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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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komplexer», belehrte mich Zoe. «Aber lassen wir das jetzt. Zu Beginn unseres Gesprächs sagte ich, ich würde euch den fehlenden Magus von den deux magots erklären, den dritten König. Einige denken, es ist Balthasar, der die bittere Myrrhe schenkte für reumütige Tränen. Aber in Wirklichkeit war es Kaspar, der den Weihrauch brachte: eine Opfergabe.»
    «Wie Kaspar Hausers Tod», sagte ich in Erinnerung an die Geschichte, die mir Wolfgang auf der Fahrt nach Stift Melk erzählt hatte.
    «Hast du jemals das Grab von Kaspar Hauser in Ansbach besucht?» fragte Zoe. «Es ist in einem kleinen ummauerten Friedhof voller Blumen. Links von seinem Grab ist ein Grabstein, auf dem ‹Morgenstern› steht. Der Morgenstern ist der fünfzackige Stern der Venus. Auf dem Stein rechts davon steht ‹Gehrig› – der ‹Speerträger› oder himmlische Zentaur Schütze, nach dem althochdeutschen Wort ger, der Speer. Ob das ein Zufall ist? Bestimmt nicht. Eher wohl eine Botschaft.»
    «Eine Botschaft?» sagte ich.
    «Der Zentaur opferte sein Leben, um mit Prometheus im Hades den Platz zu tauschen», sagte sie. «Er wird immer noch mit den Sufis und den mystischen Schulen des Ostens in Verbindung gebracht. Der fünfzackige Stern der Venus war das Symbol des Opfers, das für die Einführung in die pythagoreische Geheimlehre erforderlich war. Ich denke, die Botschaft, die am Grab von Kaspar Hauser zu lesen ist, lautet, daß an der Wende eines jeden Zeitalters Opfer gebracht werden müssen -freiwillig oder unfreiwillig.»
    Zoe lächelte seltsam. Ihre kalten aquamarinblauen Augen blickten durch mich hindurch.
    «Vielleicht war er der symbolische Bote, der für etwas starb, das andere suchten.»
    «Und was haben sie gesucht?» fragte ich.
    «Das Wissen von der ewigen Wiederkehr – Pandoras magischen Zirkel», sagte Zoe. «Ganz einfach die Lebensfähigkeit nach dem Tod.»

    Zalmoxis ist der Gott der thrakischen Geten. Auf ihn gründen sie ihren Unsterblichkeitsglauben, und ihm bringen sie nach altem Brauche alle fünf Jahre ein Menschenopfer dar… Sie schicken einen von ihnen als Boten zu Zalmoxis… zu erbitten, was sie sich wünschen… Einige halten die Spieße mit den Spitzen nach oben, während andere den Boten an Händen und Füßen ergreifen und in die Luft werfen über die Speerspitzen. Wird er getötet, glauben sie, der Gott sei ihnen wohlgesonnen, aber wenn er lebt, lasten sie es seinem schlechten Charakter an und schicken einen anderen Boten. Eine andere Geschichte habe ich von den Griechen gehört:… Zalmoxis war ein thrakischer Sklave des Pythagoras. Von den esoterischen Vorstellungen seines Herrn inspiriert, lehrte er nach der Freilassung seiner Landsleute die Unsterblichkeit und überzeugte sie dadurch, daß er drei Jahre in einem unterirdischen Gemach verborgen geblieben und im vierten Jahr wieder unter ihnen erschienen war.

    NACH H ERODOT 4,94; 95 und Der Kleine Pauly, Bd. 5, Zalmoxis

    Und die Jünger, die dem Feuer entkamen, waren Lydis und Archippos und Zalmoxis, der Sklave des Pythagoras, der angeblich die Druiden unter den Kelten die pythagoreische Philosophie gelehrt hat.
    H IPPOLYTOS , B ISCHOF VON R OMANUS P ORTO , Philosophumena

    Und ich allein bin entronnen, daß ich dir es ansagte.
    H IOB , 1:15,16, 17, 19
    CAMULODUNUM, BRITANNIEN:
    Frühling, A.D. 60

    Fractio

    Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach s und gab s den Jüngern und sprach: Nehmet und esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut… Und der Herr Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist. Und er wird auf diesem Berg die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind, und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind. Er wird den Tod verschlingen auf ewig.
    J ESAJA 25:6-8

    Der Anblick des Weidelands, das wie ein dicker grüner Teppich unter ihr hingebreitet lag, tat ihre Seele wohl nach einem weiteren langen und harten Winter unter dem römischen Joch. Sie stand groß und stolz in dem leichten, teils aus Weiden geflochtenen Wagen. Die Zügel lagen locker in ihren Händen, und ihr langes rotes Haar, das ihr über die Schultern fiel, blähte sich im Morgenwind und wogte um ihr Taille.
    Das vergangene Jahr war weitaus schlimmer gewesen als die fünfzehn Jahre römischer Knechtschaft davor, denn der junge Kaiser Nero hatte sich als noch

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