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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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sandte tobende Schatten über die dunklen Wände und den pechschwarzen Teppich.
    »Die Kellergewölbe sind unerträglich feucht«, hörte sie eine der Männerstimmen sagen. »Sie haben eine Salpeterkruste angesetzt.«
    »Lasst uns trotzdem gehen«, entgegnete der andere Mann und Isobel bemerkte, dass sein Akzent italienisch war.
    Die Glöckchen bimmelten wieder und das Geräusch lockte Isobel aus dem Büro heraus.
    Mit einer Hand hielt sie sich am Türrahmen fest, dann setzte sie ihren Fuß in den anderen Raum. Der Geruch von Parfüm und Wein vermischte sich mit dem Duft reichhaltigen Essens. Isobel sah auf und bemerkte noch mehr schwere Vorhänge, die von der Gewölbedecke herabhingen. Zusammen mit den dunklen scharlachroten Fenstern verliehen sie dem Raum das Aussehen einer Königsgruft.
    poch wohin war das Lagerhaus verschwunden? Und die Goths und die ganze Party? Und warum kam ihr dieser Ort so bekannt vor?
    »Die Erkältung ist nicht der Rede wert. Amontillado! Man hat Euch betrogen. Und Luchesi, der kann Sherry von Amontillado nicht unterscheiden.«
    Die beiden Männer standen in einer Tür gegenüber von Isobel. Am anderen Ende des ansonsten leeren Raumes. Ihre Silhouetten waren in einen Nebel aus gedämpftem violetten Licht getaucht. Wer waren sie? Worüber sprachen sie? Und wo war sie überhaupt?
    Die Gestalt, die eine Mütze mit Glöckchen trug, ergriff die andere am Arm. Der Mann hob eine Maske vor sein Gesicht, schlang seinen Umhang enger um sich und die beiden eilten davon.
    Isobel bewegte sich langsam auf den Türbogen zu, wo die beiden gestanden hatten.
    Ein tiefes, durchdringendes Geräusch ertönte hinter ihr und ließ sie anhalten. Der Lärm hallte mit solcher Kraft durch den Teppich, dass er sogar die Vorhänge erzittern ließ. Er rollte donnernd über Isobels Schuhe hinweg und durch die massiven schwarzen Wände hindurch. Wie Gift breitete sich Furcht in Isobel aus und sie wandte sich in die Richtung, aus der der Lärm kam.
    Wie ein dunkler Wachposten stand eine riesige tiefschwarze Uhr an der Stelle, wo eben noch die Tür gewesen war, durch die Isobel den Raum betreten hatte. Das Zifferblatt leuchtete strahlend weiß in der Dunkelheit, wie das Gesicht eines gnadenlosen Gottes, während das Glockenspiel eine misstönende Melodie yon sich gab.
    Die Orchestermusik verstummte plötzlich und mit ihr auch die Stimmen und das Lachen. Die gespenstischen Klänge der Uhr schwebten klar und eindringlich durch das Zimmer und den Flur, hallten wider wie ein trügerisches Schlaflied. Als ihr Klagen verstummte und auch ihr nachhallendes, trauriges Echo schließlich erstarb, war das Einzige, was Isobel noch hörte, das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Ohren. Das und wie sich der tief im Inneren der Uhr liegende Mechanismus weiterdrehte.
    Sie war schon einmal hier gewesen, wurde ihr plötzlich klar, wenn auch nur in Gedanken. Und es war genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Jedes noch so kleine Detail. Bis hin zu der Uhr, die jetzt vor ihr aufragte und so real wirkte wie das Leben selbst.
    Dann setzte das dumpfe, dröhnende Läuten ein und in Isobel wuchs die Saat der Angst weiter.
    Sie eilte zu der Uhr, doch von der Tür, durch die Isobel hereingekommen war, war keine Spur zu sehen. Sie war verschwunden. An ihrer Stelle schwang ein silbernes Pendel hin und her, genau wie die Glühbirne vorher. Es war fast so groß wie Isobel und wiegte sich vor und zurück, während die Schläge der Uhr die Zeit angaben.
    Vier. Fünf. Sechs.
    Moment mal. Wie spät war es?
    Neun. Zehn.
    Isobels Blick wanderte hinauf zum Zifferblatt. Ein langer Zeiger, der an einen Speer erinnerte, stand auf zwölf und der kürzere Zeiger auf elf. Der letzte Schlag dröhnte ohrenbetäubend, verhallte langsam und löste sich in nichts auf.
    Es herrschte vollkommene Stille. Die Zahnräder in der Uhr hörten auf, sich zu drehen, und ein helles Frauenlachen rieselte
    einem weit entfernten Zimmer, gefolgt von Saitenzupfen und allmählich lauter werdenden Stimmen. Die Musik setzte wieder ein und irgendwo knallte ein Champagnerkorken.
    Nein. Nein. Nein. Das hier war nicht echt! Isobel legte eine Hand auf ihre Stirn und ging alle Ereignisse des Abends noch einmal in Gedanken durch. Das hier konnte einfach nicht real sein! Sie träumte nur. Sie musste einfach träumen!
    Das Pendel der Uhr schnitt durch die Luft wie eine Sense, die die Sekunden ummähte. Mit jedem Schwung blitzte auf seiner kunstvoll gravierten silbernen Oberfläche eine

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