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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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kennengelernt hast, wäre das alles vielleicht nicht nötig gewesen.»
    «Das glaubt ihr wohl selbst nicht», sagte Olivier. «Kein Mann, der was auf sich hält , läßt zwei Mädels wie euch allein in die Berge.»
    Aber er machte ein langes Gesicht, als Bambi eine kleine Browning Automatic aus der Jackentasche zog und sie mit der Professionalität einer Annie Oakley auf das Dach gerichtet hielt.
    «Steck das Ding weg, bevor jemand verletzt wird! Wo hast du die Waffe überhaupt her?»
    «Mein Großvater Hillmann war Schützenkönig, und ich habe Preise gewonnen mit der Walther, der Luger, der Mauser und allen Browningmodellen», erklärte sie Olivier. «Und ich bin berechtigt, zu me inem Schutz eine Waffe zu tragen.»
    Genau. Man weiß nie, wann jemand versuchen könnte, eine fünfundzwanzigjährige blonde Cellistin umzulegen. Besonders nicht in einer Familie wie der unseren.
    «Laß sie die Waffe mitnehmen», sagte ich zu Olivier. «Vielleicht ist sie uns noch nützlich.»

    Wir folgten Dark Bear durch den langen steinigen Hohlweg. Je höher wir kamen, um so schlechter fanden wir in dem immer gröber werdenden Geröll Halt, und immer wieder traten wir einzelne Felsbrocken ab. Ich hatte wirklich kein Verlangen nach einer weiteren Lawine. Zehntausend Tonnen kullerndem Fels könnte man nicht einmal auf Skiern entkommen.
    Wir erreichten den Gipfel des Bergrückens und sahen ungefähr siebzig Meter unter uns ein dicht bewaldetes Tal mit einem breiten, wie Glas glänzenden Fluß und noch etwas, das ich sofort erkannte, so daß ich genau wußte, wo wir waren. Es war Sams Lieblingsplatz im nördlichen Idaho an den oberen Mesa Falls.
    Der Fluß weitete sich hier, und an der Abbruchkante stürzte er in einem einzigen glatten Bogen, der in der Sonne golden glänzte, in die Tiefe. Nur das ständig von unten heraufstäubende Wasser ließ ahnen, welche Wassermengen dort unten auf den Fels krachten und ihn zu Kieselsteinen und Sand mahlten. Ich war vor Jahren als Teenager mit Sam hier gewesen. Es war mein letzter Ausflug, bevor ich wieder in die Schule mußte, und Sam wollte mir seinen Geheimplatz zeigen.
    «Ich habe ihn einmal beim Angeln gefunden», erzählte er mir. «Ich war noch ziemlich klein und ganz allein unterwegs. Hier ist sehr lange niemand hergekommen – vielleicht seit Tausenden von Jahren.»
    Hand in Hand waren wir durch das seichte Wasser oberhalb des Wasserfalls gewatet und drüben, am gegenüberliegenden Ufer, an den Felsen hinuntergeklettert. Unten fanden wir einen schmalen Felsspalt, der nur zu sehen war, wenn man direkt davorstand, und der so nah an dem niederdonnernden Wasser lag, daß in der ständigen Feuchtigkeit beide Seiten mit glitschigem Moos bewachsen waren. Sam schob sich seitlich in den Spalt und zog mich hinter sich her.
    Wir befanden uns in einer großen Höhle hinter dem brausenden Wasser, das wie ein Schleier vor der Höhle herunterfiel. Ein paar Meter im Inneren der Höhle wurde es stockfinster. Sam schaltete seine Taschenlampe ein – und was ich sah, war einfach atemberaubend.
    Wände und Decken waren mit Kristallen besetzt, die in allen Regenbogenfarben schillerten. Und überall schimmerten Regenbogen, wo sich das Licht in dem wirbelnden Wasserstaub und den unzähligen Prismen brach.
    «Wenn ich mich oder dich oder irgend etwas Wertvolles verstecken müßte», sagte Sam in der atemlosen Stille, die uns in diesem Hohlraum unter dem dahinschießenden Wasser umgab, «wüßte ich keinen besseren Platz als diesen.»
    Und als ich jetzt mit Dark Bear und Olivier und Bambi auf dem hohen Felsen oberhalb des Wasserfalls stand, wußte ich, warum wir hier waren und was sich dort unten in der Höhle befand.

    Für den Abstieg über felsiges Gelände, durch Gebüsch und Wald brauchten wir eine halbe Stunde. Als wir schließlich eine freie, flache Uferstelle oberhalb des Wasserfalls erreicht hatten, wandte ich mich zu den anderen um und rief ihnen über das Getöse der stürzenden Wassermassen zu: «Wir müssen hier über den Fluß waten. Es gibt meilenweit keine andere Stelle, wo er flach genug ist, um ihn sicher zu überqueren!»
    «Ohne Brücke ist er für mich nirgends sicher zu überqueren», sagte Olivier und sah mich mit angstgeweiteten Augen an. «Ich kann nicht schwimmen!»
    «Dann ist es wirklich zu gefährlich», sagte ich. «Das Wasser ist zwar höchstens knietief, aber die Strömung ist oberhalb des Wasserfalls besonders stark. Bleib lieber hier, während wir hinübergehen und Sam

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