Never Knowing - Endlose Angst
wollen?«
»So schlimm sind Sie doch gar nicht.« Er lächelte und stand auf. »Aber ich fahre besser zurück aufs Revier.«
Ich brachte ihn zur Tür. »Hat irgendjemand ihn in der Gegend gesehen?«
»Wir haben keine Zeugen, aber wir sind immer noch dabei herauszufinden, wo er den Hobel gekauft hat, und versuchen, so viel wie möglich über die Puppen zu erfahren.«
»Haben die DNA -Proben …«
»Die Haare stammen von zweien der Opfer, ja.«
Ich holte tief Luft. »Glauben Sie, dass ich in Gefahr bin?«
»Wir sorgen dafür, dass Ihnen nichts passiert – darum steht der Wagen hier in der Straße. Außerdem hat bisher jede Drohung, die er ausgestoßen hat, auf andere Menschen gezielt, nie auf Sie. Sobald er Sie oder Ihre Familie ins Visier nimmt, hört die Sache auf.«
Draußen auf der Eingangstreppe sagte ich: »Ich kann es nicht glauben, dass sie
tot
ist. Das ist so schrecklich.« Ich blinzelte die Tränen zurück.
»Es tut mir leid, Sara. Ich weiß, wie sehr Sie sich ein Happy End für Danielle gewünscht haben. Glauben Sie mir – mir ergeht es nicht anders.« Seine Stimme klang gepresst und entmutigt. Er legte beide Hände auf meine Schultern und sah mir direkt in die Augen. »Aber das müssen Sie jetzt abschütteln und sich darauf konzentrieren, wie wir ihn aufhalten können. Das ist das Einzige, was wir jetzt noch für Danielle tun können.«
Billy hielt mich immer noch an der Schulter fest, als wir einen Wagen mit plärrendem Radio die Auffahrt hinaufpreschen hörten. Sofort trat Billy einen Schritt von mir zurück.
Sobald ich das Auto sah, sagte ich: »Das ist meine Schwester.«
Melanie grinste durch das Fenster, als sie vor dem Haus parkte.
Billy ging zu seinem SUV . Als er an Melanie vorbeikam, sagte sie: »Wie geht’s, Officer? Haben Sie es eilig?«
Er grinste übers ganze Gesicht und zwinkerte ihr zu. »Ach, Sie wissen schon, ich muss wieder böse Buben fangen. Langweilig, sage ich Ihnen.« An der Tür zu seinem Truck blieb er stehen und rief über die Motorhaube: »Wegen den anderen Stücken sage ich Ihnen morgen Bescheid, Sara.«
»Kein Problem.«
Während er mit lautem Hupen davonfuhr, schlenderte Melanie die Vordertreppe hoch und hob die Brauen. Ich verdrehte die Augen, machte kehrt und ging ins Haus. Dieses Mal wartete ich ihre Anspielungen gar nicht erst ab.
»Mein Gott, Melanie, ich habe nichts mit Billy am Laufen. Er ist ein Kunde und ein
Freund
. Ich liebe Evan und werde ihn heiraten, schon vergessen?« Ich ging in die Küche, mit Melanie dicht auf den Fersen.
»Ich hab’s nicht vergessen, aber ich bin mir nicht sicher, ob dein
Freund
Billy es nicht vielleicht vergessen hat. Er ist in dich verknallt.«
Ich schenkte mir frischen Kaffee ein, bot ihr jedoch keinen an, in der Hoffnung, dass sie schnell wieder verschwand.
»Du weißt ja nicht, was du da redest. Du hast ihn zweimal gesehen, und beide Male hat er mit dir geflirtet.«
»Aber ich bin nicht diejenige, die er mag.« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß auch nicht, warum er sich in dich verknallt haben sollte, aber er ist es.« Sie setzte sich an den Küchentisch.
»Er ist nicht in mich ›verknallt‹. Was willst du überhaupt hier?« Ich lehnte mich gegen die Arbeitsplatte.
»Hast du mit Evan darüber gesprochen, ob Kyle bei der Hochzeit spielen soll?«
Ich schlug mir gegen die Stirn. »Oh, Mist. Ich bin dieses Wochenende nicht dazu gekommen, und …«
»Natürlich nicht. Deshalb habe ich dir eine von seinen CD s mitgebracht.« Sie holte sie aus ihrer Handtasche und legte sie auf den Tisch.
»Ich werde versuchen, sie mir anzuhören.«
»Warum musst du es
versuchen
? Warum kannst du nicht einfach sagen, klar, Melanie, mach ich gerne?«
»Warum fängst du immer Streit mit mir an?«
»Weil du immer auf mich
runterschaust
.«
Ich schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, um ihr zu sagen, sie solle sich nicht so anstellen. Dann fiel mir ein, dass es ein totes Mädchen gab. Ein Mädchen, das eine Schwester namens Anita hatte, die letzte Nacht im Fernsehen um ihre Rückkehr gefleht hatte.
»Ich werde mir die CD anhören.« Ich schaute zur Werkstatttür hinüber. »Aber ich habe eine Menge zu tun, also …«
»Keine Angst, ich bin schon weg.«
Ich versuchte nicht, sie aufzuhalten, als sie aufstand und zur Tür ging. Ich folgte ihr, blieb auf der Treppe stehen und wartete auf den Abschieds-Seitenhieb.
Beim Wagen drehte sie sich um und sagte: »Du solltest Mom hin und wieder besuchen. Oder hast du sie
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