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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Mondlicht und dem Fernlicht des Cadillac erleuchtet. Sie schienen im Takt der Musik immer dichter an ihnen vorbeizuströmen.
    Isobel spürte das Kratzen einer Haarklammer auf ihrer Kopfhaut und gleich darauf das einer zweiten. Der Cadillac fuhr einen Hügel hinunter und ihr Magen machte einen Satz bis nach oben zu ihrem Herzen.
    Sie mussten inzwischen ein ganzes Stück von der Stadt entfernt sein. Isobel beobachtete, wie die Baumreihen dichter wurden - ihre skelettartigen Schatten wirkten immer gruseliger. Sie hatte nicht auf Straßenschilder geachtet, glaubte aber, dass sie
    irgendwo in Henry County oder Spencer County waren, sicher war sie sich aber nicht.
    Konnte sie sich überhaupt noch irgendeiner Sache sicher sein? Der Realität? Ihres Verstands? Ihrer selbst?
    Isobel sah hinunter auf ihren Schoß und auf ihre Hände. Sie drehte die linke um und erinnerte sich daran, wie Varen seine Nummer daraufgeschrieben hatte. Die Zahlen waren inzwischen verschwunden, doch rückblickend hätte er ihr diesen Moment genauso gut auf ihre Seele tätowieren können. Sie ballte die Hand zur Faust.
    Was hatte er denn damit gemeint, dass er nicht gewollt hatte, dass alles so endete? Warum hatte sie das Gefühl, dass dieser Brief seine Art war, sich von ihr zu verabschieden? Und warum hatte er geschrieben, dass nach heute Abend alles verschwinden würde?
    Isobel schloss die Augen. Sie wollte in ihre Tasche greifen und den Brief noch einmal lesen. Als hoffte sie, dass sich die Worte in der Zwischenzeit geändert hatten, während sie nicht hingesehen hatte. Und eigentlich war das gar nicht so abwegig, wenn man bedachte, dass alles andere um sie herum genau das zu tun schien - sich änderte.
    Ein nervenzerreißendes Gefühl machte sich in ihrer Magengrube breit, eine giftige Blüte aus Ungewissheit, Zweifeln und Angst. Sie fragte sich, ob Varen gewusst hatte, was die Nocs tun würden. Schlimmer noch, ob er sie nicht sogar geschickt hatte -schließlich hatte Pinfeathers ihr seinen Brief überbracht. Oder hatte er die Nocs gemeint, als er sagte, dass er die Kontrolle verlor?
    »Fertig«, sagte Gwen schließlich und ließ die Arme sinken. »Also, wo ist deine Einladung?«
    Wieder frei, öffnete Isobel die Augen und zog ihre Einladung
    aus ihrer Sporttasche. Gwen schnappte sie sich, griff nach Isobels Arm und schlang das rote Band um ihr Handgelenk. Sie band es zu und zog den Knoten so fest, dass es Isobel in die Haut schnitt und ihr fast das Blut abdrückte.
    »Was auch immer du tust, verlier das hier nicht.«
    plötzlich wurde der Cadillac langsamer und Isobel musste sich festhalten, als die Vorderreifen über etwas holperten, das sich anfühlte wie ein Baumstamm. Gwen sprang hoch, so als ob sie auf die Erschütterung vorbereitet gewesen wäre, und machte sich daran, sich ihre eigene Einladung umzubinden.
    Sie fuhren von der letzten langen, serpentinenartigen Seitenstraße ab, die Reifen knirschten über Kies.
    Mikey schaltete das Fernlicht aus. Die Scheinwerfer des Cadillacs leuchteten jetzt weniger grell und warfen ein gelblich weißes Licht auf ein großes Grundstück voller Erde und Felsen. Staub und Splitt wurden aufgewirbelt und hingen wie Nebel zwischen den zwei Lichtstrahlen. In Reih und Glied stehende dunkle Autos säumten ihren Weg wie schlafende Ungeheuer. Isobel rutschte nach vorne, hielt sich an Mikeys Rückenlehne fest und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch die Windschutzscheibe.
    Vor sich sah sie Leute in Gruppen vor einem langen, zweistöckigen Gebäude stehen - irgendetwas, das zur einen Hälfte wie eine Scheune und zur anderen Hälfte wie ein Lagerhaus aussah. Ein pulsierendes, grün-pinkes Licht strahlte heraus und Isobel konnte das gedämpfte Pochen von Musik mehr spüren als hören.
    Das Auto kam näher und die Scheinwerfer streiften eine Gruppe großer, blasser Gestalten. Isobels Inneres krampfte sich bei ihrem Anblick zusammen, wie sie da aneinandergedrückt neben einem schwarzen Honda standen und sich eine Zigarette teilten. Sie drückte sich ans Fenster und musterte ihre Gesichter.
    Rauchwirbel stiegen auf, und als der Cadillac an ihnen vor-beikroch, wandten sich ihnen alle Gesichter zu. Ihre finsteren Blicke, ihre spitzen Nasen und die weiß geschminkten Gesichter wirkten bedrohlich - aber wenigstens waren sie ganz und unversehrt. Isobel lehnte sich zurück, atmete tief durch und versuchte, ihr Herz dazu zu bringen, weniger schnell zu schlagen.
    »Hey«, sagte Gwen und stupste sie an. »Schau mal

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