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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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Villa waren es fünf Minuten Fußmarsch auf einem Sandweg. Statt ins Haupthaus mit seinem Atrium-Wohnzimmer und der Terrasse, die zum Infinity-Pool hinausführte, ließ Tom das Gepäck nach nebenan ins Gästehaus bringen.
    »Dort ist es gemütlicher. Und wir sind weiter weg vom Personal, das im Haupthaus wohnt.«
    Der Weg zum cottage führte durch einen Palmenhain und an himbeerfarben blühenden Hibiskusbüschen vorbei. Es ging drei breite Holzstufen zu einer Terrasse mit zwei Schaukelstühlen hinauf. Zwischen einem der Terrassenpfosten und einer ziemlich windschiefen Palme war eine Hängematte gespannt. Die »Hütte« hat »nur« zwei Schlaf- und ein Wohnzimmer. Das Bad war seitlich angebaut und bestand aus einer Freiluftdusche und einer wunderschönen alten Badewanne auf Klauenfüßen, alles umgeben von Bambuswänden und ohne Dach. Die einzigen Geräusche in diesem Paradies waren das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Meeres.
    Zoe sprang Tom in einem Anfall von Übermut an, fiel ihm um den Hals und verhakte ihre Füße hinter seinen Hüften. Er drehte sie ein Mal im Kreis.
    »Es ist wunderschön hier! Das muss das Paradies sein! Ich kann gar nicht fassen, dass der olle Kolumbus noch weitergefahren ist, weil er glaubte, etwas Besseres entdecken zu können.«
    Dann küsste sie ihn, und sie bewegten sich, motorisch etwas gefordert – küssen, einen guten Zentner Zoe tragen, geradeaus laufen, alles nicht so einfach –, gen Schlafzimmer.
     
    Der Samstagmorgen im Paradies fing gebührend mit einem Frühstück unter Palmen an.
    »New Yorker Bagels? Auf einer einsamen Insel auf den Bahamas? Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«, fragte Zoe erstaunt, nachdem ein Hausangestellter ein völlig überladenes Frühstückstablett auf dem Verandatisch abgestellt und kurz höflich geklopft hatte, bevor er oder sie wieder verschwand.
    »Mein Onkel ist etwas eigen mit der Bestückung seiner Kühlschränke. Egal ob in der Stadt, hier, auf Martha’s Vineyard oder in Aspen – es gibt eine genaue Liste von Nahrungsmitteln, die das Hauspersonal immer bereitzuhalten hat, falls er überraschend anreist.«
    »Und was steht da noch so drauf?«
    »McVitie & Pricie’s Digestive Biscuits und Vinegar and Salt Chips aus Großbritannien, französische Cornichons von Fallott. Solche Sachen eben.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass dein Onkel ein Food Snob ist. Die Küche gestern Abend hat ausgesehen, als sei darin noch nie gekocht worden.« Wäre die Küche im Haupthaus eine Kantine, hätte sie mit ihren extra breiten Doppel-Gasbacköfen und den zwölf Gaskochstellen sowie einem Kühlschrank mit zwei Flügeltüren locker die Angestellten eines mittelständigen Betriebes versorgen können.
    »Ist es vermutlich auch nicht. Das, was du gesehen hast, ist nur die Showküche. Im Personaltrakt gibt es eine richtige, wo tatsächlich das Essen zubereitet wird.«
    Eine solche kleine Nebeninformation warf Zoe mittlerweile nur noch ein wenig aus der Bahn. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass ihr Freund anders war. Nicht nur, weil er ein paar Nullen mehr auf dem Bankkonto hatte. Er schien einer längst vergangenen Welt entsprungen zu sein, die ihr so fern war wie Matthew Crawley die Marotten des Downton Abbey Clans. Zoe wandelte in dieser WASP-Welt stets ein bisschen verblüfft umher, aber mit der Neugierde eines Anthropologen, der die seltsamen Sitten eines bisher unentdeckten Menschenvolkes ergründete. Das wirklich Verblüffende war aber, dass Tom sich sowohl in dieser wie auch in der realen Welt exzellent zurechtfand. Er ging zurückhaltend und fast schon selbstironisch mit seiner Herkunft um. Er war sich als eines der prominenten Mitglieder des lucky sperm club , wie Finanzmogul Warren Buffet die Kinder reicher Eltern nannte, seines unverdienten Glückes bewusst. So als hätte ein Lottogewinn des Lebens ihm eben diesen Platz zugeteilt. Und deshalb – nur deshalb – liebte ihn Zoe.
     
    Nach dem Frühstück gingen Zoe und Tom schnorcheln. Toms Quicksilver Shorts hingen ihm verlockend tief auf den Hüften, als er einen Hechtsprung ins türkisfarbene Wasser machte und Richtung Riff kraulte. Zoe fühlte sich ein bisschen wie in Blaue Lagune für Volljährige. Unter Wasser sah es aus wie in einem Aquarium. Inmitten eines Schwarms Clownfische segelte eine Wasserschildkröte scheinbar federleicht über Korallen hinweg. Unter einem Felsbrocken streckte ein fetter Hummer seine Fühler hervor.
    »Bis zum Ende des Wochenendes werden wir auf jeden Fall

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