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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich zu Bambi und Olivier, die beide wie Fische glotzten.
    «Gavroche, die Geschichte war fast zu Ende», sagte Laf. «Für mich ist sie zu Ende», erklärte ich ihm, während ich
    meinen noch halbvollen Teller mit einem köstlichen Omelett mit geräuchertem Lachs wegschob und aufstand.
    «Wo gehst du hin?» fragte Laf.
    Olivier kämpfte mit seiner Serviette und versuchte, die protokollarische Frage zu lösen, ob er mein Gast war oder der von Laf. Ich bedeutete ihm sitzenzubleiben.
    «Ich mache einen Spaziergang», sagte ich. «Ich brauche ein bißchen frische Luft, bevor du mir noch mehr solche Sachen zu schlucken gibst.»
    «Ich bitte dich nur, noch ein wenig Champagner zu schlucken», sagte er lächelnd und meinen heilen Arm tätschelnd. «Danach mache ich mit dir einen Spaziergang. Oder wollen wir schwimmen gehen, während dein Freund hier Bambi ein wenig die Berge zeigt? Das heißt, wenn Sie Lust haben.» Laf sah Olivier fragend an, der sofort aufsprang.
    Nach einem tumultuösen Aufbruch mit Kellnern, Mänteln, Stühlerücken und Umarmungen verschwanden Bambi und Olivier, und Laf und ich begaben uns nach draußen zu dem runden, von einer Glaswand geschützten Thermalbad, von dem man ringsum auf Berge und durch das geöffnete Dach in den Himmel blickte. Volga Dragonoff brachte uns Badeanzüge.
    «Onkel Laf», sagte ich, als wir beide endlich allein waren und in dem dampfenden, herrlich entspannenden Mineralwasser saßen, «wie konntest du nur eine so lächerliche Geschichte erzählen? Olivier ist ein Freund von mir, aber er ist auch mein Kollege. Nach diesem Brunch wird er meine Familie für noch verrückter halten, als sie tatsächlich ist.»
    «Verrückt? Ich finde nicht, daß meine Geschichte verrückt ist», widersprach Laf. «Sie ist Wort für Wort wahr.»
    Er ließ sich bis über den Kopf ins Wasser gleiten. Als er wieder auftauchte, lag seine silberne Mähne glatt an, so daß seine eisblauen Augen voll zur Geltung kamen. Als junger Mann mußte er phantastisch ausgesehen haben. Kein Wunder, daß sich Pandora in ihn verliebt hatte… aber war das nicht ein Teil des Problems?
    «Alles, was du gesagt hast, war erfunden», erklärte ich Laf, «besonders die Sache über unsere Familie. Es ist das erste Mal, daß ich gehört habe, dein Vater sei Engländer und habe ein Hundert-Millionen-Dollar-Vermögen besessen. Und wenn Pandora meinen Großvater Hieronymus wirklich so haßte, wie du sagst, warum hat sie ihn dann noch im selben Jahr, als du erst zwölf warst, geheiratet? Warum ist sie lange genug bei ihm geblieben, um ein Kind von ihm zu bekommen – meinen Vater?»
    «Ich kann mir Augustus Version der Geschichte schon vorstellen», sagte Laf mit einem Anflug von Zynismus, «aber jetzt, wo wir allein sind, werde ich dir offen sagen, wie es war, auch wenn ich es nicht gerne tue, denn es handelt sich schließlich um deinen Großvater. Aber du hast gefragt, Gavroche, warum Pandora einen so verabscheuungswürdigen Mann geheiratet hat, und das ist eine gute Frage.
    Als wir an jenem Abend in Wien nach Hause kamen, erfuhren wir, daß meine Mutter während unserer Abwesenheit gestorben war. Zoe und Earnest waren verzweifelt und völlig außer sich, und wir wurden alle früh zu Bett geschickt. Am nächsten Morgen wurde ich von einem kräftigen männlichen Dienstboten zum Zug nach Salzburg gebracht.
    Danach habe ich Pandora fast fünf Jahre lang nicht mehr gesehen, denn sie wurde aus Wien weggebracht. Dann kam der Erste Weltkrieg, und erst danach erfuhr ich, daß sie damals noch in derselben Nacht nach dem Tod meiner Mutter von meinem Stiefvater vergewaltigt wurde. Er zwang sie, ihn zu heiraten, indem er ihr drohte, er würde Dinge über sie enthüllen, die sie und ihre Familie in große Gefahr bringen könnten.»
    «Er hat was? Bist du wahnsinnig?» flüsterte ich. «Nein, aber damals dachte ich, ich müßte wahnsinnig
    werden», erwiderte Laf mit einem schmerzlichen Lächeln. Ich erkannte an der Art, wie er sprach, daß er die Wahrheit sagte, und fragte mich, ob er jemals mit einem anderen darüber gesprochen hatte.
    «Warum erzählst du nicht zu Ende, Onkel Laf?» sagte ich, während ich ein Stückchen näher rückte und die Hand auf seine Schulter legte. «Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich möchte wirklich alles wissen.»
    «Dann laß mich dort fortfahren, als wir mit Wolf in unserer Kutsche zur Hofburg fuhren, um die Waffensammlung zu besichtigen und den geheimnisvollen und faszinierenden Schatz, den er dort

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