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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Dark Bear, der zwar schwimmen konnte, aber nicht mehr der jüngste war, wollte zusammen mit Olivier am Ufer warten. Als Bambi und ich die Schuhe auszogen und unsere Hosen hochkrempelten, stellte ich meinen Rucksack neben Olivier auf den Boden. Zu meinem Erstaunen kam Jasons schwarzes Köpfchen zum Vorschein. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Als er das glatt dahinfließende Wasser hinter mir sah, leuchteten seine Augen förmlich auf, und seine Öhrchen zuckten vor Begeisterung über den großen Swimmingpool.
    «O nein, mein Lieber», sagte ich in entschiedenem Ton. Ich schob ihn wieder in den Rucksack hinein und übergab ihn Olivier. «Das fehlte uns gerade noch – eine über Bord gehende Katze. Du mußt auf ihn aufpassen.» Und Jason drohte ich mit erhobenem Zeigefinger: «Keine Bücklinge mehr von Herrchen, wenn du dich nicht benimmst, solange ich weg bin!»
    Als Bambi und ich Hand in Hand ins Wasser wateten, bekam ich plötzlich Angst. Das Wasser war viel kälter und die Strömung viel stärker als damals, als ich den Fluß mit Sam durchquert hatte. Sam hatte mich im Spätsommer hierhergebracht – in der heißesten und trockensten Jahreszeit, mit der die Waldbrandsaison beginnt. Aber jetzt, nach der Schneeschmelze, führten die Flüsse das meiste Wasser. Die Strömung war so stark, daß ich die Füße nur über den kiesigen Grund schieben konnte. Sobald ich einen Fuß nur leicht anhob, hatte ich das Gefühl, im nächsten Augenblick weggeschwemmt zu werden. Dabei reichte uns das Wasser erst bis zu den Waden. Zur Flußmitte hin würde es mindestens knietief sein, und möglicherweise würden wir dann überhaupt nicht weiterkommen.
    Ich wollte Bambi schon über den tosenden Lärm des Wasserfalls hinweg zurufen, daß wir lieber umkehren sollten, aber im selben Augenblick sah ich, daß sich am gegenüberliegenden Ufer, vielleicht zwanzig Meter von uns entfernt, etwas bewegte. Ich schaute hinüber, gegen das gleißende Sonnenlicht, und sah die hohe, schlanke Silhouette von Sam. Er hob die Hand und bedeutete uns, stehenzubleiben, wo wir waren. Dann schlüpfte er aus seinen Mokassins und watete in den Fluß. Als er nah genug bei uns war, sah ich, daß er sich ein Seil umgebunden hatte, das vermutlich am Ufer festgemacht war. «Ich will das Seil nur noch drüben festmachen!» rief er, als er bei uns war. «Dann helfe ich euch hinüber!»
    Als Dark Bear das andere Ende des Seils um einen Baum geschlungen hatte, überquerten Sam, Bambi und ich den Fluß, indem wir uns an dem Seil entlangzogen. Das Wasser war nirgends tiefer als knapp einen Meter, reichte uns also nur bis an die Oberschenkel, und trotzdem war ich, als wir das Ufer erreichten, völlig außer Atem von der Anstrengung, mich an dem Seil festzuhalten und auf den Beinen zu bleiben. Bambi schien es ähnlich zu gehen.
    Sam stieg als erster auf das felsige Ufer und half uns den Abhang hinauf. Dann kletterte er wortlos – wir hätten uns nicht gehört, selbst wenn wir gebrüllt hätten – an den Felsen neben dem Wasser hinunter bis zu einem kleinen Podest und streckte Bambi die Hände entgegen. Er nahm sie von unten um die Taille, während ich von oben versuchte, ihr bei dem gefährlichen Abstieg Halt zu geben.
    Sam stand dort barfuß auf dem schmalen Felsvorsprung, umgeben von sprühender Gischt und nur wenige Zentimeter von Bambi entfernt, und sein langes dunkles Haar wehte im wirbelnden Nebel und mischte sich mit einigen ihrer goldenen Haarsträhnen. Als er sie heruntergehoben hatte und, die Hände immer noch um ihre Taille gelegt, aus seinen silbrigen Augen lächelnd in ihre goldgesprenkelten blickte, fühlte ich einen stechenden Schmerz.
    Was in drei Teufels Namen war los mit mir? Das war jetzt kaum der geeignete Zeitpunkt, um sich von dem häßlichen grünen Monster erwischen zu lassen. Wie sollte gerade ich dazu kommen, eifersüchtig zu sein? Ich, die keinem einzigen vernünftigen Rat, sondern nur kleinen sexuellen Gelüsten gefolgt war und dadurch beinahe jedem zum Verhängnis wurde? Außerdem mußte ich zugeben, daß mir Sam nie, kein einziges Mal, weder mit Worten noch Taten zu erkennen gegeben hatte, daß wir mehr füreinander sein könnten als Blutsbrüder. Warum konnte ich nicht ebenso distanziert sein oder gar Teilnahme für ihn aufbringen, um ihm Liebe, Offenheit, Vertrauen und Unterstützung zu geben, wie er das mir gegenüber getan hatte, als er merkte, was ich für Wolfgang Hauser empfand? Aber ich brachte es nicht fertig. Als ich die

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