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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frage. Und glücklicherweise war ich inzwischen an unverhoffte Antworten so gewöhnt, daß ich sie hinnahm, ohne mit der Wimper zu zucken.
    «Wieso bist du nach dem Tod deiner Mutter Halle zu Lafcadio gezogen?» fragte ich Bambi. «Hast du Onkel Laf damals schon gut gekannt?»
    «Meine Mutter ist nicht tot. Sie ist sogar noch recht lebendig, fürchte ich – obwohl ich sie nicht mehr gesehen habe, seit ich vor zehn Jahren von zu Hause fortgegangen bin», antwortete Bambi, wobei sie mich aus ganz schmalen Augen ansah. «Aber ich dachte, du wüßtest längst, daß sie diejenige ist, die sich im Schatten hält – die hinter allem steckt!» Wenn Halle von Hauser «hinter allem steckte», wie Bambi sagte, und wenn sie wirklich so furchtbar war, dann war klar, was dies über Wolfgangs Verbindung zur dunklen Seite unserer Familie aussagte.
    Aber welche Rolle spielte hier Augustus? Ich fragte Olivier, ob er etwas wußte.
    «Dein Vater steht sehr weit oben auf unserer Liste», sagte Olivier. «Anscheinend hat er mit Bambis Mutter seit Jahren kein romantisches Verhältnis mehr. Beide haben inzwischen jemand anderen geheiratet. Aber sie scheinen sich ungewöhnlich gut zu verstehen. Vor ungefähr zehn Jahren verhalf ihr dein Vater zu einer Stellung in Washington, D. C, von der aus sie heute politischen Einfluß ausüben kann, sowohl hier als auch im Ausland. Es ist verdammt schwierig, die Verbindungen dieser beiden zu entwirren. Halle ist in ihrer Eigenschaft als Verwaltungsratsmitglied mehrerer Museen und einer großen Tageszeitung die einflußreichste Dame in – »
    «Diese Zeitung ist nicht zufällig die Washington Post?» warf ich ein. «Und der Name von Halles neuem Ehemann ist nicht zufällig Voorherr-LeBlanc?»
    Olivier lächelte. «Du hast deine Hausaufgaben gemacht.» Natürlich würde sie sich einen anderen Vornamen geben und
    sich Helena nennen für den Fall, jemand erinnerte sich an eine Person mit dem nicht ganz so häufigen Namen Halle. Mir fiel auch wieder ein, wie sehr sich mein Vater und meine Stiefmutter Grace bei jenem Abendessen in San Francisco dafür interessierten, was ich über meine Erbschaft wußte. Danach hatten sie eine Pressekonferenz gegeben, um vom Testamentsvollstrecker vielleicht ein bißchen mehr herauszubekommen. Die Pressekonferenz lieferte außerdem jemand anderem ein gutes Motiv, um mich anzurufen und auszufragen, welche Manuskripte Sams Erbschaft enthielt. Als mich Miss Voorherr-LeBlanc von der Washington Post anrief, behauptete sie nicht, Reporterin zu sein; sie wollte nur meine Manuskripte kaufen. Inzwischen war ich ziemlich überzeugt, daß diese Dame niemand anderer war als Wolfgangs und Bambis Mutter Halle von Hauser.
    Wußte Jersey, daß ihre Schwester lebte oder was sie und mein Vater trieben, seit sie ihr Liebesverhältnis beendet hatten? Sie hatte es mir nicht gesagt, aber Dark Bear erklärte mir, warum sie es nicht getan hatte.
    «Ich habe mich schon gewundert, daß Earnest uns nie gesagt hat, wie es zu dem plötzlichen Tod seiner ersten Frau und dem Kind gekommen ist», sagte Dark Bear. «Aber es gab auch keinen Beweis, jedenfalls nicht für uns, daß sie lebten, bis Sam kürzlich in Utah nachgeforscht hat. Sam meint, deine Mutter und Earnest wollten einfach nichts sagen, um euch Kinder vor der Vergangenheit zu bewahren.»
    Ich wollte diesen Punkt weiterverfolgen, als Dark Bear bremste und vorsichtig von der Straße in den Wald abbog. Der dicke Nadelteppich auf dem Waldboden verströmte einen wundervollen Duft, als der Landrover darüberfuhr. Bambi, Olivier und ich wurden ganz still, während Dark Bear den großen Wagen vorsichtig zwischen den Bäumen hindurchmanövrierte. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, stieg das Land langsam an, bis wir schließlich nur noch bergauf fuhren. Als das Gelände zu steil wurde, hielt Dark Bear am Rand einer schmalen Kluft und schaltete den Motor aus. Dann wandte er sich an mich.
    «Ich soll dich bis zum Fluß bringen. Dort wird uns mein Enkelsohn treffen», sagte er. «Er erwartet, daß ich nur dich mitbringe. Deshalb sollten die anderen im Wagen bleiben.»
    Ich drehte mich mit fragend hochgezogenen Brauen zu Olivier und Bambi um.
    «Ich würde dich gern begleiten», sagte Bambi, «und in jeder Hinsicht helfen, so gut ich kann. Ich fühle mich für vieles von dem, was dir und deinem – unserem Cousin – passiert ist, verantwortlich. Wenn ich dir gleich alles über meinen Bruder erzählt hätte, nachdem ich wußte, daß du ihn

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