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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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und die Akten, Computer und anderen Arbeitsgeräte ließen erkennen, daß sich Wolfgang hier sein Büro eingerichtet hatte. Jeder Raum hatte mehrere hohe, schlitzähnliche Fenster, die sich öffnen ließen und den Blick auf den begrünten Hof freigaben. Die oberste Etage unmittelbar unter dem großen Oberlicht war Wolfgangs Suite, an die sich wie bei meinem Zimmer ein großes Bad anschloß. Aber sonst war sie einzigartig. In einer Höhe von zirka siebzehn Metern verlief diese Etage wie eine vier Meter breite Galerie kreisförmig entlang der Turmmauer und ließ in der Mitte ein ungefähr sieben Meter breites Rund frei, das ein schützendes Geländer aus poliertem Holz umgab. Wenn es draußen dunkel war wie jetzt, wurde das Licht der glitzernden Lämpchen in der Turmmauer sowie das weiche Licht, das durch die Glaswände drang, reflektiert, so daß man den Eindruck hatte, als würden die unteren Gemächer wie auf Wolken schweben.
    Wir gingen um die O-förmige Galerie herum, so daß ich alles besichtigen konnte. Da gab es auf einer Seite ein Podest für ein Bett; einen Sitzplatz, Kleiderschränke und Kommoden auf der anderen Seite; dazwischen ein großes, auf den Himmel gerichtetes Messingfernrohr.
    Die Turmmauer weitete sich hier oben nach außen und war ungefähr ab Hüfthöhe von Gußerkern oder Pechnasen unterbrochen – schmale Schlitze, aus denen man im Fall einer Belagerung Pech und Steine auf die Feinde schütten konnte. Wolfgang hatte in diese Öffnungen Fenster gebaut, die sich nach innen öffneten und wie Läden geschlossen werden konnten.
    Diese Suite hatte eine höhere Decke als die anderen Räume, da sie direkt unter dem schweren Gebälk der lichtdurchlässigen Kuppel lag. Tagsüber würde durch diese Kuppel zusätzliches Licht in den Turm dringen, und jetzt schien es, als blickte das ganze sterngeschmückte Universum herein. Es war wirklich wundervoll.
    Wolfgang nahm meine Hand und führte mich zu einem der Fenster. Er öffnete es und ließ die kühle Luft aus dem Flußtal herein. Dann schaltete er die Außenbeleuchtung aus, die den Graben und den Vorhof erhellt hatte, damit wir auch die Landschaft sehen konnten. Wir standen nebeneinander und blickten hinunter auf die blinkenden Lichter im Hügelland und die gewundene doppelte Lichterkette neben der Donau. Auf dem dunkel glänzenden Fluß flimmerte das Spiegelbild des Vollmonds. An diesem zauberhaften Ort empfand ich zum ersten Mal seit Wochen so etwas wie Frieden.
    Wolfgang wandte sich zu mir und legte die Hände auf meine Schultern. Ich hatte das Gefühl, als baute sich eine Welle zwischen uns auf, eine rauschende Meereswoge.
    «Oft fällt es mir schwer, dich nur anzusehen. Du bist ihr so unglaublich ähnlich», sagte er.
    Ihr ähnlich? Was sollte das nun wieder heißen? «Mein Vater hat mich mitgenommen, als ich noch klein
    war», fuhr er fort. Obwohl er mich immer noch an den Schultern festhielt, blickte er jetzt wie traumverloren hinunter zum Fluß. «Sie sang Lieder von Gustav Mahler. Als ich ihr nach der Vorstellung einen kleinen Blumenstrauß in die Garderobe bringen durfte, sah sie mich mit diesen Augen an.» Und dann sagte er mit merkwürdig erstickter Stimme: «Mit deinen Augen. Als ich dir m Idaho begegnete, waren sie das erste, was ich gesehen habe, obwohl du vermummt warst wie ein Polarforscher – und ich war wie gebannt.»
    War dieser Mann, den ich so hinreißend fand, vielleicht in meine Großmutter verliebt? Nach allem, was ich in letzter Zeit durchgemacht hatte, hätte ich mich jetzt am liebsten wie ein mittelalterliches Wurfgeschoß durch dieses Pechnasenfenster gestürzt. Zu allem Überfluß schoß mir mein stürmisches irisches Zigeunerblut in die Wangen. Ich wandte mich von Wolfgang ab. Seine Hände sanken von meinen Schultern.
    «Was ist los?» fragte er überrascht und drehte mich wieder um, bevor ich mich unter Kontrolle hatte.
    «Es ist nicht so, wie du denkst», sagte er ernst. «Ich war ein kleiner Junge. Wie hätte ich damals so empfinden können, wie ich das heute tue – ein erwachsener Mann?» Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. «Ariel, anscheinend kann ich mich dir gegenüber nie richtig ausdrücken», fuhr er frustriert fort. «Wenn ich nur – »
    Er nahm mich bei den Oberarmen, und ich zuckte vor Schmerz zusammen.
    Er ließ mich sofort los. «Was hast du?» fragte er erschrocken. Ich berührte vorsichtig meinen verletzten Arm und lächelte
    durch einen Tränenschleier.
    «O Gott!» rief er. «Hast du noch die

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