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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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alleine, ohne Tom.
    »Vielleicht habe ich dann doch schon etwas vor.«
    »Ach komm schon«, versuchte Tom sie zu überreden. »Kitty würde sich sicher sehr freuen. Du solltest ihr nach dem etwas holprigen Start damals in den Hamptons noch eine Chance geben.«
    Zoe fand das irgendwie nicht fair. Der holprige Start war ja schließlich nicht von ihr verursacht worden, sondern von Kitty. Wieso sollte sie jetzt also auf vernünftig machen? Sie sah Tom an, der den männlichen, bettelnden Hundeblick absolut perfektioniert hatte.
    »Also gut. Aber nur dir zuliebe.«
     
    *
     
    Zoe hatte das konservativste Outfit gewählt, das in ihrem Schrank zu finden war. Einen schwarzen Theory-Hosenanzug. Dazu trug sie eine cremefarbene Seidenbluse mit einer Oma-Schleife am Kragen, wie es zurzeit in war. Sie war so aufgeregt wegen dieses Lunches, als hätte sie ihr erstes Vorstellungsgespräch.
    Zoe betrat das Restaurant im Four Seasons Hotel an der 52nd Street.
    »Ich habe eine Verabredung zum Lunch«, sagte sie der Hostess am Eingang.
    »Im Grill Room oder im Pool Room, gnädige Frau?«, antwortete diese wohlerzogen.
    Zoe zögerte. Es war ihr unangenehm. »Das weiß ich leider nicht. Ich wusste nicht, dass es hier …«
    »Mit wem sind Sie denn verabredet?«, unterbrach die Hostess sie ungeduldig, was Zoe wiederum alles andere als wohlerzogen fand.
    »Mit Katherine Whitney Fiorino.«
    Die Platzanweiserin schälte sich hinter ihrem kleinen Stehtisch hervor und ging wortlos voran. Zoe sah sich um. Sie wurde zweifellos in den Pool Room geführt, der wenig überraschend einen weißen Marmorpool in der Mitte stehen hatte, an dessen vier Ecken je eine riesige Palme thronte. Sie kam sich ein bisschen vor wie bei Mad Men . Zoe konnte sich sehr lebhaft vorstellen, welche Alkoholgelage Don Draper hier in den Sechzigern gefeiert hätte.
    »Madame Fiorino sitzt immer an Tisch vier«, erklärte die Hostess, als sie an einer Sitznische angekommen waren, wo man zwar von allen im Restaurant gesehen wurde, die aber so viel Privatsphäre bot, dass man nicht von allen gehört wurde.
    Zoe nahm Platz. Sie war die Erste, was ihr unangenehm war. Kitty Fiorino ließ sie also warten, dachte Zoe. Wobei es sich dabei vermutlich um ein gerne genutztes und wahrscheinlich nie unwirksames Demütigungsritual handelte. Zoe zog ihr iPhone aus der Tasche und daddelte darauf herum. Irgendetwas musste sie ja tun.
    »Die Deutschen sind immer so vorzüglich pünktlich«, materialisierte sich plötzlich eine Frau vor ihr wie aus dem Nichts. Katherine Whitney Fiorino, unnahbar in nude -farbenem Sommer-Kashmir. Ihre Begrüßung klang wie ein Vorwurf.
    Zoe sprang wie eine Feder von ihrem Stuhl auf und realisierte in derselben Sekunde, wie unsouverän das ausgesehen haben musste. Kitty streckte ihr großmütig die Hand entgegen und musterte sie.
    »Guten Tag, meine Liebe. Gehen Sie heute noch auf eine Beerdigung?«
    Kitty setzte sich. Ganz offensichtlich war das eine rhetorische Frage, die keiner Antwort bedurfte. Madame Fiorino schien förmlich riechen zu können, wie viel Sorgfalt Zoe in die Auswahl ihrer Kleidung gesteckt hatte. So viel, dass sie als verkleidet rüberkam. Zoe fühlte sich von der ersten Minute des Lunches an vollkommen durchschaut.
    Bevor sie sich wieder vollständig fassen konnte, traten zwei weitere Ladies who lunch an den Tisch. Eine Dame in Kittys Alter, die bis zum Kashmir-Twinset ein Klon von Toms Mutter hätte sein können. Und eine jüngere Version davon, die vermutlich fünfundzwanzig war, riet Zoe. Beide hatten die Gesichtszüge von Wachsmuseumsfiguren, die man sich nur mit viel Geld und viel Gift erspritzen konnte. In welchem Labor sind die denn gezüchtet worden?
    Kitty begrüßte die Neuankömmlinge gönnerhaft mit jeweils einem Luftküsschen auf die Wange. Man kannte sich halt.
    »Darf ich vorstellen? Binky Astor und ihre Tochter Weezie aus Newport, Rhode Island. Und das ist Zoe Schuhmacher. Eine Freundin der Familie aus Deutschland.«
    Die beiden Astor-Damen mit den eigenwilligen Namen musterten Zoe misstrauisch, als ob sie vom Mars kommen und womöglich gleich unappetitlich explodieren würde. Und Zoe wunderte sich, seit wann sie eine Freundin der Familie war und nicht Toms Freundin. Was wollten diese beiden Laborzüchtungen überhaupt hier? Kitty alleine war schon Alptraum genug.
    »Sommern Sie in den Vereinigten Staaten, meine Liebe?«, rang sich die Ältere dann durch, mit Zoe Konversation zu machen. Zoe war bisher nicht bekannt gewesen,

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