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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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dieser Antwort zufriedenzugeben und sagte ausnahmsweise nichts mehr. Er erwähnte den vermeintlichen »Unfall« noch nicht einmal ihrer Mutter gegenüber, als sie nach Hause kamen. Stattdessen ließ er die Unterhaltung beim Abendessen um das Poe-Projekt kreisen und den Riesenerfolg, der es geworden war. Dann wechselte das Gesprächsthema wie von selbst zu der Scary-Movie- Party, zu der Danny mit seiner Pfadfindergruppe gehen würde. Später am Abend, nach dem Süßes-oder-Saures-Spielen. Da in letzter Minute doch mehr Aufpasser gebraucht wurden, würde ihre Mutter wohl auch mitgehen. Auf jeden Fall wurde Varens Name mit keinem Wort erwähnt und dafür war Isobel unendlich dankbar.
    Doch sogar jetzt, als sie auf der kalten Bank saß, das Spiel in vollem Gange war und sie gelangweilt dem Gras beim Wachsen zusah, konnte sie nicht aufhören, an ihn zu denken. Zum ersten Mal während ihrer ganzen Cheerleaderlaufbahn war es Isobel vollkommen egal, gegen wen sie spielten oder was auf der Anzeigetafel stand. Nur sie allein wusste, dass sie nicht wie früher aus Pflichtgefühl oder Stolz darauf bestanden hatte, bei dem Spiel dabei zu sein, sondern weil sie hier mit Gwen verabredet war. Bis jetzt war Gwen aber noch nicht aufgetaucht und je näher die Halbzeit heranrückte, desto hibbeliger wurde Isobel.
    Alle paar Minuten überflog sie die Tribüne hinter sich und hielt gleichzeitig nach weiteren unheimlichen Kreaturen Ausschau - wie hatte Reynolds sie noch genannt? Nocs? Wie viele davon gab es überhaupt? Geistesabwesend fragte sie sich, warum sie wohl noch keine gesehen hatte, seit sie hier am Spielfeldrand saß. Vielleicht war das ja ein gutes Zeichen, doch irgendwie schien das eine ziemlich trügerische Hoffnung zu sein.
    Auf dem Spielfeld ging die Cheerleadergruppe auseinander und machte Platz für die Blaskapelle.
    Isobel drehte sich ein weiteres Mal um und sah zur Tribüne, diesmal in der Hoffnung, Reynolds irgendwo zu erblicken. Er hatte gesagt, dass er in der Nähe sein würde, aber wo? Warum musste er immer in Rätseln sprechen?
    »Iz?« Sie merkte, wie sich jemand auf den Platz neben ihr setzte, und drehte sich um.
    Nikki blickte sie aus weit aufgerissenen dunkelblauen Augen an, die Augenbrauen eng zusammengezogen. Mit einer Hand stützte sie ihr Armgelenk, um das ein beigefarbener Verband gewickelt war.
    »Hallo, Nikki«, begrüßte Isobel sie. »Lass mich raten, die Trainerin hat dich auch auf die Bank verbannt?«
    »Ja«, antwortete sie und hielt das Armgelenk mit dem Verband hoch. »Verstaucht. Aber halb so wild. Macht… macht es dir was aus, wenn ich mich zu dir setze?«
    Isobel schüttelte den Kopf und eine Weile lang saßen sie in ein unangenehmes Schweigen gehüllt da.
    »Isobel«, begann Nikki, »ich wollte heute Abend eigentlich gar nicht kommen. Aber dann habe ich mich in letzter Sekunde umentschieden, weil ich wusste, dass du hier sein würdest. Und ich muss dir was sagen. Ich … ich weiß, dass du mir nicht glauben wirst, aber ich muss es trotzdem loswerden. Egal, was du denkst, ich … ich habe dich heute nicht fallen lassen. Nicht mit Absicht.«
    »Ich weiß«, sagte Isobel. Sie warf einen Blick über ihre Schulter. Sie wünschte sich, dass das Spiel endlich vorbei wäre. Sie wünschte sich, dass sie in die Zukunft reisen könnte und sie und Gwen schon auf dem Weg zu The Grim Facade wären - wo auch immer der Maskenball stattfand. Sie wollte Varen finden, sein Gesicht sehen und sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Sie wollte endlich die Wahrheit erfahren und was hier eigentlich los war. Sie wollte wissen, wie sie es aufhalten konnte. Wie alles wieder so werden konnte wie immer.
    »Nein. Das habe ich wirklich nicht. Ich schwöre es. Ich schwöre es bei allem, was du willst. Es war so, als ob … es war, als ob mich etwas festhalten würde.« Nikki berührte ihr Handgelenk, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich weiß, das klingt verrückt, aber -«
    »Nikki.« Isobel drehte sich um und sah ihr direkt in die Augen. »Ich glaube dir.«
    Nikkis gequälter Gesichtsausdruck verwandelte sich in verwirrte Besorgnis, so als ob sie irgendwie erwartet hatte, dass Isobel ihre Aussage zurücknahm. Isobel wurde klar, dass Nikki neuerdings viel zu viel Zeit mit Alyssa verbrachte.
    »Heißt … heißt das, dass du … dass du nicht mehr sauer auf mich bist?«
    Also so weit würde ich nun auch wieder nicht gehen, dachte Isobel. Der besten Freundin ein Messer in den Rücken zu rammen und sich ihren Ex

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