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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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sein.«
    Isobel konnte nicht anders, als zu starren. Jetzt hielt sich Gabbie oder Grace oder wie auch immer an den Seiten ihres Spinds wechselte den Fuß und trat erneut auf das Papier und versuchte es zusammenzudrücken. Sie hatte irgendeinen New Yorker Akzent, der kurz, beißend und ein bisschen brutal klang. Ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatte. Plötzlich sah das Mädchen sie an.
    »Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?«
    Isobel spürte, wie ihr Mund plötzlich weit offen stand und ein Luftzug hineinwehte. Na toll. Ausgerechnet sie, die in Sachen Mode so was von hinterherhinkte, hatte Isobels Haarproblem bemerkt. »Hab drauf geschlafen, als es noch nass war«, murmelte sie, legte ihren Rucksack ab und ging in die Hocke, um in ihrem Notfalltäschchen nach einem Haargummi zu suchen. So viel also zum Thema Bekanntschaften machen.
    »Sieht gut aus«, sagte das Mädchen und schloss ihren Spind. »So wirkst du ein bisschen weniger hochnäsig.« Damit drehte sie sich um und schwebte haar-und rockraschelnd von dannen.
    O-kay, dachte Isobel. Trotz der bissigen Bemerkung musste sie ein bisschen lächeln. Sie nahm den Haargummi und wickelte ihn um ihr Handgelenk. Vielleicht würde der heutige Tag doch nicht so schlecht werden.
    Und dann sah sie sie .
    Brad. Und Nikki. Sie kamen den Flur hinunter auf sie zu, zusammen - und hielten Händchen.
    Oh. Mein. Gott.
    Isobel sah schnell weg. Sie knallte ihren Spind zu und kämpfte mit ihrem Nummernschloss. Während sie an den Zahlenrädchen drehte, riskierte sie einen weiteren Blick. Und wie sollte es auch anders sein: Brad starrte ihr direkt ins Gesicht. Seine Hand umschloss Nikkis - ihre Finger waren ineinander verschlungen.
    Und Nikki. Wie sie alles und jeden um sich herum anlächelte so als hätte sie gerade den Wettbewerb zur Miss Amerika gewonnen.
    Sollten sie einander doch haben.
    Isobel drehte sich weg. Sie würde einen anderen Weg zum Unterricht nehmen. Sie würde ihnen nicht die Genugtuung einer öffentlichen Szene gönnen. Sie wusste, dass Brad genau das wollte.
    Als sie das Treppenhaus betrat und außer Sichtweite war, spürte sie, wie ihr Stolz, eben noch angeschwollen, in sich zusammenfiel. Ein ganzer Schwall von Gefühlen überschwemmte sie unerwartet. Sie war sauer - wirklich sauer-, doch zugleich war sie auch verwirrt. Sie hatte nicht erwartet, Brad, keine zwei Tage nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hatte, mit Nikki, praktisch zusammengeschweißt, zu sehen. Doch vielleicht hätte sie damit rechnen müssen.

 
     
    Alles, was wir sehen
     
    Isobel wusste nicht, warum sie noch nicht darüber nachgedacht hatte, doch als das Ende der Essensschlange näher kam, fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen: Wo sollte sie sich denn bloß hinsetzen?
    Das Letzte, was sie wollte, war, dass man sie ziellos durch die Kantine stolpern sah. Ganz besonders nicht, weil ihre ehemalige Clique zusehen würde. Ohne Zweifel hatten sie ihren Niedergang bereits an die große Glocke gehängt.
    Isobel trat mit ihrem Tablett in der Hand aus der Schlange und machte ein paar langsame, vorsichtige Schritte in die Cafeteria, so als wollte sie ihre Limonade nicht verschütten. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie Brad, Nikki und die anderen sehen, die am gleichen Tisch wie immer saßen. Obwohl Isobel sie nicht direkt ansah, wusste sie, dass sie sie anstarrten und darauf warteten, wo sie sich hinsetzen würde.
    Isobel sah durch den Raum. Wie üblich saßen alle dort, wo sie hingehörten. Die Computerfreaks an der hinteren Wand. Die Hippies in der Ecke, ein paar von ihnen auf dem Boden. Die Sportfanatiker an den Tischen, die auf den Hof hinausgingen. Und in der Ecke, die am weitesten von den Fenstern entfernt war saßen, wie eine Schar dunkler, exotischer Vögel, die Goths und Spinner.
    Und bei ihnen Varen.
    Bevor Isobel wusste, was ihre Füße da taten, ging sie auch schon los. Sie schlug die Gelegenheit eines leeren Tischs aus sondern ging schnurstracks auf die schwarze Versammlung und versuchte dabei das Opferlammgefühl zu ignorieren, das sie überkam.
    Als ob sie einen Radar eingebaut hätten, blickten ein paar der Goths in ihre Richtung. Sie kam näher und hörte, wie jemand etwas flüsterte. Plötzlich drehten sich alle um, wie auf einem dieser gruseligen Gemälde, auf denen alle Figuren den Betrachter zu beobachten scheinen. Kajalumrahmte Augen bohrten sich in Isobel und brachten sie fast von ihrem Kurs ab.
    Sie ignorierte den Drang abzudrehen. Sie ging weiter, bis

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