Lady Macbeth, die versucht, sich das Blut von den Händen zu waschen.
     
    Heute Morgen stand Billy vor meiner Tür, den BlackBerry fest umklammert – und mit einer Miene, bei der mein Herz sank.
    »Sie ist tot, nicht wahr?«
    »Lassen Sie uns reingehen.«
    Wir gingen ins Wohnzimmer. Obwohl die Sonne schien, begann ich am ganzen Körper zu zittern. Sobald Billy im Sessel neben dem Sofa saß, sprang Elch ihm auf den Schoß. Dieses Mal tätschelte Billy ihn nur kurz und setzte ihn wieder auf den Boden. Er sah mir in die Augen, sein Blick war ernst.
    »Wir haben heute Morgen ihre Leiche gefunden.«
    Ich versuchte zu begreifen, was er gerade gesagt hatte, aber mein Verstand reagierte nur stockend.
    »Wo?«
    »Wells Gray Park. Es ist der nächste Park von Clearwater aus, also haben wir dort zuerst gesucht, aber es sind mehr als fünfhunderttausend Hektar. Wir hätten sie vielleicht gar nicht gefunden, wenn nicht ein paar Wanderer vom Pfad abgewichen wären. Es sieht so aus, als sei Danielle binnen weniger Stunden nach seinem letzten Anruf umgebracht worden.«
    Danielles Namen zu hören machte ihren Tod auf brutale Weise real. Ich

Weitere Kostenlose Bücher