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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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– vielleicht meinte sie «Gesellschafterin». Aber sie hatte auch «Freundin» gesagt, nicht wahr? Als Hieronymus auf sie zukam, ging sie an ihm vorbei, als ob sie ihn nicht sehen würde, und trat an das Bett meiner Mutter.
    Sie nahm die kleine Zoe wie ein kleines Kissen vom Bett und legte sich das Kind einfach über die Schulter. Zoe, die mit dem Kopf nach unten hing, wandte mir das Gesicht zu und hob wissend eine Augenbraue, als teilten wir ein interessantes Geheimnis.
    «Frau Hermione», sagte Pandora zu meiner Mutter, «wenn ich eine Fee wäre, die Ihnen vor Ihrem Tod drei Wünsche – für jedes Ihrer drei Kinder einen – gewähren würde, wie würden Ihre Wünsche lauten?»
    Die Dienstboten begannen zu flüstern. Zweifellos waren sie ebenso erschrocken wie ich über das kühne Auftreten dieser Dame, die den Hausherrn einfach stehenließ und den bevorstehenden Tod und die letzten Wünsche ihrer Herrin wie eine Art Gesellschaftsspiel behandelte.
    Aber noch überraschender war die Veränderung, die mit meiner Mutter vor sich ging. Plötzlich kam Farbe in ihr bleiches Gesicht; ein rosiger Hauch legte sich über ihre Wangen. Obwohl ich heute noch schwören würde, daß beide kein einziges Wort sagten, schienen sie einander etwas mitzuteilen. Nach einer Weile nickte meine Mutter, als würde sie etwas bejahen. Als sie die Augen schloß, lächelte sie noch immer.
    Pandora drehte sich um, wobei Zoe auf ihrem Rücken wie das Ende einer Pelzstola mitschwang, und sah Earnest und mich an.
    «Wie ihr Kinder wißt, darf man Wünsche nicht laut sagen, sonst verlieren sie ihre Zauberkraft», erklärte Pandora. «Deshalb werde ich jedem von euch den Wunsch eurer Mutter ins Ohr sagen.»
    Dann ließ sie Zoe von der Schulter auf das Bett gleiten und zupfte kopfschüttelnd an den gestärkten Haarschleifen.
    «Armes Mädchen, sie haben dich garniert wie eine Weihnachtsgans», sagte sie zu Zoe, löste die steifen Bänder aus Zoes Haar, während sie ihr den Wunsch ihrer Mutter ins Ohr flüsterte. Dann sagte sie: «Jetzt kannst du deiner Mutter einen Kuß geben und ihr für ihren Wunsch danken.»
    Zoe krabbelte über das Bett und tat, wie ihr geheißen. Pandora ging zu Earnest, flüsterte ihm etwas ins Ohr und schickte ihn zu unserer Mutter.
    Was mich betraf, so glaubte ich nicht, daß man mir noch etwas wünschen konnte, war ich doch eben wie ein Leibeigener an Hieronymus Behn verkauft worden, der keine Zeit verlieren würde, meine Zukunft ebenso gründlich zu zerstören, wie er meine Gegenwart und meine Vergangenheit ruiniert hatte.
    Vielleicht bildete ich es mir ein, aber mein Stiefvater, der noch immer in meiner Nähe stand, schien zu erstarren, als Pandora in ihrem raschelnden grauen Seidenkleid auf uns zukam. Nun schien sie ihn nicht nur zu bemerken – sie blickte ihm sogar direkt in die Augen, und das mit einem Ausdruck, den ich mir nicht erklären konnte. Sie legte mir wieder die Hand auf die Schulter und beugte sich so dicht an mein Ohr, daß sich unsere Wangen berührten. Ich roch den Duft ihrer warmen Haut und fühlte die gleiche Erregung wie zuvor. Aber bei ihren Worten, die sie mit großem Nachdruck sagte, lief es mir kalt über den Rücken.
    «Du darfst dir nichts anmerken lassen, du mußt unbedingt tun, was ich dir jetzt sage», flüsterte sie. «Seit du hier bist, sind wir alle in großer Gefahr – und vor allem du. Um es dir zu erklären, werde ich dich aus diesem Haus bringen, das voller Spione und Lügen und Leid ist. Ich werde es morgen versuchen, verstanden?»
    Gefahr? Was für eine Gefahr? Ich verstand nichts, aber ich nickte. Pandora drückte kurz meine Schulter und kehrte an das Bett zurück, wo sie die Hand meiner Mutter nahm und sich an die Dienerschaft wandte.
    «Frau Behn ist glücklich, ihre Kinder endlich beisammen zu sehen», sagte Pandora. «Aber jetzt ist sie müde und braucht Ruhe.»
    Bevor die Hausangestellten hinausgegangen waren, rief Pandora meinem Stiefvater quer durch das Zimmer zu: «Herr Behn, Ihre Frau möchte, daß Sie gleich morgen früh anspannen lassen, damit die Kinder und ich eine Stadtrundfahrt machen können, bevor Lafcadio wieder in die Schule zurück muß.»
    Mein Stiefvater schien einen Augenblick zu zögern, bevor er eine leichte Verneigung in ihre Richtung machte.
    «Mit Vergnügen», sagte er, obwohl es nicht so klang. Dann wandte er sich abrupt ab und verließ das Zimmer.
    Als wir am nächsten Morgen das Haus verließen, schneite es. Aber weder dunkle Wolken noch

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