Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
verziehen. «Ich verstehe.»

    Ich stopfte Jason in meinen Rucksack und gab ihm einen Klaps. Ich wollte ihn nicht allein im Haus lassen, weil ich nicht wußte, wie lange wir weg sein würden. Dann hängte ich mir den Sack mit Jason und meine Umhängetasche über die Schulter, rafft e zusammen, was wir sonst noch für eine Fahrt und eine Bergwanderung brauchen würden, rannte nach oben und kletterte auf den Vordersitz von Dark Bears Rangerover, während sich Olivier und Bambi auf den Rücksitz schoben. Ich setzte mich etwas schräg, so daß ich, wenn ich mich zu Bambi und Olivier umwandte, gleichzeitig durch das Rückfenster sehen konnte, ob uns jemand verfolgte.
    «Okay, Leute», sagte ich, sobald wir die Stadt hinter uns hatten und entlang der Great Divide, der großen Wasserscheide, Richtung Norden fuhren. «Ich kann euch nicht sagen, wohin wir fahren, weil ich es selbst nicht weiß. Aber ich weiß, zu wem uns Dark Bear bringt. Deshalb versichere ich euch, daß dies hier keine Zeitverschwendung ist. Jetzt werden wir der Sache ein für allemal auf den Grund gehen.»
    Olivier sah mich verwundert an, und dann schien ihm allmählich etwas zu dämmern.
    «Sag bloß, er ist gar nicht tot!»
    Ich nickte langsam. Eines war mir wenigstens gelungen: Ich hatte vor allen geheimgehalten, daß Sam noch am Leben war. Aber auch das würde und mußte sich ändern, wenn wir dieses Durcheinander klären wollten.
    «Aber wenn Sam lebt… wen hat Wolfgang dann getötet?» fragte Bambi, die gar nicht so langsam schaltete, wie ich bei unserer ersten Begegnung unterstellt hatte.
    Ich sah Olivier betreten an.
    «O nein», sagte er, als er plötzlich begriff. «Den ganzen Monat schon hatte ich das Gefühl, daß etwas nicht stimmt. Persönliche Kontaktaufnahme während eines Auftrags ist bei uns nicht üblich, aber ich wußte, daß Theron Vane in derselben Woche in San Francisco war, in der dein Cousin getötet wurde. Es war schon seltsam, daß ich gar nichts erfahren habe, nachdem jemand, der bei einem Fall mitgearbeitet hat, mit dem ich selbst seit fünf Jahren befaßt bin, brutal ermordet wurde. Ich hatte schon daran gedacht, auf eigene Faust mit Theron Kontakt aufzunehmen, aber andererseits hätte er auch gute Gründe haben können, sich still zu verhalten.» Olivier lächelte grimmig. «Wie es jetzt aussieht, hatte er Gründe.»
    Als wir in das dichtbewaldete Bergland hinauffuhren, vorbei an dunklen Flüssen und weiß schäumenden Wasserfällen, atmete ich gierig die frische Waldluft ein. Und dann erzählte Bambi ihre Geschichte, und die letzten Puzzleteilchen, die ich ebensolange gesucht, wie ich sie geflissentlich übersehen hatte, fanden endlich den richtigen Platz.
    «Meine Mutter Halle wurde von ihrem Vater, Hillmann von Hauser, aufgezogen», sagte Bambi. «Wie du siehst, benutzen auch Wolfgang und ich den Namen unseres Großvaters.»
    «Soviel ich meine Mutter Jersey neulich am Telefon verstanden habe, habt ihr verschiedene Väter», sagte ich, obwohl ich wirklich nicht groß herausstellen wollte, daß Bambi das uneheliche Kind meines abscheulichen Vaters Augustus war. Aber wieder war ich diejenige, die sich überraschen lassen mußte.
    «Verschiedene Väter, ja – aber sie hatten denselben Familiennamen», sagte Bambi. «Wolfgangs Vater, der Ehemann meiner Mutter Halle, war Earnest Behn.»
    Solche Enthüllungen über meine Familie schockierten mich nicht mehr. Aber nach dem, was Bambi zuvor gesagt hatte – daß Wolfgang Sam getötet hatte –, wußte ich, daß dies wirklich wichtig war, denn es bedeutete, daß Sam und Wolfgang denselben Vater hatten: Earnest Behn. Sie waren Halbbrüder – so wie Bambi und ich durch meinen Vater Augustus Halbschwestern waren. Ich sah zu Dark Bear hin, der am Steuer saß, aber meinen Blick aus dem Augenwinkel auffing, und er nickte bestätigend. «Ja, das habe ich gewußt», sagte er. «Ich habe Earnest Behn viele Jahre gekannt. Er war ein schöner Mann, und er war reich. Einige Zeit vor dem Krieg kam er nach Nordwestidaho, um Land zu kaufen, auf dem es Bodenschätze gab – fünfzigtausend Acres (über zweitausend Hektar) nördlich von Lapwai, darunter zahlreiche unberührte Berge und Höhlen, einen riesigen Brocken unserer Mutter Erde. Dann kam der Krieg, und er wurde noch reicher.
    Nach dem Krieg war Earnest Mitte Vierzig. Er fuhr wieder nach Europa, wo er die junge Halle heiratete und einige Zeit blieb. Sie hatten einen Sohn, Wolfgang. Dann kam Earnest plötzlich zu seinem Besitz nördlich

Weitere Kostenlose Bücher