Nevermore
dunkelgrünen Strickjacke zu stecken, die ui ihrem Spind hing. Sie entschied, sich später darum zu kümmern, machte die Tür zu und gab dem Nummernschloss einen Schubs.
Als sie sich wieder umdrehte, war Nikki verschwunden.
Hatte sie sie nicht gehört?
Das war eher unwahrscheinlich, sie war in weniger als zwei Metern Abstand an Isobel vorbeigegangen.
Irgendetwas musste los sein.
Ein hässliches, krampfartiges Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus, als sie die Ereignisse dieses Morgens rekonstruierte. Plötzlich wusste sie ganz genau, was die Nachricht zu bedeuten hatte.
Isobels Herz klopfte wie wild in ihrer Brust, als sie sich mit ihrem Essenstablett in der Hand dem Lieblingsplatz der Clique näherte, einem Tisch in der Nähe der langen Fensterfront, die auf den Hof hinausging.
»Da kommt sie«, hörte sie Alyssa flüstern. Daraufhin verstummten alle Gespräche am Tisch. Nikki untersuchte ihre Fingernägel. Mark tauchte das Ende seines Hotdogs in einen Ketchuphaufen. Alyssa spielte mit ihrem Handy herum und Stevie starrte aus dem Fenster und war plötzlich äußerst interessiert an ein paar Tauben im Hof. Brad saß einfach nur da und schaute in die Luft.
Isobel umgriff die Seiten ihres Tabletts fester, damit die Sachen darauf aufhörten zu wackeln. Das hier waren ihre Freunde. Warum war sie nur so nervös?
Der Einzige, der aufsah, als sie den Tisch erreichte, war Brad. Er betrachtete sie unverwandt mit diesen umwerfenden, fast neonblauen Augen, als sie sich ihm gegenüber auf die Bank zwängte. Nikki machte ihr widerwillig Platz und hantierte geräuschvoll mit ihrem Tablett.
Niemand sagte etwas.
Benimm dich normal, dachte Isobel. Benimm dich einfach ganz normal.
Brad nahm einen Schluck von seiner Cola und musterte sie. »Also…..«
Isobel verkniff sich ein Lächeln und blickte ihm in die Augen. Sein allzu beiläufiger Tonfall gefiel ihr ganz und gar nicht.
»Izo…Mark und mir ist da etwas nicht so ganz klar«, fuhr er fort. »Nachdem, ähm, du und ich ja zum selben Zahnarzt gehen … Seit wann vergibt Dr. Morton denn Samstagstermine?«
»Genau«, stimmte Mark vom anderen Ende des Tischs ein und zeigte mit seinem Hotdog auf sie. »Nur so aus Neugier.«
Isobel atmete tief ein, sah Brad an und bat ihn mit flehenden Augen, alldem hier Einhalt zu gebieten, bevor es außer Kontrolle geriet, damit der Rest des Mittagessens normal verlaufen konnte. Er hatte die Macht dazu. Er konnte es schaffen, dass alle einfach darüber lachten und über das anstehende Spiel am Freitag gegen Ackerman sprachen.
Brad wandte seinen Blick ab und kaute auf seinem Burger herum, als wäre es eine lästige Aufgabe.
»Ich musste etwas erledigen«, sagte Isobel und öffnete ein Ketchuptütchen. Wenn sie einfach so tat, als ob es keine große Sache wäre, dann würden sie vielleicht aufhören.
»Also hast du uns angelogen?«, fragte Nikki und warf ihre Gabel auf das Tablett. Es schepperte laut, doch das Geräusch verlor sich im Kantinenlärm.
Isobel starrte auf ihr Essen. Schuldbewusste Übelkeit verschlug ihr mit einem Mal den Appetit. Da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, drückte sie ihr Ketchuptütchen über ihrem Burger aus und hegte noch immer die mittlerweile schwindende Hoffnung, dass die anderen das Thema einfach fallen lassen würden Gestern am Telefon hatte Nikki doch noch so geklungen, als ob ihr klar wäre, dass Isobel geflunkert hatte, richtig? Warum war das jetzt auf einmal ein Problem?
Da ihr nichts einfiel, was sie nicht noch zusätzlich belastet hätte, versuchte es Isobel mit einem Schulterzucken. Sie bemerkte jedoch schnell, dass das die falsche Reaktion gewesen war, als sie Nikkis typisches Zzsss!-Geräusch vernahm.
Nikki stand auf und nahm ihr Tablett. »Irgendetwas riecht hier komisch, ich setze mich woandershin.« Damit drehte sie sich um und ging zu einem freien Tisch in einer weit entfernten Ecke. Niemand wagte es, sie aufzuhalten, am allerwenigsten Isobel.
Ohne aufzusehen, spürte sie, wie der Tisch erneut erzitterte, als noch jemand aufstand. Aus dem Augenwinkel konnte sie die Farben des Footballteams ausmachen, demnach musste es Mark sein, der sich erhob, um sich zu Nikki zu setzen. Als Nächstes folgte Alyssa und schließlich stand sogar Stevie auf, begleitet von etwas, das Isobel als ein entschuldigendes Hüsteln interpretierte.
Jetzt saßen nur noch sie und Brad am Tisch.
»Wo bist du wirklich gewesen?«, fragte er nach einer Weile und beendete damit das unangenehme Schweigen,
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