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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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wurde das offiziell illegale Piratenrestaurant von einem Chefkoch mit dem Pseudonym Shiny Knife. Die Anmeldung erfolgte per Internet. Nur wer einen der dreißig Plätze ergatterte, bekam eine Antwort-Mail mit der Location zugeschickt.
     
    Shiny Knife lädt zu einem Fünf-Gänge Probiermenü auf der Dachterrasse einer New Yorker Lagerhalle. Das Dinner beginnt um 8 pm mit Cocktails des hauseigenen Mixologen, Dessert wird um 10.30 pm serviert. Unser Sommelier berät bei der Weinauswahl (nicht im Preis inbegriffen). Tickets: $120 pro Person.
     
    Supper clubs seien die neuen It-Restaurants, sagte Mimi – und hatte Zoe und Tom zwei Tickets für den exklusivsten der ganzen Stadt organisiert. Das Towncar fuhr die Court Street hinunter, wo für Passanten die Chance höher schien, von einem Designerkinderwagen überrollt zu werden als von einem Fahrradfahrer oder Lastwagen. Während man in Manhattan kaum Kinder mit Müttern sah, sondern immer nur mit Nannys, wurde in Brooklyn das Muttersein wie auf einem Laufsteg zelebriert.
    Nachdem sie die Bond Street hinter sich gelassen hatten, veränderte sich das Stadtbild abrupt. Tom und Zoe überquerten eine Holzbrücke mit blau angemalten Geländern und einer Geschwindigkeitsbegrenzung von zehn Meilen pro Stunde. Auf der anderen Seite befanden sich nur noch entkernte Fabrikfassaden, die darauf warteten, irgendwann einmal zu Luxusapartments umgebaut zu werden, sowie düstere Lagerhäuser mit verbeulten, heruntergelassenen Rolltoren.
    »421 Carroll Street. Hier muss es sein, Sir«, sagte Victor, der Fahrer, aber es klang mehr wie eine Frage.
    An der angegebenen Adresse stand ein vierstöckiges Gebäude, dessen Erdgeschoss, zumindest wenn man nach dem Schild an der dunkelgrüngrauen Metalltür ging, einen Sanitätstechniker beherbergte, der »Spezialist für verstopfte Abflüsse und Toiletten« war. Zoe und Tom stiegen zögernd aus, bis Zoe ein dunkelbraunes Heftpflaster erspähte, das über den Namen des einzigen Klingelschildes geklebt war, auf dem ineinander verlaufende Filzstift-Buchstaben die Worte shiny knife bildeten. Im Treppenhaus duftete es verlockend nach geröstetem Lamm. Ganz oben angekommen, entdeckten sie eine Tür, die ein Barhocker offen hielt, und stiegen über eine hohe Schwelle auf das Dach des Lagerhauses hinaus. Unter unzähligen Strängen mit kleinen, funkelnden Partylichtern war eine lange Tafel mit weißer Tischdecke für dreißig Gäste gedeckt. Die 360-Grad-Aussicht war unverbaut. Im Westen ragte die Skyline Manhattans in die Höhe, im Süden konnte man die höchste – und hässlichste – U-Bahn-Station New Yorks, Smith & 9th Sts, auf Stelzen sehen, im Osten kam das hügelige Park Slope, und im Norden lag Downtown Brooklyn, das mit seiner bescheideneren Variante von Skyscrapern wie eine Art armer Bruder Manhattans wirkte.
    Ein junger Mann, der einen Fedora-Hut zu seinem Seersucker-Anzug trug, kam auf Tom und Zoe zu und begrüßte sie. »Hi, ich bin Josh, euer Gastgeber heute Abend.«
    Ein Mixologist reichte Cocktails, die er als manly bezeichnete, also weit entfernt von Mädchenzeugs wie Cosmos oder Appletinis. Er hatte einen Rusty Nail im Repertoire oder den klassischen Sidecar.
    »Sind wir wieder gut, Stranger?«, fragte Zoe fast etwas schüchtern.
    »Natürlich«, antwortete Tom und stieß mit ihr auf einen schönen Abend an. »Aber über den Vertrag reden wir noch. Du sollst schließlich abgesichert sein. Für den Fall der Fälle.«
    Zoe, der das ganze Gerede über Gütertrennung und mögliche Scheidung – vor der Hochzeit! – überhaupt nicht gefiel, antwortete pikiert: »Falls Vicky noch einmal aus dem Gebüsch springt und dich zurückerobert, oder was? Wie wahrscheinlich ist das?«
    Tom seufzte und sah sie enttäuscht an, wie man einen Hund in der Hundeschule anschaut, vom dem man nach einer Stunde »Platz!«-Üben eigentlich hätte erwarten können, dass er es nun endlich kapiert hat. »Ein andermal, okay?«
     
    Als endlich alle Gäste eingetrudelt waren, wurden Kanapees gereicht: gebackene Wachteleier, Zucchiniblüten im Teigmantel und Maryland-Mini-Crabcakes. Zoe sah sich um. Sie war sich sicher, dass alle Gäste hier irgendetwas schrecklich Kreatives oder Gutmenschiges machten. Lampendesign vielleicht oder Fundraising für Frauenarbeitsprojekte in Afghanistan. Die Brooklyn-Boheme eben.
    Sie setzten sich an die lange Tafel. Als Vorspeise gab es Zuckermaispüree mit Popcorngarnelen.
    »Hi, ich bin Tyler«, stellte sich der Mann zu Zoes Rechten

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