Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
den Wink verstehen und fortgehen würde. Sowie Melinda das Haus verließ, um zum Polizeilabor zu fahren, würde sie ihren Fluchtversuch durchführen. Sie merkte, wie das kleine Zeitfenster, das ihr blieb, langsam zufiel.
    »Müde?«, fragte Melinda. »Du kannst jetzt noch nicht schlafen.«
    Durch halb geschlossene Lider sah Ivy, dass Melinda einen Kassettenrekorder aus der Tasche zog.
    »Die Nachricht, die du auf deinem Anrufbeantworter hast, ist ja regelrecht feindselig. Wir brauchen etwas, das ein bisschen … beruhigender klingt. Setz dich auf.«
    Ivy wuchtete sich hoch. Sie fühlte sich schwindlig und unangenehm voll und hatte den Geschmack von starkem Tee und Eisenspänen im Mund.
    Melinda entfaltete ein paar gelbe, linierte Blätter und
hielt sie ihr hin. Die Handschrift auf dem obersten Blatt war kindlich, dick und verschnörkelt mit kleinen Kreisen anstelle der i-Punkte.
     
    Hallo. Es tut mir leid, dass ich deinen Anruf nicht entgegennehmen kann, und nein, es hat sich noch nichts getan, wenn es das ist, was du wissen möchtest.
     
    Melinda hielt den Kassettenrekorder dicht vor Ivys Gesicht. Mit der anderen Hand drückte sie die kalte Messerklinge gegen Ivys bloßen Nacken. Ivy erschauerte.
    »Entspann dich. Es muss natürlich klingen«, befahl Melinda.
    Mit gespieltem Zögern begann Ivy, zu lesen. Tatsächlich wollte sie die Prozedur so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit Melinda endlich fortging.
    Sie las den Text auf dem ersten Blatt und begann mit dem nächsten.
     
    Es tut mir leid, dass ich Ihren Anruf verpasst habe. Danke für das Hilfsangebot. Sie nehmen es mir doch gewiss nicht übel, wenn ich ablehne, oder? Ich möchte im Augenblick einfach keine Gesellschaft haben und schicke lieber eine E-Mail.
     
    Sie nahm alle Texte auf, die in unterschiedlichen Variationen sagten, wie gut es ihr ging und dass sie nicht gestört werden wollte. Es erfüllte Ivy mit einer gewissen Befriedigung, zu wissen, dass sich Jody von alldem nicht würde täuschen lassen - jedenfalls nicht sehr lange.

    Als Ivy endlich fertig war, schaltete Melinda den Rekorder aus und verstaute ihn.
    »Mach dir keine Sorgen wegen deiner E-Mails«, sagte Melinda. »Darum habe ich mich auch gekümmert. Du beantwortest alle deine Nachrichten und sagst jedem, wie gut es dir geht. Während du geschlafen hast, habe ich eine E-Mail an [email protected] geschickt. Das ist deine Freundin Jody, stimmt’s? Ich habe ihr geschrieben, dass wir immer noch darauf warten, dass der ›Wasserbüffel‹ herauskommt.« Melinda malte Anführungszeichen in die Luft. »Niedlich. Es ist erstaunlich, wie leicht es ist, jemanden nachzuahmen, wenn einem alle alten Mails zur Verfügung stehen. Sie hat sofort geantwortet und hat sich nicht die geringsten Sorgen gemacht.«
    »Noch nicht«, warf Ivy ein.
    »Das ist richtig. Wir können nicht ewig so weitermachen.« Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, und Ivy war entsetzt über die kalte Entschlossenheit in Melindas Augen.
    Melinda sah auf die Uhr. »Höchstens noch drei bis fünf Stunden.« Sie griff in ihren Ausschnitt und zog eine Kette heraus, an der eine silberne Hand hing. Sie rieb den kobaltblauen Stein, der in die Handfläche eingelassen war.
    Ivys Amulett.

32
    Melinda nahm das leere Glas vom Fußboden und verließ das Zimmer. Der Riegel wurde vorgeschoben, dann war das Trampeln ihrer Stiefel im Treppenhaus zu hören.
    Ivy stürzte durch den Raum zum Speiseaufzug. Von unten hörte sie Phoebe erst bellen und dann frenetisch heulen.
    Wie lange würde Melinda brauchen, um zum Labor zu fahren? Zehn Minuten? Sie würde einen Parkplatz suchen und sich anmelden müssen. Sicher würde sie Formulare ausfüllen und unterschreiben müssen. Dann würde die Probe entnommen werden, und danach kam die Rückfahrt.
    Im schlechtesten Fall würde Melinda fünfundzwanzig Minuten unterwegs sein, im besten Fall fünfundvierzig. Würde die Wirkung des Rainfarns schon vorher einsetzen?
    Wieder hörte Ivy Großmutter Fays beruhigende Stimme: Konzentriere dich auf das, was du selbst in der Hand hast, und kümmere dich nicht um Dinge, die du nicht ändern kannst.
    Ivy musste warten, bis Melinda fort war. Sie durfte es nicht riskieren, Lärm zu machen und sie dadurch auf ihr Vorhaben aufmerksam zu machen. Angestrengt lauschend wartete sie auf Melindas Aufbruch. Sekunden dehnten sich zu Minuten. Worauf, zum Teufel, wartete sie noch?

    Dann drang Ivys eigene Stimme durch den Schacht des Speiseaufzugs zu ihr herauf:

Weitere Kostenlose Bücher