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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich auf. Er half mir, den Bademantel überzuziehen, und band den Gürtel zu.
    «Das war bestimmt nicht angenehm. Du warst die ganze letzte Woche über sehr tapfer, Ariel, aber jetzt ist alles vorbei», sagte er, während er den Arm um meine Schulter legte und mich leicht an sich drückte. «Jetzt ist es erst kurz nach sieben. Du hast also reichlich Zeit, um ein Bad zu nehmen und ein bißchen auszuruhen, wenn du möchtest, bevor wir ans Abendessen denken. Wie fühlst du dich?»
    «Ich bin okay – nur müde», sagte ich, aber ich rührte mich nicht.
    Wolfgang sah mich mit einem Blick an, der besorgt wirkte, in dem aber noch etwas anderes lag, das ich nicht deuten konnte. Ich war zu benommen von der Mischung aus Cognac und einer Riesendosis Endorphine, die mein Körper während der nahezu eine halbe Stunde dauernden Quälerei ausgeschüttet hatte. Ich lehnte mich in die Kissen und versuchte, mich zusammenzureißen. Wolfgang sah mich an und zwirbelte versonnen eine Haarsträhne von mir. Dann sagte er, als wäre er zu einem Entschluß gelangt:
    «Ariel, dies ist wahrscheinlich der falsche Moment, aber ich weiß nicht, wann der richtige kommen wird. Wenn nicht jetzt, dann vielleicht nie – » Er unterbrach sich und schloß kurz die Augen. «Mein Gott, ich weiß nicht, wie ich das alles tun soll. Gib mir einen Schluck von dem Cognac.»
    Er beugte sich über mich, nahm mein halbvolles Glas vom Tisch und genehmigte sich einen kräftigen Schluck. Dann stellte er das Glas ab, sah mich mit seinen unergründlichen Augen an und sagte: «Als ich dich das erste Mal im Technical-Science-Trakt der Atomanlage sah – hast du gehört, was ich gesagt habe, als ich an dir vorbeiging?»
    «Leider nicht ganz», sagte ich, obwohl ich mich lebhaft erinnerte, was ich gern gehört hätte. Attribute, von denen ich mich im Augenblick himmelweit entfernt wußte. Aber was dann kam, hatte ich nicht erwartet.
    «Ich habe ‹Ekstase› gesagt. In diesem Augenblick habe ich mir ernstlich überlegt, den ganzen Auftrag an den Nagel zu hängen. Und ich versichere dir, es gibt Leute, denen nichts lieber wäre. Meine Reaktion auf dich war so – ich weiß wirklich nicht, wie ich es sagen soll –, so spontan. Ich nehme an, du merkst, wohin dieses peinliche Geständnis führen wird.»
    Er hielt inne, denn ich war abrupt aufgestanden. Ich war völlig durcheinander. Hier war ich – ein Mädchen, das sich sträubte, im tiefen Pulverschnee Ski zu laufen –, und jetzt sollte ich einfach so von einer weiteren gefährlich hohen Klippe springen. Eine Welle panischer Angst stieg in mir hoch, obwohl ich mich dagegen wehrte. Auch wenn ich im Augenblick etwas benebelt war, bedurfte es keines Albert Einsteins, um herauszukriegen, was ich mir von Wolfgang jetzt wünschte – und was er sich selbst zu wünschen schien.
    Ich versuchte, vernünftig an die Sache heranzugehen. Welcher andere Mann würde mich um die halbe Welt mitnehmen und mich für die Nacht in sein eigenes Schloß einladen? Welcher andere Mann würde mich in meinem jetzigen mitgenommenen Zustand so ansehen, wie Wolfgang mich ansah – und mich auch noch begehren? Welcher andere Mann verströmte einen so berauschenden Duft von Pinien, Zitrone und Leder, daß ich mich am liebsten darin baden würde? Wo in drei Teufels Namen lag das Problem?
    Aber tief innerlich wußte ich, was es war.
    Wolfgang stand vor mir, ohne mich zu berühren. Er sah mich mit diesen Röntgenaugen an. Ich bekam weiche Knie und ein leeres Gehirn. Unsere Lippen waren nur Zentimeter voneinander entfernt.
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nahm er mich in die Arme und vergrub die Hände in meinem Haar. Unsere Lippen berührten sich. Dann lag sein Mund auf dem meinen, als wollte er meine Seele trinken, und mein Verstand registrierte nur noch die Wärme, die von seinen Lippen in meinen Körper strömte. Der Bademantel rutschte mir von den Schultern und lag neben meinen nackten Füßen auf dem Boden. Seine Zähne streiften über meine Schultern, seine Hände über meinen Körper, wo meine Unterwäsche gewesen war. Ich konnte kaum atmen.
    Ich wich zurück. «Ich habe Angst», flüsterte ich. Wolfgang legte meine Hand auf seinen Mund und küßte sie.
    «Denkst du, ich hätte keine?» fragte er und sah mich ernst an. «Aber wir dürfen nur eins nicht, Ariel: Zurückschalten.»
    Nicht zurückschauen – das einzige, was die Götter von Orpheus verlangten, bevor er in die Unterwelt eintauchte, um seine geliebte Eurydike zu retten. Ich schauderte

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