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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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beiden beobachtete, hatte ich das Gefühl, als hätte mir jemand ein Messer ins Herz gestoßen. Aber ich durfte jetzt auf keinen Fall durchdrehen.
    Das alles schoß mir in Sekundenschnelle durch den Kopf, obwohl ich das Gefühl hatte, Sam und Bambi blieben stundenlang in ihren gegenseitigen Anblick versunken. Dann schob Sam Bambi durch die Felsspalte und streckte den Arm nach mir aus.
    Als er mich auf den Felsvorsprung stellte, hielt er den Mund an mein Ohr und schrie: «Wer ist sie?» Worauf ich in sein Ohr schrie: «Meine Schwester!»
    Er beugte sich zurück, um mich anzusehen, schüttelte den Kopf und lachte, was ich nur sehen, aber nicht hören konnte. Dann bugsierte er auch mich in die Spalte und folgte rasch nach.
    Sams Taschenlampe leuchtete uns in dem glitzernden Labyrinth, das im Lauf von Äonen aus dem Fels gewaschen und von tropfendem Wasser ausgeschmückt worden war. Er führte uns in den Berg hinein, bis wir eine Stelle erreichten, wo unsre Stimmen nicht mehr vom Getöse des Wasserfalls übertönt wurden. Ich stellte Bambi vor.
    «Nun, meine Freundinnen», sagte Sam, und seine Stimme hallte zwischen den Stalagmiten der Kristallhöhle. «Ich würde gern eine Pause einlegen und all die Schönheit bewundern, die sich mir zuliebe in die Wildnis gewagt hat. Aber ich fürchte, wir haben eine ziemlich schwere Aufgabe vor uns.»
    «Bettina und ich müssen dir viel erzählen, und ebenso Olivier», sagte ich. «Es könnte gefährlich sein, Pandoras Manuskripte hier herauszuholen – ich nehme an, sie sind hier – bevor du gehört hast, was wir zu sagen haben. Außerdem könntest du doch kaum ein besseres Versteck finden als das hier.»
    «Ich will sie nicht me hr verstecken», sagte Sam. «Versteckt waren sie jetzt lange genug. Mir scheint, ehrlich währt am längsten. Das Motto hab ich übrigens von dir, Hotshot.» Er lächelte Bambi zu. «Wußtest du, daß der Berglöwe das Totem deiner Schwester ist? Ich bin gespannt, welches dein Totemtier sein wird.» Als Bambi zurücklächelte, bekam ich eiskalte Hände – vielleicht wegen der feuchten Kälte in dieser Höhle.
    «Wenn du die Manuskripte nicht verstecken willst», sagte ich mit tauben Lippen zu Sam, «was willst du dann tun? Die ganze Welt ist hinter diesen verdammten Dingern her.»
    «Mein Großvater hat eine tolle Idee», sagte Sam. «Er findet, es ist höchste Zeit, daß das ganze indianische Volk etwas für unsere Reservationen tut – etwas, das auch für Mutter Erde ein großer Segen sein könnte.» Als Bambi und ich nichts darauf sagten, fügte er hinzu: «Dark Bear findet, es ist Zeit, den ersten elektronischen Verlag der Native Americans zu gründen.»
    Sam hatte die Manuskripte in weißlichen, lichtundurchlässigen und luftdichten Plastikröhren versiegelt und im hinteren Teil der Höhle versteckt. Wenn man nicht wußte, wonach man suchte, wirkten sie im trüben Licht nicht anders als die übrigen Stalagmiten, die vom Boden in die Höhe wuchsen.
    An jenem Morgen auf dem Berg oberhalb der Schafwiese hatte Sam mir erzählt, daß er die von seinem Vater geerbten Manuskripte, die Pandora zusammengetragen hatte – alte Pergamente, dünne Holzpaneele und Kupferrollen – auf normales Papier übertragen hatte. Daraufhin hatte er die Originale in «hermetischen Behältern» versiegelt und an einem Ort versteckt, wo sie, wie er dachte, nie gefunden würden. Die Papierkopien, die er gemacht hatte – die einzigen, wie er sagte – waren jene Dokumente, die er unmittelbar nach Theron Vanes Tod aus seiner Bank in San Francisco geholt und an mich adressiert in einen Briefkasten geworfen hatte. Es waren die Manuskripte, die ich um die halbe Welt geschleppt und in der österreichischen Staatsbibliothek versteckt hatte -Dokumente, die sich jetzt laut Wolfgang in den Händen von Pater Virgilio und des Pod befanden.
    Die Idee von Dark Bear, so erklärte uns Sam, bestand darin, alle die hier in der Höhle versteckten Originalmanuskripte noch einmal zu kopieren und dann ins Englische zu übersetzen – diesmal zusammen mit dem Runenmanuskript unbekannter Herkunft, das ich von Jersey bekommen hatte. Dann sollten wir diese Übersetzungen zur Erbauung und Aufklärung der Öffentlichkeit in einem Computer Network veröffentlichen.
    Nach der Veröffentlichung, schlug Dark Bear vor, sollten wir die alten Quellen auf verschiedene indianische Museen und Bibliotheken verteilen, in denen Einrichtungen für eine sachgemäße Behandlung und Aufbewahrung vorhanden waren.
    Anders

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