New York für Anfaengerinnen
noch Delfine sehen«, versprach Tom.
Zurück am Strand sammelten sie in paar Kokosnüsse auf, um sie später zu knacken. Zoe duschte sich unter der Freiluftdusche ab und machte es sich in der Hängematte auf der Veranda bequem. Ein Traum. So schön. So friedlich.
Eindringliches, leises Argumentieren weckte sie aus selbigem. »Ich finde, ›Fehler‹ ist eine sehr harte Wortwahl.«
Pause.
Ein paar ungeduldige Schritte im Wohnzimmer, bei denen die Fußbodendielen knarrten. Zoe musste sich wirklich anstrengen, um zu hören, was Tom am Telefon sagte.
»Natürlich respektiere ich deine Ratschläge, Kitty.«
Zoes Name war zwar nicht erwähnt worden, aber sie spürte ganz genau, dass sich diese angespannte Diskussion nur um sie drehen konnte.
»Sie ist nun einmal anders.«
Anders? Was heißt hier anders?, fragte sich Zoe wütend. Anders wie in: Sie ist eben ein Dschungelmädchen, das noch zivilisiert werden muss?
»Dafür gibt es Eheverträge.«
Wofür gab es Eheverträge? Für geldgierige gold diggers , die sich reiche Männer angelten?
Zoe fand, es war langsam an der Zeit, dass ein bestimmter Herr endlich einmal Partei ergriff. Und zwar die richtige!
»Mutter, ich denke nicht, dass das eine Angelegenheit ist, in die du dich einmischen solltest.«
Okay.
»Das ist das Ende der Diskussion.«
Schon besser.
»Ich liebe sie.«
Na, geht doch.
Dann donnerte der Hörer auf eine altmodische Telefongabel, gefolgt von einem Fluch. Zoe hätte schwören können, dass Tom gerade so etwas wie crazy old cow gesagt hatte, aber das hätte ein Mann mit seiner Erziehung natürlich niemals getan. Sie hörte Schritte, die Richtung Terrasse kamen, drehte sich schnell auf die Seite und stellte sich schlafend.
Tom legte sich zu ihr in die Hängematte. »Bist du wach, Darling?«
»Jetzt schon. Was gibt’s? Werden nun die französischen Cornichons gereicht?«
»Wollte nur wissen, ob ich dich geweckt habe.«
»Hast du«, flunkerte Zoe, aber Tom merkte es nicht, weil sie ihm den Rücken zugekehrt hatte.
Langsam drehte sie sich zu ihm um und schaute ihm fest in die Augen. »Wenn du auch dieses Mal nur mit mir spielst …«
Tom sah sie verblüfft an. »Das tue ich nicht. Und das weißt du ganz genau!«
»… dann bringe ich dich um, Fiorino.«
»Ehrlich. Noch nie war mir etwas so ernst.«
»Und mache Hackfleisch aus dir …«
»EH-REN-WORT.«
»… das ich an einen britischen Hundefutterverarbeiter verscherbeln werde …«
»Ich liebe dich, Zoe Schuhmacher.«
»… der das Zeug dann an die Viecher der Queen von England verfüttern wird.«
»Jetzt halt endlich die Klappe und küss mich!«
*
Am Sonntagmorgen wurde Zoe vom Klirren eines Stapels Geschirr geweckt.
» Happy birthday, Darling .« Tom küsste sie und stellte das Tablett mit dem Frühstück aufs Bett. Dann brachte er einen großen Karton mit einer noch größeren roten Schleife und deponiert ihn am Fußende des Bettes.
Zoe war ganz aufgeregt vor Freude. Obwohl sie immer noch fest davon überzeugt war, dass jetzt mit fünfunddreißig das Ende ihres Lebens beginnen würde. Sie schlängelte sich um das Frühstückstablett herum aus dem Bett, ging die wenigen Schritte zu ihrem Geschenk und begann die Verpackung aufzureißen, ungeduldig wie eine Vierjährige, die ein Weihnachtsgeschenk aufriss, in dem sie eine Barbie-Prinzessin vermutete. Doch dann hielt sie wie gelähmt inne. Tom hatte ihr einen Kitchenaid-Küchenmixer zum Geburtstag geschenkt. In Retro-Silber. Mit Glasschüssel.
»Für deine neue Küche«, rief er und strahlte sie an.
Zoe wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Ein Küchenmixer! EIN KÜ-CHEN-MIX-ER! War dieser Mann von allem guten Geschmack verlassen? Sie hatte nun wirklich nicht mit einem Diamantencollier gerechnet oder einem Vintage-Dior-Abendkleid, oder vielleicht nur klammheimlich. Aber ein Küchenmixer, das war wie eine Krawatte und ein Paar Socken zu Weihnachten. Warum nicht gleich ein Bügelbrett? Ein solches Geburtstagsgeschenk würde ein Herr Beimer in der Lindenstraße seiner Frau machen. Nach der Aluminiumhochzeit. Und bevor die Beimers dann gemeinsam beschließen würden, dass sie sich in Zukunft gegenseitig nichts mehr schenken würden, weil sie ja sowieso schon alles hatten. Zoe war fast so weit, sich umzuschauen, ob irgendwo versteckte Kameras angebracht waren. Sie war hier im falschen Film! Im völlig falschen Film!
Tom schien ihre Enttäuschung zu ahnen. »Gefällt der Mixer dir etwa nicht?«, fragte er
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