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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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von Lapwai zurück, ohne die Frau und das Kind. Er sagte, sie seien gestorben, und bat mich um die Hand meiner Tochter Bright Cloud, die er seit ihrer Kindheit gekannt hat. Sie hat ihn sehr gern gehabt, aber es war… eben nicht üblich. Earnest Behn war ein weiß er Mann aus dem Ausland. Woher sollten wir wissen, daß er nicht wieder fortgehen und vielleicht nie wiederkommen würde?
    Als ich Earnest Behn gefragt habe, ob er meine Tochter liebt, hat er geantwortet, er glaube, er sei unfähig zu lieben. Das ist eine Bemerkung, die man offen gesagt bei uns nicht versteht. Wer so etwas sagt, könnte auch sagen, er sei tot. Er hat jedoch versprochen, für meine Tochter zu sorgen und daß jedes Kind, das sie zusammen haben würden, in der Reservation bei unserem Volk aufwachsen w ürde. Aber er hat sein Versprechen nicht gehalten. Denn als Bright Cloud starb, ist er fortgegangen, und er hat seinen Sohn Sam mitgenommen. Dann hat er deine Mutter Jersey geheiratet, und wir befürchteten, Sam für immer verloren zu haben.»
    Dark Bear erzählte dies alles ohne Bitterkeit, obwohl er aussah, als wäre er tief in Gedanken versunken. Dann fügte er hinzu: «Earnest Behn hat noch etwas sehr Merkwürdiges gesagt, kurz vor seiner Hochzeit mit meiner Tochter. ‹Ich hoffe, das wird den Schandfleck auslöschend Er hat nie gesagt, was er damit gemeint hat, und er hat auch nicht einsehen wollen, daß ihn die Schwitzhütte reinigen könnte.»
    Irgendwie erinnerte mich das an etwas.
    «Du hast gesagt, Earnest Behn kaufte vor dem Zweiten Weltkrieg Land in Amerika», sagte ich. «Wann genau war das?»
    «Es war 1923», antwortete Dark Bear.
    Dieses Datum war zweifellos von Bedeutung, doch – nachdem ich kurz gerechnet hatte – es ergab keinen Sinn.
    «Earnest war Jahrgang 1902», sagte ich. «Im Jahr 1923 wäre er erst einundzwanzig Jahre alt gewesen. Warum würde sein Vater einen so jungen Mann mit der Aufgabe betrauen, so viel Land zu kaufen und für den Abbau von Bodenschätzen zu erschließen, noch dazu im fernen Ausland – »
    Olivier und Bambi sahen mich mit großen Augen an. «Mein Gott», sagte ich.
    Das also war die «Schande», über die unsere Familie niemals sprach, und das gewiß aus gutem Grund – als ob Bigamie, Kidnapping, Inzest, Faschismus und Mord nicht genügten. Am Ende unserer zweistündigen Fahrt durch die Bitterroot Range der Rocky Mountains konnte ich mir aus dem, was ich selbst wußte, und dem, was ich jetzt von Dark Bear und Bambi erfahren hatte, ein recht gutes Bild machen. Und mir wurde klar, daß ich meinen beiden Großmüttern, besonders Zoe – eine Abbitte schuldete.
    Der Hitler-Putsch in München fand am 9. November 1923 statt, zu einer Zeit, als noch lange kein Krieg in Sicht war. Aber Hieronymus Behn wußte, daß es immer wieder Krieg geben würde. Und er wußte auch, auf welcher Seite er sein wollte. Er schickte Earnest nach Amerika, um dort als Bergwerksunternehmen präsent zu sein. Zehn Jahre später, 1933, in dem Jahr, als Hitler deutscher Reichskanzler wurde, schickte Hieronymus seinen anderen Sohn, den inzwischen 21jährigen Augustus, ebenfalls in die USA. Diese zwei jungen Männer w urden wie Maulwürfe eingesetzt, um in den Gebirgen der Neuen Welt zu wühlen und wichtige Bodenschätze zu horten für die Zeit, in der ein neuer Krieg ausbrechen würde.
    Einer flog nach Osten, nach Pennsylvania; das war mein Vater. Und einer flog nach Westen, nach Idaho; das war Earnest. Und dann flog noch eine über das Kuckucksnest – und das war Zoe.
    Obwohl Zoe ihre Eltern verlassen hatte und mit den Zigeunern davongelaufen war, scheint Hieronymus Behn seine erwachsene Tochter und einzige leibliche Nachfahrin gesucht zu haben, «um mit gutem Blut Nachkommen zu zeugen». Er war es, der seinen Freund und Kollegen Hillmann von Hauser nach Paris schickte, um Zoe zu verführen. Wie auch immer sich diese Beziehung und die Umstände, unter denen sie zustandekam, für Zoe darstellten – Tatsache war, daß ihre Tochter Halle von ihr getrennt und vom Vater und seiner pflichtbewußten, aber unfruchtbaren deutschen Frau aufgezogen wurde; und daß Zoe dann einen wilden Iren heiratete und ein weiteres Kind bekam – Jersey, meine spätere Mutter.
    Als Hieronymus Behn meinen Vater Augustus von Pandora kidnappte, hatte er sich bereits auch die zwei Söhne angeeignet, die seine Halbschwester und Ehefrau Hermione von Christian Alexander empfangen hatte: Laf, indem er ihn adoptierte, und Earnest, indem er sich als Vater in

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