Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Platz genommen hatte.
    «Ariel, ich weiß, du verstehst vielleicht nicht, was ich getan oder warum ich es getan habe», begann er. «Aber bevor ich dir erkläre, was passiert ist, muß ich wissen, was letzte Woche los war – warum du nicht wie vereinbart telefonisch zu erreichen warst, was du über das fehlende Paket weißt, und was du bis jetzt von Laf erfahren hast.»
    «Also gut», sagte ich, obwohl mir tausend Fragen auf der Zunge lagen. «Aber wenn du es nicht warst, der mir das Manuskript, von dem ich gesprochen habe, geschickt hat, dann muß ich jetzt auch sofort etwas wissen. Hast du jemals von einem Dr. Wolfgang K. Hauser gehört?» Als Sam den Mund zu einem halben Lächeln verzog, sagte ich: «Du kennst ihn also!» Aber er schüttelte den Kopf.
    «Nein, ich kenne ihn nicht. Es war nur… ich glaube, es war die Art, wie du seinen Namen gesagt hast.» Sam wirkte plötzlich merkwürdig verschlossen. «Ich glaube, ich habe dich mir immer als meinen kleinen Blutsbruder vorgestellt», fuhr er fort, «aber jetzt eben… also, nun sag schon, wer ist dieser Bursche, Ariel? Ist da irgend etwas, was du mir sagen möchtest?»
    Ich fühlte, wie mir das Blut in die Wangen schoß. Ich schlug die Hände vor das Gesicht. Sam zwang mich sanft, sie wieder herunterzunehmen. Ich sah ihn an.
    «Großer Gott, Ariel, hast du dich in ihn verliebt?» fragte er ungläubig. Dann sprang er auf und fing an, im Kreis herumzugehen und sich die Stirn zu reiben, während ich dasaß und nicht wußte, was ich sagen sollte.
    Sam setzte sich wieder und beugte sich zu mir. «Ariel», sagte er eindringlich, «abgesehen davon, was ich
    persönlich in dieser Situation empfinde, muß ich dir sagen, daß dies kaum der richtige Augenblick ist für eine Romanze! Du hast gesagt, du hast diesen Mann eben erst kennengelernt. Was weißt du über ihn? Wo kommt er her? Du hast keine Ahnung, wie gefährlich diese unzeitgemäße Freundschaft für uns beide werden könnte.»
    Ich war so empört über diese Standpauke, daß ich am liebsten ein Holzscheit nach ihm geworfen hätte. Ich sprang auf, und im selben Moment kochte der Wassertopf über. Sam griff nach einem Handschuh, um ihn aus dem Feuer zu nehmen, was uns beiden ein bißchen Zeit gab, um uns zu beruhigen.
    «Ich habe nicht gesagt, daß ich verliebt bin», erklärte ich so ruhig, wie ich konnte.
    «Das brauchtest du auch nicht», erwiderte Sam, ohne mich anzusehen.
    Er hantierte mit dem Wassertopf. Dann kehrte er mir den Rücken, damit ich sein Gesicht nicht sehen konnte, und füllte Pulverkaffee in unsere Tassen. Schließlich sagte er wie zu sich selbst:
    «Ich habe nur gerade gemerkt, daß ich deine augenblicklichen Gefühle viel besser zu verstehen scheine als meine eigenen.»
    Als er sich mit den zwei Kaffeetassen umdrehte, wirkte sein Lächeln etwas angestrengt. Er reichte mir meine Tasse, und dann zauste er mir das Haar wie früher, als wir Kinder waren.
    «Es tut mir leid, Ariel», sagte er. «Ich habe kein Recht, dir etwas vorzuschreiben oder dich so ins Kreuzverhör zu nehmen wie eben. Ich war nur so überrascht. Du bist intelligent genug, nicht auf jemand hereinzufallen, der uns beiden gefährlich werden könnte. Und wer weiß? Vielleicht gibt es in dieser Situation eine Verbindung, die uns aus diesem Schlamassel heraushilft, in den ich uns gebracht habe. Wir müssen sie nur finden. Übrigens, dieser Wolfgang K. Hauser – ich bin nur neugierig –, hat er dir gesagt, wofür das ‹K› steht?»
    Ich schüttelte überrascht den Kopf. «Nein. Ist das wichtig?» «Wahrscheinlich nicht», sagte Sam. «Aber wenn du ihn
    wiedersiehst, frag ihn mal. Und jetzt erzähl mir, was in der vergangenen Woche los war.»
    Ich holte tief Luft, wir setzten uns wieder, und ich erzählte, was sich alles zugetragen hatte – beinahe alles. Nach Sams Reaktion auf meine Art, Wolfgangs Namen auszusprechen, ersparte ich uns die Kleinigkeit, daß er die Nacht nicht nur neben dem Manuskript, sondern auch neben mir verbracht hatte – aber in allem übrigen war ich korrekt.
    «Ich kann nicht glauben, daß mein Paket noch nicht angekommen ist», sagte Sam. «Irgend etwas ergibt hier keinen Sinn.»
    Ich fragte Sam, warum der Inhalt des fehlenden Pakets so wertvoll war, daß jeder auf dem Planeten dahinter her zu sein schien, einschließlich Mitglieder unserer Familie, die jahrelang nicht miteinander gesprochen hatten, und warum dieser Inhalt so gefährlich war, daß Sam seinen Tod vortäuschen mußte.
    «Wenn ich das

Weitere Kostenlose Bücher